Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
sind bei mir zu Hause. Mit all meinen anderen Sachen. In dem Haus, in das ich nicht hineinkomme. Als mein Großvater starb, hat er kistenweise Bücher und Papiere hinterlassen. Meine Mutter hat ein halbes Dutzend davon in mein altes Zimmer gestellt, weil sie sie irgendwann durchgehen wollte. Ich glaube, sie hat sie vergessen. Aber ich habe den Verdacht, dass auch einige alte Dokumente aus dem Leuchtturm dabei sein könnten, darunter das Tagebuch von Matthew Seaward.«
»Warum kannst du die Kisten nicht durchsuchen, wenn sie bei dir zu Hause sind?«
Er verzog das Gesicht. »Weil meine Ex da wohnt. Und sie ist auf hundertachtzig.«
Allmählich verstand sie sein Dilemma. »Was hast du ihr angetan?«
Nun war es an ihm, verlegen und verärgert zu sein. »Ich habe ihr gar nichts angetan.«
»Du hast gesagt, sie sei auf hundertachtzig.«
»Weil ich aufgehört habe, sie zu lieben«, platzte er heraus. »Sie ist wütend, weil ich sie nicht mehr liebe.«
Libby setzte sich neben ihn und rieb Bossys Ohren. »Also hat sie dich ausgesperrt?«
»Und sämtliche Passwörter unserer gemeinsamen Konten geändert. Aber sie wird sich schon wieder abregen.«
Libby schaut ihn prüfend an. »Du hast Angst vor ihr, was?«
»Sie ist jähzornig. Das schüchtert mich ein bisschen ein.«
»Du darfst dir das nicht gefallen lassen. Du brauchst deine Sachen. Du musst nach vorn blicken.«
»Ich weiß.«
Sie lächelte. »Ich brauche den letzten Teil von Seawards Tagebuch.«
Er lächelte und entspannte sich wieder. »Vielleicht kann ich sie noch einmal anrufen. Vielleicht hört sie mir ausnahmsweise zu, statt mich zu beschimpfen und aufzulegen.«
Libby konnte sich nicht vorstellen, dass jemand den sanften, freundlichen Damien so behandelte, und spürte plötzlich den Drang, ihn zu beschützen. »Würde es helfen, wenn ich sie anriefe? Oder mit dir hinfahren würde?«
Doch er schüttelte sofort den Kopf. »Nein, nein, nein. Ich muss das allein regeln.« Er holte tief Luft. »Danke für den Tipp. Ich bin im B & B, falls du mich brauchst.«
»Es fällt mir schwer, dorthin zu gehen. Aber du kannst jederzeit zu mir kommen.«
Erst als sie sich an der Tür von ihm verabschiedete, fiel ihr die Sache mit Graeme Beers ein. Sie erzählte ihm davon, und im Gegensatz zu Tristan und Scott glaubte Damien ihr sofort.
»Was meinst du, wonach er sucht?«
»Keine Ahnung.«
»Und er hat nie versucht, hier einzudringen?«
»Gott sei Dank nicht.«
»Es hat etwas mit deinem Haus zu tun. Vielleicht meint er, er hätte irgendeinen Anspruch darauf. Wohnen Verwandte von ihm in der Gegend? Geht es vielleicht um die Grundstücksgrenzen?«
»Oder er hat etwas verloren. Aber falls ja, was und wann?« Sie lehnte sich an den Türrahmen. »Soll ich ihn einfach darauf ansprechen?«
Damien schüttelte den Kopf. »Nein. Er könnte gefährlich sein. Man kann nie wissen.«
Ihre Haut fühlte sich plötzlich kalt an. »Sergeant Lacey glaubt mir nicht.«
»Sorge dafür, dass die Türen gut abgeschlossen sind und du dein Handy immer griffbereit hast. Ich wünschte, ich hätte eins, damit du mich anrufen kannst, aber das ist bei meinen anderen Sachen.«
Aus irgendeinem Grund fand Libby das lustig. Sie unterdrückte ein Lachen, doch Damien bemerkte ihr Augenzwinkern und lachte ebenfalls. Es tat gut, wenn man seine eigene missliche Lage nicht so ernst nahm.
»Darf ich dir einen Rat geben?«, fragte sie.
»Sicher, nur zu.«
»Falls du dich ernsthaft für meine Schwester interessierst, solltest du dafür sorgen, dass du unter deine andere Beziehung einen Schlussstrich ziehst. Ich habe keine Ahnung, ob sie euren Altersunterschied problematisch findet, aber sie würde sich bestimmt nicht mit jemandem einlassen, der so viele alte Beziehungsprobleme mit sich herumschleppt. Du musst es jetzt regeln, nicht irgendwann.«
Er nickte. »Ein guter Rat. Ich lasse ihn mir durch den Kopf gehen. Und weißt du, was ich dir rate?«
Er merkte, wie sie sich innerlich sträubte, und lächelte. »Na los, du musst ihn dir anhören.«
»Schön, wie lautet er denn?«
»Vergiss, was du in der Vergangenheit getan hast. Denk lieber daran, was du jetzt, in der Gegenwart, tun kannst.«
»Danke«, sagte sie mit einem leichten Nicken. »Ich denke darüber nach.«
Am Montagmorgen kam Juliet nach unten und entdeckte Melody, die sich lachend und flirtend an Damiens Tisch herumdrückte.
Ihr Magen zog sich zusammen. Melody war gerade erst zwanzig geworden und ihm somit vom Alter her näher als
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