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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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Kleid. Was um Himmels willen macht sie da? Sein Herz verkrampft sich. Ist sie tot? Er rennt zu ihr, stolpert in seinen durchnässten Stiefeln über den Sand. »Isabella!« Sie hebt nicht den Kopf. Er fällt neben ihr auf die Knie. Sie hat die Augen geschlossen und nimmt ihn nicht zur Kenntnis. Er legt eine Hand auf ihren Brustkorb und hält sie so still wie möglich.
    Sie atmet. Sie lebt.
    »Was ist los, Isabella? Kannst du mich hören?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Lass mich«, sagt sie über den Wind und den Regen und den weiten Ozean hinweg. »Wenn die Flut kommt, nimmt sie mich mit.«
    Doch er wird sie nicht hierlassen, was immer sie auch sagt. Er hebt sie hoch und geht zurück in Richtung Leuchtturm. Sie ist schlaff und hält noch immer die Augen geschlossen. Was ist geschehen, dass sie hier sterben möchte? In letzter Zeit wirkte sie doch glücklich, interessierte sich für die Welt um sie herum. Er trägt sie nach Hause und legt sie im Leuchtturm behutsam aufs Bett. Dann zieht er seine Sachen aus und kehrt zu ihr zurück. Sie zittert, ihre Lippen sind blau. Eine Erinnerung blitzt in ihm auf: Clara, wie sie aus dem Wald zurückkehrt, kalt und mit gehetztem Blick. Matthew knöpft Isabellas Bluse und Rock auf und lässt sie in einer Lache auf den Boden fallen. Er entkleidet sie völlig. Sie bewegt sich noch immer nicht. Hält die Augen geschlossen. Es ist, als könnte sie sich aus ihrem Leben hinauszwingen, indem sie sich tot stellt. Er trocknet sie ab und breitet die Decke über ihren nackten Körper, dann setzt er sich neben sie und wartet. Sie kann sich nicht ewig tot stellen.
    Nach der ersten Stunde, in der sie weder die Augen öffnet noch spricht, beschließt er, weiterzuarbeiten. Er sieht regelmäßig nach ihr, doch sie bewegt sich nicht. Abends bietet er ihr Essen an, sie reagiert nicht. Er verlangt von ihr, dass sie Wasser trinkt, doch sie tut, als hätte sie ihn nicht gehört. Dann und wann fragt er sich, ob sie schläft, doch ihr Atem bleibt flach, ihr Gesicht unruhig.
    Dann, viel später, als er die Gewichte nach oben in den Turm kurbelt, hört er, wie sich unten die Tür öffnet. Er eilt die Leiter hinunter und entdeckt Isabella, die wieder ihre nassen Kleider angezogen hat und zur Tür hinauswill.
    »Was hast du vor?«
    »Ich gehe zurück an den Strand.«
    »Wieso?« Aber die Frage ist sinnlos. Sie ist unfähig, rational zu denken. Ihre Pupillen verschlingen beinahe die Iris. Also vertritt er ihr den Weg, statt weiterzureden, schlägt die Tür zu und hält ihre Handgelenke fest. »Du wirst nicht hinausgehen. Du gehst nicht an den Strand, und du stürzt dich schon gar nicht in den Ozean.«
    »Und warum nicht?«, faucht sie und wehrt sich. »Was gibt es denn auf dieser Welt außer Elend?«
    Er greift fester zu, hat Angst, ihr weh zu tun, aber noch mehr, dass sie flieht und nie wieder zurückkommt. »Hör auf damit. Du musst mir sagen, was passiert ist, warum du dich so fühlst.«
    »Mein Sohn ist gestorben. Reicht das nicht?«
    »Dein Sohn ist vor drei Jahren gestorben. Du hast die ganze Zeit weitergelebt. Warum willst du es jetzt nicht mehr?«
    Isabella hört auf, sich zu wehren. Sie fällt schwer in seine Hände. Er ist sich ihrer Weichheit, ihrer Zerbrechlichkeit unglaublich bewusst.
    »Komm. Zieh die nassen Sachen aus und geh wieder ins Bett.«
    Sie lässt sich zurück ins Schlafzimmer führen und die Kleider erneut in einem feuchten Haufen auf den Boden fallen. Er entzündet die Lampe und setzt sich aufs Bett, während sie sich auf die Seite dreht und die Decke über ihre Brüste zieht. Ihre Augen sind riesengroß im gelben Lampenschein. Das Gewitter draußen hat sich längst verzogen, doch der Regen trommelt noch gegen die Fenster und auf das Blechdach des Schuppens.
    Ihre Hand stiehlt sich unter der Decke hervor und greift nach seiner. Er streichelt sie eine Weile mit dem Daumen. »Erzählst du mir, was passiert ist?«
    »Ich habe Xavier am Strand gesehen«, platzt es aus ihr heraus. »Und er konnte sich nicht an mich erinnern.«
    »Es ist lange her, und er ist noch klein. Warum verletzt dich das so?«
    Sie zieht die Hand weg und legt sie auf ihre Stirn, dreht sich auf den Rücken. Er beobachtet sie eine Weile.
    »Isabella?«
    »Du wirst mich dafür hassen.«
    »Es ist unmöglich, dich zu hassen.«
    »Das sagst du jetzt.«
    Erneutes Schweigen. Er spürt seinen Herzschlag, der das Blut durch die immer gleichen Bahnen pumpt. Weshalb ist es ihr so wichtig, dass Xavier sich an sie erinnert, wenn sie

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