Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
Vom Netzwerk:
stapelten, an Souvenirläden, in denen es Tassen mit dem Union Jack und Andenken an die königliche Hochzeit gab. Ich ging bis zur Regent Street, auf der einen Straßenseite hinauf, auf der anderen hinab. Auf dem Rückweg, am Marble Arch, entdeckte ich ein Kino. Ich kaufte mir ein Ticket für die nächste Vorstellung. Der Film war mir gleichgültig. Hauptsache, er bot Ablenkung.
    Als ich nach Hause kam, war es schon dunkel. Ich hoffte, noch keinem der anderen Bewohner zu begegnen. Ich war noch nicht bereit. Die Tür zum Gegensalon war geschlossen. Das bedeutete, dass Lucas las oder Hausarbeiten korrigierte. Ich ging leise nach oben in mein Zimmer, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Ich schlief, was mir seit Langem nicht passiert war, sofort ein.
    Am nächsten Morgen war die Küche wieder leer, doch auf dem Tisch stand benutztes Geschirr, also hatten Lucas und die Studenten bereits gefrühstückt. Ich setzte Kaffee auf und ging nach oben, um meinen Laptop zu holen. Die Tür zum Zimmer auf der ersten Etage stand offen. Ich sah nicht hin. Das war Aidans Zimmer gewesen. Und wenn ich erst einmal an Aidan denken musste, musste ich an Felix denken, und wenn ich an Felix denken musste …
    Wieder in der Küche goss ich mir einen Kaffee ein und baute meinen Laptop auf. Minuten später war ich online.
    Ich hatte zwei neue E-Mails von Charlie. Eine war sein wöchentlicher Bericht mit dem Betreff: Es war eine unruhige Woche in Boston . Ich verschob sie, wie üblich, ungelesen in den Charlie-Ordner. Die zweite E-Mail, mit dem Betreff Du und der Flug , las ich. Ich schrieb rasch eine Antwort.
    Lieber Charleston . Wir hatten schon als Kinder mit dem Namen des anderen Schabernack getrieben. Ich hatte im Laufe der Jahre erstaunliche Namen angenommen: Ellafant, Ellaquent, Ellagant … Danke für deine Mail. Ja, ich bin gut bei Lucas angekommen.
    Ich überlegte rasch, wie spät es in Boston war. Um diese Zeit war Charlie noch nicht online. Er würde sich aber Sorgen machen, wenn ich sonst nichts schrieb.
    Er ist so wundervoll wie eh und je. Und auch so gastfreundlich wie eh und je .
    Während ich mir den Kopf zerbrach, was ich Charlie noch berichten könnte, traf eine neue E-Mail ein. Von meiner Mutter. Ich klickte auf die Nachricht. Sie stammte nicht von meiner Mutter selbst. Es war ihr Newsletter, verfasst von ihrem Produktionsteam.
    Sie haben die letzte Folge von MerryMakers verpasst? Keine Panik! Hier sind die Highlights. Und vergessen Sie nicht, was Sie auch tun, wo Sie auch sind – essen Sie, trinken Sie, und leben Sie Merry!
    War ich die einzige Tochter auf der Welt, die durch eine Massen-E-Mail von den Umtrieben ihrer Mutter erfuhr? Ich verschob die E-Mail in meinen Später-Ordner und wandte mich erneut meiner Nachricht an Charlie zu.
    Lucas hat mir ein interessantes Jobangebot gemacht. Ich denke darüber nach. Ich halte dich auf dem Laufenden.
    Alles Liebe, bis bald,
    E xxx
    Die Ella von einst hätte sich nicht mit einer Floskel verabschiedet und auch keine derart kurze Mail geschrieben. Sie hätte sich nach Charlies Kindern erkundigt, nach Lucy, hätte um Neuigkeiten und Fotos gebeten. Sie hätte den nächsten Besuch geplant. Vor … vor alldem war ich nach Boston geflogen, wann immer die Ersparnisse es hergaben. Es war wundervoll, Charlie zu sehen. Ich fand den Trubel in seinem Haus, in seinem Leben wundervoll. Ich fand es wundervoll, wie glücklich er mit Lucy war. Wundervoll, wie er mit seinen Kindern umging, wie geduldig er war, wenn sie an ihm herumturnten, wie viel Freude er in ihr Leben brachte, wie viel Liebe sie sich gegenseitig schenkten …
    Tu etwas anderes.
    Sofort.
    Ich trank meinen Kaffee aus und aß ein Schälchen Müsli. Ich ernährte mich sehr spärlich. An jenem Tag hatte ich meinen Appetit verloren, und er war nicht zurückgekommen. Ich hatte an allem das Interesse verloren, ich kannte nur noch Wünschen und Grübeln und …
    Beschäftige dich.
    Ich spülte das Geschirr. Es war ein riesiger Berg. Auf dem Tisch lagen Zeitungen und Krümel. Vermutlich suchte Lucas seine Studenten auch nach diesem Kriterium aus. Ich sah die Anzeige am Schwarzen Brett der Uni vor mir: Zu den unabdingbaren Voraussetzungen gehören ein hohes Maß an Intelligenz, ein Talent für die Lehre und eine Neigung zu Schmutz und Chaos.
    Ich putzte den Kühlschrank. Ich wischte den Küchenboden. Ich wanderte weiter in die Eingangshalle und wischte auch dort. Als Nächstes war der Gegensalon an der Reihe. Ich wusste gar nicht, wo

Weitere Kostenlose Bücher