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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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entfernt. Wieso die Fahrt dann eine halbe Stunde dauern und zwanzig Pfund kosten kann, ist mir ein Rätsel, Einbahnstraßen, oder was auch immer die Ausrede war, hin oder her. Ich habe den Fahrer sowieso nicht richtig verstanden. Der hatte einen wahnsinnig starken Cockney-Akzent. Glücklicherweise hatte mir Dad für solche Notfälle jede Menge Cash gegeben. Also habe ich erst mal ein langes Bad genommen und ein paar Dehnübungen gemacht und ein bisschen Singen geübt, was ganz gut lief, bis ein Portier, nicht Ben, geklopft und mich gebeten hat, die Lautstärke ein wenig zu reduzieren, mein Nachbar, ein Schauspieler, würde nachts drehen und bräuchte Ruhe. Wer das ist, wollte mir der Portier nicht verraten, aber ich werde mich heute Abend mit meinem Laptop ins Foyer setzen und so tun, als würde ich arbeiten, und dann werde ich ja sehen, wer nach unten kommt.
    Bens Schicht hat um sechs Uhr abends angefangen, und als ich runtergegangen bin, um Hallo zu sagen, hat er so komisch gefragt: »Alles okay?«, und ich habe gesagt: »Klar, wieso fragst du?«, und er: »Du warst gestern Abend ziemlich betrunken. Ich musste dich ja mehr oder weniger zum Hotel tragen.« Und ich habe gesagt, ich war überhaupt nicht betrunken, das war der Jetlag, und dann hat er gesagt: »Wir gehen heute Abend wieder raus, falls du Lust hast.« Aber ich hatte mich entschieden, früh ins Bett zu gehen. Jetzt wünschte ich natürlich, ich wäre doch mitgegangen, dann hätte ich nämlich nicht die Mail von meiner Freundin Jill aus dem Produktionsbüro von MerryMakers gelesen, weswegen ich so WAHNSINNIG wütend bin.
    Jill hatte mir doch vor ein paar Tagen geschrieben, dass sie es so schade findet, dass sie nicht bei meiner neuen Show mitmachen kann, und ich wusste nicht, was sie damit meint, und jetzt hat sie mir heute endlich zurückgeschrieben – sie hatte ein paar Tage frei –, aber ich verstehe es noch immer nicht. Ich zitiere: »Ich hoffe, ich mische mich da nicht in etwas ein oder bringe irgendjemanden in Schwierigkeiten, und vielleicht habe ich es ja auch falsch verstanden, aber ich war bei ein paar Meetings, und da haben die Produzenten gesagt, dass sie dir gern eine eigene Show geben würden, dass das Format und der Titel schon feststehen, weil sie Marktforschung und Zuschauerbefragungen und so was alles gemacht hätten, und demnach kommst du (also ich, Jess) besonders gut bei vorpubertären Jungs UND bei ihren Vätern an.«
    Jetzt ich wieder. Jedenfalls, so was ist offenbar ziemlich gut und werbetechnisch SUPER lukrativ, also hatten die Produzenten, laut Jill, wohl vor, mir eine EIGENE wöchentliche Show zu geben, Arbeitstitel: Jess lässt nichts anbrennen , in der ich gekocht und mit einem männlichen Gast – hauptsächlich die Stars aus den Soaps, aber auch ein paar heiße Footballer – geflirtet UND gesungen UND getanzt hätte, ich hätte also all meine Fähigkeiten zeigen können. Sie hätten schon, sagt Jill, grünes Licht gegeben und mit Mum und Dad gesprochen, und dann hat es auf einmal geheißen, ich würde nach London gehen. Der letzte Satz von Jills E-Mail lautet: »Es tut mir wirklich leid, dass daraus nichts geworden ist. Das hätte mir echt Spaß gemacht!«
    Da hat sie recht. Das hätte auch mir ECHT viel Spaß gemacht. Aber der Hammer ist doch, liebes Tagebuch, dass ich von alldem NICHTS geahnt habe. Gar nichts. Ich hätte doch nicht alles stehen und liegen lassen, um nach London zu gehen, wenn mir jemand eine eigene Show angeboten hätte. Klar habe ich Mum und Dad wegen London seit Jahren in den Ohren gelegen, und immer haben sie gesagt, ich sei zu jung. Doch darum geht es nicht. Die Frage ist doch: Warum wusste ich nichts von MEINER EIGENEN S HOW ???
    Ich habe Mum und Dad gemailt und sie direkt gefragt. Ich habe auch gleich gesagt, dass ich echt sauer bin und mich total hintergangen fühle. Mum checkt ihre E-Mails normalerweise gleich am Morgen, noch bevor sie aufsteht, sie müsste also bald anrufen.
    Warte, mein Handy klingelt, bin gleich wieder da.
    I CH FASSE es nicht. Ich habe das Gespräch mit Mum gerade abgebrochen. Ich habe einfach aufgelegt. Dann hat Dad zurückgerufen, und ich habe wieder aufgelegt.
    Mum und Dad wussten alles über die Show und HABEN ES MIR NICHT GESAGT !
    »Du warst noch nicht so weit«, hat Dad gemeint. Und Mum: »Das war nicht das Richtige.« Die beiden haben doch überhaupt keine Ahnung, wofür ich bereit bin, oder was das Richtige für mich ist. Das ist MEINE Karriere, das war MEINE

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