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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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hat. Matthew ist anders. Er ist gut, zu gut. Er ist so gut, dass sie ihn eines Tages heimlich verlassen muss, weil sie ihm ihren Plan nicht verraten kann. Die Vorstellung macht sie traurig, doch dann plaudert Berenice weiter, und Isabella ist so abgelenkt, dass sie die ganze Sache eine Zeitlang vergisst.
    ***
    Der Leuchtturm ist leer ohne Isabella. Erst jetzt erkennt Matthew, wie leer er ist und wie einsam sein Leben war, bevor er ihr begegnet ist. Schlafen, arbeiten, essen. Einfach und behaglich, aber leer. Matthew bläst Trübsal, was er noch nie getan hat. Ihr Geruch auf dem Kopfkissen reicht aus – schon drückt er zehn Minuten lang sein Gesicht hinein und atmet tief durch.
    Er sitzt auf der Terrasse, schaut zum Mond hinauf und raucht seine Pfeife. Er ist verliebt. Er gibt es zu und weiß, dass er ein Narr ist. Man kann Isabella nicht an einem Ort halten. Er hat vom ersten Augenblick an gewusst, dass sie ihn verlassen wird. Dennoch hat er sich in sie verliebt. Die Vorstellung, dass sie allein in Brisbane ist, tut ihm weh. Es ist so weit entfernt, eine so große Stadt. Sie kann dort nicht sicher sein.
    Und doch tut sie, was ihr gefällt. Er versucht wohlweislich nicht, sie zu beherrschen. Damit würde er eine Katastrophe heraufbeschwören. Wie bei Clara. Er zieht an seiner Pfeife, als er sich erinnert, wie sie ihn angebrüllt hat und weggelaufen ist. Er weiß nicht einmal mehr genau, wie es zu dem Streit gekommen ist: Sie waren bei Nachbarn eingeladen, und er verlangte von Clara, sie solle ihre Verachtung nicht so offen zeigen. Daraufhin versteckte sie sich vier Tage lang im Wald draußen vor der Stadt und kehrte schmutzig und tropfnass zurück. Sie bekam einen Husten, der sich tiefer und tiefer in ihre Lungen grub, bis sie schließlich sechs Wochen später daran starb. Er hatte sich lange Zeit die Schuld an ihrem Tod gegeben. Den ersten Posten als Leuchtturmwärter hatte er angenommen, um sich selbst zu bestrafen. Er hatte keine menschliche Gesellschaft verdient. Aber die lange Einsamkeit erlaubte ihm auch, nachzudenken und mit seinen Schuldgefühlen fertig zu werden. Bevor sie starb, hatte Clara selbst gesagt, er solle nicht traurig sein. Traurigkeit sei sinnlos, solange die Sonne schien und der Himmel jeden Morgen hell wurde.
    Matthew atmet geräuschvoll aus und lehnt den Kopf an die Außenmauer des Leuchtturms. Dort draußen, jenseits des Ozeans, wartet Isabellas neues Leben. Und er wird lange, nachdem sie dorthin aufgebrochen ist, noch hier sein, still und dauerhaft wie eine Statue, und sich wünschen, er hätte sie niemals gehen lassen.

Zweiundzwanzig
    P ercy steht am Strand und überlegt, ob sich seine Augen jemals an die Lichtverhältnisse an diesem gottverlassenen Ort gewöhnen werden. Das Licht wird vom Sand reflektiert und blendet ihn und beißt in seine lilienweiße Haut. Der Constable wartet in angemessener Entfernung. Er glaubt, Percy sei hergekommen, um seinen verstorbenen Bruder zu betrauern. Vielleicht stimmt das sogar. Doch nach fast drei Monaten verblasst der Schmerz über Arthurs Tod. Ihm liegt jetzt mehr daran, die Trümmer zu durchsuchen. Fässer und Bretter wurden angespült und sind bei Ebbe am Strand zurückgeblieben. Nichts Wertvolles, aber Percy interessiert sich für das umgedrehte Rettungsboot, das auf einem Felsen am Strand liegt.
    Es wurde keineswegs angespült, wie ihm die unfähige Kolonialpolizei weismachen will, sondern absichtlich so hingelegt. Mit anderen Worten, die Polizei irrt sich, nicht alle sind gestorben.
    Percy dreht das Boot um, kniet sich auf alle viere und tastet mit den Fingerspitzen im Sand. Hinter ihm hebt und senkt sich der Ozean in seinem steten Rhythmus. Zuerst entdeckt er einen Fetzen weißer Spitze, also muss die Person, die mit dem Rettungsboot entkommen ist, eine Frau sein. Entweder Meggy oder Isabella.
    Sein Magen zieht sich zusammen. Meggy Whiteaway hatte Erfahrung mit dem Leben auf See. Hätte sie überlebt, hätte sie auch gewusst, wie sie danach vorgehen muss. Es war Isabella. Er weiß, dass es Isabella war, und der Gedanke erregt seinen Zorn. Er braucht einen Augenblick, bis er wieder atmen kann.
    War Arthur bei ihr? Hat Arthur es auch geschafft? Falls ja, wo ist er jetzt?
    Percy winkt den Constable zu sich. »Dieses Rettungsboot beweist, dass jemand überlebt hat«, sagt er. »Warum haben Ihre Leute mir das Gegenteil erzählt?«
    »Weil sich keiner gemeldet hat. Gewiss, jemand mag es im Sturm bis an den Strand geschafft haben, doch zwischen hier

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