Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
habe sein Motorengeräusch erkannt.«
»Warum sollte er sich an deinem Haus herumtreiben?«
»Keine Ahnung.«
Kurzes Schweigen. »Ich weiß nicht, Libby, das klingt ein bisschen … unwahrscheinlich. Sicher hören sich viele Autos gleich an.«
»Ich bin mir absolut sicher.«
»Na schön. Ich glaube dir. Und es gefällt mir nicht, also ruf die Polizei an und sag Bescheid. Du solltest ihn nicht allein zur Rede stellen.«
Sein Beschützerinstinkt rührte sie, und sie hoffte schon, er werde anbieten, an diesem Abend vorbeizukommen, doch das erwies sich als Trugschluss.
»Tut mir leid, Libby, ich muss los. Ich habe heute noch ein paar Termine und bin spät dran.«
»Kein Problem. Bis Freitag.«
»Ich kann‘s kaum erwarten.«
Sie legte das Telefon weg, zog sich an und beschloss, Scott Lacey anzurufen. Ihr Magen knurrte, und ihr wurde klar, dass sie seit dem vergangenen Nachmittag nichts mehr gegessen hatte. Sie schaltete den Wasserkocher ein.
»Sergeant Lacey.«
»Scott, ich bin‘s, Libby Slater.«
»Ach, guten Morgen.« Ziemlich kühl.
Sie erklärte rasch die Situation, spürte aber seine Zweifel, noch bevor er ein Wort gesagt hatte.
»Tut mir leid, aber das reicht nicht aus, um etwas zu unternehmen.«
»Wirklich, ich habe dieses Motorengeräusch sofort wiedererkannt.«
»Vielleicht ist es das gleiche Modell, aber das ist noch lange kein Grund, bei ihm aufzutauchen und um eine Erklärung zu bitten.«
Libby schwieg einen Augenblick. »Liegt es daran, dass ich Juliet durcheinandergebracht habe?«
»Was? Nein. Das ist doch lächerlich. Ich bin durchaus in der Lage, meine Gefühle dir gegenüber und meine Arbeit auseinanderzuhalten.«
Libby unterdrückte eine scharfe Erwiderung. »Tut mir leid«, sagte sie gezwungen.
»Schon gut. Es geht ja um deine Sicherheit. Das kann ich verstehen. Dein Haus steht immer noch auf der Liste für unsere Streife. Wir haben dich nicht vergessen.«
Libby bedankte sich und hängte ein. Das Wasser kochte, und sie schaltete es aus, stand aber lange da und sah hinaus aufs Meer, fühlte sich ängstlich und unzufrieden und wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte.
Damien arbeitete jeden Nachmittag zwischen dem Mittagessen und dem Tee in der Küche und verschwand zwischen drei und halb fünf. Wenn es in der Teestube wieder leer war, arbeitete er weiter. Manchmal blieb er bis sieben und achtete immer darauf, dass Juliets Geschäft nicht darunter litt. Statt die ganze Küche auf einmal auseinanderzunehmen, ging er schrittweise vor.
Die Schranktüren waren schlichte Eichenbretter, die er draußen neben dem Eimer mit dem Biomüll beizte. Als Juliet an diesem Nachmittag die Scones in den Ofen geschoben hatte, schaute sie aus dem Küchenfenster und erlaubte sich einen Blick auf den im Sonnenschein arbeitenden Damien: starke Arme, gebräunte Haut, schimmerndes Haar.
Cheryl trat neben sie. »Eine Augenweide, was?«
Sie fuhr zusammen. Wurde verlegen. »Oh. Nein, ich … ich wollte nur sehen, wie er mit dem Beizen vorankommt. Er hat einen hübschen Farbton ausgewählt, was?«
Cheryl krümmte sich vor Lachen, und Juliet wurde flammend rot.
»Schon gut, Juliet. Ich habe ihn auch angestarrt. Er sieht wirklich zum Anbeißen aus. Schade, dass er keinen Blick für alte Schachteln wie uns hat, was?«
Juliets Herz zog sich zusammen. Alte Schachteln wie uns. Sie war sieben Jahre jünger als Cheryl, aber immer noch zehn Jahre älter als Damien.
Cheryl schaute sie prüfend an und runzelte die Stirn. »Mach keine Witze. Du schwärmst doch nicht für ihn, oder?«
»Nein, nein. Natürlich nicht.«
Cheryl zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. »Das möchte ich auch nicht hoffen. Du solltest dir einen wunderbaren, soliden Mann suchen, der dich auch noch liebt, wenn du alt und runzelig bist. Jemanden mit einem anständigen Bankkonto, das wäre ein guter Anfang.«
»Seine Ex hat die gemeinsamen Konten eingefroren.«
Sie tat die Bemerkung ab. »Vertrau ihm nicht zu sehr. Und verliere dein Herz nicht an einen jungen Hengst.« Dann verschwand Cheryl mit einer Flasche Desinfektionsspray und einem Lappen, um das Speisezimmer zu reinigen.
Juliet ließ sich mit dem Rücken zum Fenster gegen das Spülbecken sinken. Sie kam sich dumm vor. Natürlich fühlte sie sich von Damien angezogen, aber nicht weil er jung war und gut aussah. Er war freundlich. Sprach mit sanfter Stimme. Hatte starke moralische Grundsätze. Das alles waren wichtige Eigenschaften bei einem Mann.
Doch Cheryl hatte recht,
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