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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Zwischenstopp auf dem Weg nach Amerika eingelegt.«
    Da sah ich Lucas an. »Amerika?«
    »Er lebt und arbeitet jetzt in Washington D. C. bei einer großen Übersetzungsagentur.«
    »Das hat mir Charlie nicht erzählt.«
    »Du hast Charlie doch darum gebeten. Das Jobangebot ist vor drei Monaten gekommen. Der Besitzer der Agentur ist ein alter Freund von der Uni.«
    Ich wusste, wen Lucas meinte. Dieser Freund hatte oft versucht, Aidan in die USA zu holen. Nun war es ihm offenbar gelungen. Ich war nie in Washington gewesen. Ich kannte die Stadt nur aus den Nachrichten und aus Filmen. Ich wusste aber, dass sie viele gute Übersetzer und Dolmetscher anlockte. Und Aidan war nicht nur gut, er war ein Ausnahmetalent. Ich hatte ihn mehrfach bei der Arbeit erlebt, wenn er beim Simultandolmetschen von einer Sprache in die andere wechselte. Ich war so stolz gewesen.
    »Ella, Aidan wollte einzig und allein über dich sprechen. Er hat sich in allen Einzelheiten nach dir erkundigt. Du und Felix, das waren seine einzigen Themen. Sonst nichts.«
    Ich schwieg.
    »Er muss dich sehen. Er muss mit dir sprechen. Und wenn es nur am Telefon ist.«
    »Lucas, ich kann nicht.«
    »Ella, ich weiß, wie du dich fühlst …«
    »Das tust du nicht, Lucas. Das kannst du nicht.«
    »Ich versuche es aber. Ich habe zwar keine Kinder, doch ein großes Vorstellungsvermögen. Ich kenne dich, und ich sehe, wie sehr du leidest. Und bei Aidan sehe ich es auch. Ihr wart doch unzertrennlich. Ich verstehe nicht, wie ihr getrennt sein könnt, wenn ihr beide denselben Schmerz verspürt. Ella, ich weiß, dass du ihm Vorwürfe machst. Ihm und Jess gleichermaßen Vorwürfe machst …«
    »Zu Recht.«
    »Ella, es war ein Unfall …«
    »Felix ist ihretwegen gestorben, Lucas. Wie könnte ich das je vergessen?«
    Diesmal wusste Lucas keine Antwort.
    Schweigend gingen wir nach Hause.

Kapitel 14
    Von: Charlie Baum
    An: Verborgene Empfänger
    Betreff: Es war eine unruhige Woche in Boston
    Hier der wöchentliche Bericht aus den Schützengräben der Familie Baum:
    Sophie, 11: Sophie verkündet beim Frühstück, dass sie einen Freund hat. »Ich bin nicht sicher, wie lange es halten wird, aber bis jetzt läuft es ganz gut.«
    Ed, 8: Gerangel auf dem Spielplatz. Ein fremder Junge versucht, ihm den Fußball wegzunehmen. »Ich hab ihn dran gehindert, ich musste aber laut werden«, so Ed.
    Reilly, 6: Reilly mit ernster, trauriger Miene: »Dad, in meiner Klasse bin ich der Kleinste.«
    Ich: »Ja. Kann sein.«
    Pause, dann wieder Reilly, fröhlich: »Aber ich hab das größte Lächeln.«
    Ich: »Ach ja? Wer sagt das?«
    Reilly: »Meine Lehrerin.«
    Ich mag seine Lehrerin.
    Tim, 4: Falls sich irgendjemand für die Fluggeschwindigkeit der Kotze eines Vierjährigen in Folge einer heimlichen, ausgiebigen Eis-Ess-Attacke interessiert – ich schätze sie auf 100 km/h.
    Lucy, 36: Menge der Überstunden im Job plus Menge der Lernstunden für ihren Abschluss in Marketing gleich ein Witz. Den wir nicht witzig finden. Wir streiten, doch wir lachen nicht.
    Charlie, 36: Mein Arzt hat angeregt – nein, das muss ich anders formulieren –, mein Arzt besteht darauf, dass ich ernsthaft mit einer Diät beginne. Es ist mir ernst, sage ich. Ernst beim Essen. Daraufhin gibt er mir die Broschüren von sechs Abnehm-Organisationen und zwei Mappen mit Diätinfos. Auf dem Weg zum Auto habe ich schon durch die Schlepperei fast ein ganzes Kilo abgenommen. Das wird doch einfacher, als ich dachte!
    Snip, die Katze, Katzenbaby-Alter: Wieder eine Maus. Wieder ein Schwanz. Oder, schlimmer noch, derselbe?
    Bis nächste Woche. Verliert mir bloß nicht den Verstand.
    Charlie xx
    Von: Charlie Baum
    An: Lucy Baum
    Betreff: Der Streit
    Es tut mir leid.
    Wenn ich so gelenkig wäre, dass ich mich dir zu Füßen werfen könnte, ich würde es tun.
    Ich weiß, dass du müde bist. Ich bin auch müde. Aber das ist keine Rechtfertigung. Es war meine Schuld. Ich hätte sehen müssen, dass du lernst, und dass ich mit den Kindern ausgerechnet in dem Moment unseren Topf-und-Pfannen-Marsch geprobt habe, war nicht hilfreich. Tim war übrigens sehr beeindruckt. Ich auch. Er hat dich noch niemals so laut schreien hören. Ich auch nicht.
    Lass mich einige deiner gestrigen Argumente rekapitulieren:
    Ich versichere dir, ich weiß, wie hart du arbeitest.
    Ich versichere dir, ich weiß, wie sehr dir die Kinder fehlen.
    Ich versichere dir, dass ich weiß, wie gut ich es habe, zu Hause, mit den Kindern.
    Ich versichere dir, dass

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