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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Zeitunterschieds werde ich wohl erst morgen von ihr hören. Das ist schon ein seltsamer Gedanke, dass alle tief und fest schlafen, wenn ich wach bin, und dass ich schlafen werde, wenn da unten Tag ist. Es ist, als ob das Leben ohne mich weitergehen würde, aber so ist es ja auch, und natürlich werde ich mir alles erzählen lassen. Trotzdem habe ich ein bisschen das Gefühl, als ob ich irgendwas verpassen würde. Aber das wird ganz großartig hier. Das weiß ich genau. Ich muss nur eine Wohnung finden und mich in die Auditions werfen, eine fantastische Rolle ergattern, und dann heißt es – West End, here I come!!!!!!!
    Für heute erst mal alles Liebe,
    Jess xxxxoooo

Kapitel 19
    Zwei Abende später ging die Haustür auf. Ich hörte eilige Schritte und Türenschlagen. Schluchzen. Es war Peggy. Ich eilte aus der Küche, doch Peggy rannte schon, unter Tränen, die Treppe hinauf.
    »Peggy? Alles in Ordnung?«
    »Dieses Schwein!«, rief sie. »Dieses Schwein betrügt mich!«
    Ich wartete zehn Minuten, dann ging ich mit einem Tablett samt Tee und Kuchen zu ihr. Ich klopfte an die Tür. »Peggy? Ich bin’s, Ella.«
    Die Tür ging auf. Peggys Wimperntusche war verlaufen, ihr pinkfarbenes Haar zerzaust. Auf dem Boden lag ein wildes Durcheinander aus Kleidern und Büchern.
    »Möchtest du einen Tee?«
    Sie schniefte. »Komm rein.«
    Ich stellte das Tablett auf ihr Bett. Es war der einzige freie Platz. »Ich lass dich besser in Ruhe.«
    »Nein. Bitte. Rede mit mir. Ich brauche einen Rat.«
    »Ich bin keine besonders gute Ratgeberin.«
    »Was soll ich bloß tun, Ella? Darin sagt, dass er mich liebt, wir haben sogar davon gesprochen, im nächsten Jahr zusammenzuziehen, und dann sehe ich ihn heute in der Bibliothek mit einer anderen, und er hat sie nicht nur geküsst, er hat sie praktisch ausgezogen, und als er mich entdeckt hat, war es ihm noch nicht mal peinlich.«
    Ich hatte das Gefühl, vor einem Teenager zu sitzen. Peggy, aufgeweckt und intelligent, auf dem sicheren Weg zu akademischen Höhenflügen, litt in einer solchen Situation wie jedes andere Mädchen ihres Alters auch.
    »Was soll ich bloß tun, Ella? Und sag mir nicht, dass ich selbst schuld bin, weil ich mich mit jemandem eingelassen habe, der im selben Haus wohnt. Eine meiner Freundinnen hat immer schon gesagt, dass das bloß an der Nähe liegt, dass ich gar nichts mit ihm hätte, wenn ich ihn nicht ständig sehen würde, und umgekehrt, und vielleicht hat sie ja recht, aber ich liebe ihn doch, und ich habe wirklich gedacht, dass er mich auch liebt und dass wir …« Sie weinte. »Ich bin ja so blöd, so unglaublich blöd. Wie kann man sich nur in seinen Mitbewohner verlieben.«
    Ich musste irgendetwas sagen. »Falls es dir ein Trost ist, Peggy, genau das ist mir auch passiert.«
    »Was?«, schniefte sie.
    »Auch ich habe mich in jemanden verliebt, der hier gewohnt hat.«
    »Hier? Wann?«
    »Vor fünf Jahren.«
    Sie setzte sich auf. »Wie ist das gelaufen?«
    »Ich habe ihn kennengelernt, als wir beide hier gewohnt haben. Er hat ebenfalls als Nachhilfelehrer gearbeitet.«
    »Und?«
    »Wir haben uns verliebt.«
    Sie wartete.
    »Und dann verlobt. Sind nach Australien gezogen. Haben geheiratet.«
    »Und?«
    Sag es . »Haben ein Baby bekommen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ein Baby?«
    Mir blieben die Worte im Halse stecken.
    »Habt ihr euch scheiden lassen? Hat er das Sorgerecht bekommen?«
    »Nein.« Sag es. »Unser Baby ist gestorben. Und wir haben uns getrennt.«
    Ihr stiegen neue Tränen in die Augen. »Oh, Ella, das tut mir so leid. Da heule ich hier rum wegen so einem blöden – Ella, es tut mir leid.«
    »Schon okay. Mach dir keinen Kopf. Es ist okay.«
    »Wieso hat Lucas uns das nicht gesagt? Wir hätten dich doch …«
    »Anders behandelt?«
    Peggy nickte.
    »Genau deshalb.«
    »Aber wir haben dich wie unsere Haushälterin behandelt.«
    »Das bin ich ja auch.«
    »Aber das ist entsetzlich traurig. War euer Baby krank? War es Leukämie oder so was?«
    »Nein.« Ich hatte meine Grenze fast erreicht. »Es war ein Unfall.«
    Unten klingelte es. Es war die Ofenuhr. Die Kekse waren fertig. »Ich muss runter.«
    Sie legte mir eine Hand auf den Arm. »Wenn du reden willst, ich bin für dich da, okay?«
    »Danke.« Ich war schon an der Tür, doch Peggy hatte noch etwas auf dem Herzen.
    »Ella, ich hoffe sehr, dass ich das fragen darf …«
    Ich machte mich auf eine weitere Frage zu Felix gefasst.
    »Wenn Lucas einmal …« Peggy brach ihren Satz ab und fing von

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