Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)
da kostet?«
Hatte ich nicht. Dad hatte alles von Australien aus geregelt, mit seiner Kreditkarte. Also habe ich gesagt, nein, weiß ich nicht.
Und dann hat mir Zach verraten, dass eine Nacht in dem Hotel mindestens vierhundert Pfund kostet. Und sich wahnsinnig aufgeregt. »Die Nacht ! Ich muss vierzehn Tage lang mit weniger auskommen.«
Vierhundert Pfund die Nacht! Ich habe es schnell ausgerechnet, beinahe sechshundert australische Dollar!!!! Da war ich auch ein bisschen entsetzt, aber das habe ich mir Zach gegenüber nicht anmerken lassen. Na, vielleicht hat Dad ja einen Deal ausgehandelt. Im Verhandeln ist er wirklich gut. Darum ist er auch als Mums Manager so gut. Und als meiner.
»Du bist so’n verwöhntes Trust-Fund-Kid, oder?«, hat mir Zach dann über die Musik hinweg ins Ohr geschrien.
Ich habe ihm leider sagen müssen, dass ich keine Ahnung habe, was das ist. Und dass ich bei seinen blöden Beleidigungen nicht mitspielen würde.
Doch Zach hat immer weitergequatscht. Es hat ihn überhaupt nicht gekümmert, ob ich ihm eine Antwort gebe oder nicht. »Bist du, Jess. Tut mir leid, dass ich so direkt bin, aber komm uns bitte nicht mit dieser Ich-bin-so-ein-armes-reiches-Mädchen-Jammer-Nummer – oh, ich arme Schöne, das Vorsprechen war furchtbar, oh, Mami ist so eifersüchtig auf mich und hat mir keine Show gegeben, bei der ich spielen kann. Pass auf, ich habe noch ein Zitat für dich …« Dann hat er sich ganz dicht zu mir gebeugt, als ob er mich KÜSSEN wollte oder so. »›Wer die Musik bestellt, bestimmt, was sie spielt.‹ Mit anderen Worten, wer für dich bezahlt, bestimmt, wo’s langgeht. Du nimmst das Geld von Mami und Papi, dann musst du auch tun, was sie dir sagen. Selbst wenn das für die bloß Peanuts sind.«
Da bin ich echt wütend geworden. Wie KOMMT dieser Typ dazu, so etwas zu sagen? Der hat doch überhaupt keine Ahnung, wie hart ich in den letzten Jahren gearbeitet habe und dass es immer schon mein Traum war, im West End aufzutreten. »Klar, Zach. Und was soll ich tun? Soll ich etwa arbeiten gehen und gleichzeitig von Audition zu Audition rennen?«
»So wie jeder hier? Nein, natürlich nicht, Prinzessin Jessica. Du machst es auf deine Weise. Aber dann hör auf, dich über deine böse Mami und deinen bösen Papi zu beklagen, wenn sie dir jede einzelne Sekunde deines Lebens finanzieren, okay? Wenn du, auf dich allein gestellt, nicht eine Stunde überleben würdest.«
Gott sei Dank sind dann Ben und die anderen zurückgekommen. Ich habe so getan, als müsste ich mal auf die Toilette, und danach hatten alle die Plätze getauscht, und ich musste nicht mehr neben Zach sitzen.
An den werde ich überhaupt nicht mehr denken, liebes Tagebuch. Ich schreibe das nur auf, damit ich es aus dem Kopf bekomme, das hat mir meine Therapeutin empfohlen, wenn ich traurig oder ängstlich oder so was bin. Ben hat recht. Zach ist doch nur bitter, weil seine Karriere nicht in Schwung kommt.
Ich lege mich jetzt schlafen. Morgen ist ein neuer Tag.
Bye, liebes Tagebuch. Für heute erst mal alles Liebe,
Jess xxxxoooo
Kapitel 25
Ich hatte geglaubt, die Studenten hätten bei ihren Schilderungen übertrieben. Dass die Häuser, in die sie kamen, so opulent nicht waren. Doch nachdem ich Henrietta eine Stunde lang begleitet hatte, musste ich eingestehen, dass die Erzählungen der Wahrheit entsprachen. Außer in einschlägigen Magazinen hatte ich so etwas noch nie gesehen.
Am ersten Abend standen fünf Schüler auf der Liste. Am nächsten Abend hatte Henrietta vier weitere Besuche auf dem Programm, doch da sich in diesen Häusern keine Diebstähle ereignet hatten, hatte Lucas befunden, müsse ich Henrietta nicht dorthin begleiten.
»Wir führen Sie unter einem Vorwand ein«, sagte Henrietta. »Ich werde Sie als Lucas’ Nichte vorstellen und als meine künftige Assistenz bei den Beurteilungen.«
Schon im Taxi war ich darauf gefasst, dass Henrietta das Thema Hausverkauf erneut zur Sprache bringen würde. Ich hegte die leise Hoffnung, dass sie das Gespräch, den gesamten Plan, vergessen hätte, da sie während des Abendessens viel getrunken hatte. Doch leider konnte sie Gedanken lesen.
»Hatten Sie schon Gelegenheit, mit Lucas über den Hausverkauf zu sprechen?«
Ich schüttelte den Kopf.
Sie schnalzte missbilligend. »Tun Sie das bitte bald. Ich will demnächst nicht auf der Straße stehen.«
Mir lag eine Bemerkung auf der Zunge: Auf Lucas’ Dachboden ist doch reichlich Platz.
Unsere erste Adresse war
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