Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)
genügend Leute darauf reinfallen.« Er schaute wieder auf die Uhr. »Da wir gerade davon sprechen, ich muss los. Danke fürs Frühstück. Ich habe dir hoffentlich geholfen?«
Ich sah nach unten. Meine Seite war leer. »Sehr sogar, danke.«
Kapitel 13
Als ich mich am nächsten Morgen in meinen Computer einloggte, wartete eine neue E-Mail auf mich. Sie stammte aus der Redaktion eines viel gelesenen australischen Frauenmagazins.
Liebe Ella,
wir wollten Ihnen die frohe Kunde überbringen, dass wir Ihrer Mutter Merry in der Herbstausgabe ein sechsseitiges Feature widmen werden. Wir sind alle wahnsinnig gespannt darauf, Ihre Mutter kennenzulernen. Unsere LeserInnen können sich jetzt schon auf aufregende Storys über ihr Leben und ihren unglaublichen Weg zum Erfolg freuen! Neben Merry und ihrem Ehemann wollen wir auch ihre liebsten Angehörigen befragen, selbstverständlich also auch Sie, die älteste Tochter!
Wir haben schon sensationelle Fotos von Merry und Jess am Set gemacht, aber wir würden Sie gern alle gemeinsam fotografieren. Selbstverständlich übernehmen wir die Reisekosten nach Melbourne. Würden Sie uns freundlicherweise mitteilen, welche Daten Ihnen passen würden?
Ich danke Ihnen und freue mich, von Ihnen zu hören!
Ich löschte die E-Mail.
Holte sie aus dem Papierkorb. Löschte sie erneut.
Hieran traf Mum keine Schuld. Sie war zwar manchmal allzu sehr mit sich beschäftigt, zerstreut und auch gedankenlos, aber so etwas hätte sie mir kein zweites Mal angetan. Oder?
Ich holte die E-Mail erneut zurück und schrieb eine kurze Antwort. Es tue mir leid, ich sei außer Landes und stünde für dieses Vorhaben nicht zur Verfügung. Ich zögerte kurz, dann schrieb ich eine zweite Mail, an Mums Privatadresse. Ich hätte ihr und Walter schon längst sagen müssen, dass ich in London war.
Mum, ich wollte dir nur kurz mitteilen, dass ich nicht mehr in Margaret River bin. Ich habe mich entschieden, eine Weile in London zu bleiben, bei Lucas. Es tut mir leid, dass ich zu deinem Artikel nichts beitragen kann. Ich hoffe, dass da alles gut läuft.
Alles Liebe für dich und Walter,
Ella xx
Ich hatte schon einmal an einer PR-Kampagne teilnehmen sollen, ein halbes Jahr nach Felix’ Tod. Zu dem Zeitpunkt hatte ich als Kellnerin in Melbourne gearbeitet. Ich hatte hinter der Theke einer sehr geschäftigen Pizzeria in St Kilda gestanden, als Mum und Walter hereingekommen waren.
Das war nicht allzu ungewöhnlich. Sie waren schon mehrfach in dem Restaurant gewesen – angeblich waren sie zufällig in der Gegend. Sie umarmten mich, ich umarmte sie. Sie fragten, wie es mir ging. Ich fragte, wie es ihnen ging. Ich wartete. Ich sah ihnen an, dass sie aus einem Grund gekommen waren. Es war noch nicht Mittag, die Ruhe vor dem Sturm. Ich hatte etwas Zeit. Wir setzten uns.
Walter eröffnete das Gespräch. »Ella, wir haben tolle Neuigkeiten.«
Dann erzählte er, dass der Kabelsender eine weitere Staffel von MerryMakers produzieren wolle.
»Glückwunsch. Das ist toll für euch.«
»Nicht nur für uns. Auch für Jess.«
Ich gab keine Antwort. Sie sahen einander an. Dann ergriff Walter erneut das Wort.
»Ella, es gibt auch für dich einen Platz in der Show, wenn du gern dabei wärst. Wir hätten dich nämlich gern dabei.«
Mum sprach sehr gehetzt. »Der Sender liebt das Familiäre an der Show. Das Geplänkel zwischen mir und Jess. Wenn ich koche und sie in die Küche kommt, sich eine Kleinigkeit zu essen mopst und …«
»Eben das wahre Familienleben«, ergänzte Walter. »Die Zuschauer haben das Gefühl, bei Meredith und Jess in der Küche zu sein.«
Ich hörte zu. Ich saß nur da und hörte zu.
Mum wiederholte Walters Angebot. »Es ist uns ernst, Ella. Wir fänden es toll, wenn du mitmachen würdest. Wir schreiben dich so rein.« Sie schnipste mit den Fingern.
»Und als wer oder was würde ich erscheinen?«
»Natürlich als meine Tochter. Meine älteste Tochter.«
»Und habt ihr euch vorgestellt, dass ich Scherzchen mache, meine Finger in den Teig stecke, mit Jess herumalbere, so wie eine ganz normale Mum mit ihren Töchtern, die in der Küche ihren Spaß haben?«
Walter strahlte. »Genau!«
»Küchenchaos und Kalauer, Gelächter und Gekoche, und das alles vor dem nationalen Fernsehpublikum?«
»Dem internationalen! Vor über zwei Millionen, und es werden jede Woche mehr«, verkündete Walter stolz.
»Und könnte ich in einer Show sagen, nur so nebenbei erwähnen, dass ich mal verheiratet war, ein Baby
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