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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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mir. Ich habe meinen Frieden damit geschlossen, und mein Mann hat mir zwei Zwergspitz-Welpen gekauft, die mir die Babys ersetzen werden. Sie sind wunderbar, und ich weiß, du wirst sie lieben und sie dich.
    Nun rede ich über Babys, die nicht einmal geboren wurden, während du den Tod deines Daniels ertragen musstest und erst kürzlich den deines Ehemannes Arthur. Ich habe keine Vorstellung, was du durchgemacht hast, liebe Isabella, aber ich bitte dich, bald zu kommen, so dass wir gemeinsam weinen und einander trösten können.
    Mit großer schwesterlicher Zuneigung,
    Victoria

    Isabella liest den Brief wieder und wieder. In ihren Augen brennen Tränen der Erleichterung und der Traurigkeit. Sie faltet ihn und legt ihn beiseite, und nun weiß sie auch, was sie tun muss. Es ist so klar wie der helle Tag. Es ist die einzige Möglichkeit, frei zu sein.
    »Geht es dir gut, Isabella?«
    Sie unterdrückt die Tränen, begegnet seinem Blick und hebt ihr Handgelenk. »Das haben meine Schwester und ich gemacht, als wir Mädchen waren«, sagt sie. »Die von uns als Erste ein Kind bekam, sollte es behalten. Das war ich. Ich hatte gehofft, es ihr für ihr eigenes Kind mitzunehmen. Doch es wird kein Kind geben. Es gibt keine Babys, die dieses Armband tragen können.«
    Matthew schweigt. Sie kann sehen, dass er ihre Worte verstehen will.
    »Ich habe Daniel nie begraben. Ich habe nie an einem Grab getrauert. Ich habe nie ein schwarzes Kleid getragen und mich von jemandem halten lassen, während ich eine Handvoll Erde auf seinen winzigen Sarg warf. Die Familie meines Mannes hat dafür gesorgt, dass ich nicht dabei war, weil ich zu wild getrauert habe und sie eine Blamage fürchteten.«
    Er umfasst ihr Handgelenk und reibt es sanft. »Es tut mir leid.«
    »Ich möchte es begraben, Matthew. Ich möchte ihn begraben. Ich möchte mich richtig verabschieden. Hilfst du mir dabei?«
    Er nimmt sie in die Arme. Schon kommen ihr Zweifel. Schon hat sie Angst. Wie kann sie Daniels Armband in die kalte, lieblose Erde legen? Wenn er sich nun fürchtet? Wenn er sie vermisst? Doch diese irrationalen Gedanken blitzen nur flüchtig auf und verschwinden wieder. Daniel ist tot. Er ist seit drei Jahren tot. Er weiß und fühlt nichts mehr.
    »Natürlich werde ich das, meine Liebste. Wenn du es wirklich möchtest.«
    »Sicher bin ich mir nicht. Ich weiß nur, dass ich erst dann eine Zukunft habe, wenn ich es tue.«

    Percy Winterbourne ist unglücklich mit der Zubereitung seines Tees, doch das Mädchen ist schon gegangen. Er kann sie nicht zurückrufen und ausschelten. Seit seiner Ankunft in Maryborough hat er schon ein Dutzend Mal das Hotel gewechselt, doch in keinem scheint man zu wissen, wie man den Tee richtig zubereitet. Er hat alle anständigen Unterkünfte in der Stadt durchprobiert, also muss er jetzt den Tee im Oxford Hotel ertragen. Er will sich nicht zu weit vom Wrack der Aurora entfernen, will aber auch nicht in einem winzigen Dorf bleiben, wo der knirschende Sand und die allgegenwärtigen Fliegen ihn verrückt machen. In dieser hektischen Kolonialstadt lässt es sich vorerst aushalten. Er nippt an der bitteren Flüssigkeit und überfliegt die Zeitungen, die gerade eingetroffen sind. Er verlangt, dass man ihm von jeder Zeitung, in der er eine Anzeige aufgegeben hat, eine Ausgabe schickt, damit er sieht, dass man ihn nicht betrogen hat. Dann geht er sie nacheinander durch.
    Die Anzeige war bisher erfolglos. Ein paar Verrückte haben sich gemeldet, ohne Ergebnis. Er fragt sich oft, ob er seine Zeit verschwendet. Mutter hat ihm schon telegrafiert, er solle aufgeben und nach Hause kommen, weil seine Frau und seine Kinder ihn brauchen, aber da Arthur tot ist, zieht ihn nichts mehr nach Hause. Er kann seinen Bruder nicht ersetzen und will es auch nicht. Seine Frau und die Kinder vermisst er nicht sonderlich. Er kann es gar nicht abwarten, bis er mit seinem ältesten Sohn ein richtiges Gespräch führen kann, doch bis dahin ist es besser, wenn das Kindermädchen sie aufzieht. Er grinst, als ihm klarwird, dass er eigentlich auch mit seiner Frau kein richtiges Gespräch führen kann. Sie sind ihm alle ein Klotz am Bein, warum also sollte er nicht seine Zeit hier in Maryborough verbringen, ein Hotel nach dem anderen bewohnen und das Vergnügen und die Freiheiten genießen, die einem Mann von beträchtlichem Reichtum offenstehen?
    Doch als er im Queenslander blättert, verändert sich mit einem Schlag die Lage. Eine auffällige Überschrift weckt seine

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