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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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werden wir das Haus nie mehr verlassen«, sagte sie, schlug ihr Buch auf und legte die Füße auf einen Stuhl. »Wortwörtlich. Irgendwann passen wir nicht mehr durch die Tür.«
    Sie aß zwei große Obstpfannkuchen. Für eine derart zierliche Frau hatte sie einen beträchtlichen Appetit. Sie las beim Essen. Ich musste einen günstigen Moment abpassen, zwischen Kauen und Blättern.
    »Peggy, könnte ich dich wohl um einen Gefallen bitten?«
    »Hm«, sagte sie, ohne aufzusehen.
    »Ich schreibe gerade an einem Artikel über Nachhilfelehrer …«
    »Du schreibst?« Nun war sie ganz Ohr. »Lucas hat doch gesagt, du wärst Redakteurin.«
    »Richtig, ja, aber eine australische Fachzeitschrift hat mich gebeten, über Arbeit und Leben privater Nachhilfelehrer in London zu berichten. So was ist bei uns nicht üblich, und …« Das genügt. »Und da würde ich dir gern ein paar Fragen stellen, wenn ich darf.«
    »Klar, aber mein Leben ist ziemlich langweilig. Studium, Unterricht, Studium, Unterricht. Oh, und neuerdings Essen. Studium, Unterricht, Essen.«
    Ich griff nach Papier und Stift. Bei Lucas lagen immer und überall Notizbücher und Stifte bereit. »Kannst du mir sagen, warum du dich entschieden hast, neben der Promotion als Nachhilfelehrerin zu arbeiten?«
    »Erstens, wegen des Gelds. Zweitens, wegen des Gelds.« Sie lächelte. »Aber ich kann gern lügen und sagen, mich treiben die Liebe zum Studium und der Wunsch, mein Wissen zu teilen, wenn sich das in deinem Artikel besser machen würde.«
    Ich sah auf meine Notizen. Geld. Geld. »Erzähl mir doch was zu dir selbst. Zu deinem Studium.«
    »Das kommt mir wie Das ist Ihr Leben vor, nur ohne Kamera und Mikro, oder?« Sie lehnte sich zurück. »Also, aufgewachsen bin ich in Newcastle, als Älteste von dreien. Einem meiner Lehrer war aufgefallen, dass ich viel gelesen habe, und er fand auch, dass ich das Talent zum Schreiben hätte. Er hat mich zum Nachmittagsunterricht gedrängt, damit ich die entsprechende Förderung bekomme, daraufhin Bestnoten, schließlich die Bewerbung für Oxford. Es war wirklich hart. Ich war die Erste aus meiner Familie, die auf eine Uni gehen wollte, noch dazu auf eine Elite-Uni. Aber ich wurde genommen und fand es toll, ich habe hart gearbeitet und mich ganz gut geschlagen.«
    Ich dachte an ihren Lebenslauf. Sie hatte sich nicht nur »ganz gut geschlagen«. Sie hatte in allen Fächern mit Auszeichnung abgeschlossen.
    »In meinem letzten Uni-Jahr habe ich dann von Lucas und seiner Einrichtung erfahren, bin auf die Warteliste gekommen, und jetzt bin ich hier«, lächelte sie, »schreibe an meiner Diss, lebe mietfrei, und alles Übrige finanziert der Unterricht. Dem Herrn sei Dank für Lucas. Ich könnte es mir sonst weder leisten zu promovieren noch hier irgendwo zu wohnen.«
    »Also ist Geld ein Thema?« Nicht so auffällig, Ella.
    »Wir sind in London. Klar ist Geld ein Thema. Aber ich komm zurecht. Und wenn’s mal knapp wird, klaue ich aus Lucas’ riesigem, nicht katalogisiertem Bestand ein paar antiquarische Bücher und verkaufe sie auf dem Camden Market.« Sie sah mich an und lachte. »Das war ein Scherz, Ella. Aber, glaub mir, bei manchem meiner Schüler kommt es mir echt hoch. Meine Eltern mussten alles zusammenkratzen und immer nur sparen, um mir Schule und Uni zu ermöglichen. Ich habe jeden Job gemacht, geputzt, gekellnert. Und dann sitze ich in diesen prächtigen Zimmern und unterrichte reiche, verwöhnte Blagen, die nicht lernen wollen und nicht lernen müssen, weil ihre Eltern ihnen sowieso jeden Job und jede Position erkaufen oder über ihre Kontakte besorgen können, egal, was für Noten die Kinder haben. Ich weiß, dass ich ihretwegen Arbeit habe, aber wenn das Jahr vorüber ist, werde ich als kommunistische Hardlinerin durch die Straßen ziehen und ›Reichtum teilen!‹ rufen.«
    Ich sah auf mein Notizbuch. Die Seite war noch immer leer, bis auf Geld. Geld. »Dank dir, Peggy, dank dir sehr.«
    »Gern. Gibt’s noch Pfannkuchen?«
    Danach sprach ich mit Mark. Er aß vier Pfannkuchen und fragte, ob ich ihn damit bestechen und zum Reden bringen wollte. Ich gestand, dass es so war.
    »Kannst du mir sagen, was dir am Unterrichten gefällt?«, fragte ich, den Stift im Anschlag.
    »Es öffnet die Türen zu den Häusern der Reichen, sodass man sich in Ruhe für spätere Raubzüge umsehen kann.«
    Allmählich glaubte ich, dass Lucas’ Gegensalon verwanzt war. »Im Ernst«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist leicht

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