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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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unglücklich. Ich habe Ihre Nachricht erhalten, es ging um irgendwelche Post?« Libby merkte, dass sie auf und ab lief, und zwang sich, stehen zu bleiben. Sie lehnte sich an die Küchenbank. Der Geruch von Lasagne breitete sich in der Küche aus.
    »Ach ja. Seltsame Sache. Ich habe Marks Papiere durchgesehen. Das ist sehr traurig, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Es tut mir leid, das muss schwer für Sie sein.« Libby schluckte den Kloß in ihrer Kehle herunter und wünschte sich, sie könnte auch in London sein und Marks Papiere durchgehen, sich irgendein Andenken mitnehmen, auch wenn es nur ein Zettel mit seiner Handschrift wäre.
    »Wir vermissen ihn alle ganz schrecklich, Libby.«
    »Seine Familie …?«
    »Die Mädchen habe ich nicht gesehen, aber gehört, dass die Älteste schwanger sein soll. Emily hält sich ganz gut. Sie ist natürlich erschüttert, ist aber seit dem Begräbnis jeden Tag zur Arbeit gekommen, und es sieht aus, als würde sie in Kürze Marks Aufgaben übernehmen. Aber nun zu dieser geheimnisvollen Post. Ich habe sechs Briefe gefunden, die alle an Sie adressiert sind, aber an Marks Poststelle geschickt wurden. Er hat keinen geöffnet, sondern sie einfach in eine Schublade gelegt.«
    Libby war ebenso fasziniert wie erschrocken. Warum sollte ihr jemand zu Händen von Mark schreiben? Hatte er irgendeine Überraschung geplant? Oder ging es um Erpressung? »Wer ist der Absender?«
    »Immer derselbe. Eine Firma namens Ashley-Harris Holdings in Australien.«
    Eine Firma. Also keine Erpressung und vermutlich auch keine Überraschung. »Ich habe keine Ahnung, wer das sein soll oder weshalb sie mir an Marks Adresse schreiben. Dürfte ich Sie bitten, mir die Briefe zu schicken?«
    »Natürlich.«
    Libby gab Cathy ihre neue Adresse. Ihr wurde klar, dass damit wieder eine Verbindung zu Mark durchtrennt wurde.
    Doch dann sagte Cathy: »Da wäre noch etwas. Ich weiß nicht, was Sie davon halten, aber Emily meinte, ich müsste Sie unbedingt fragen.«
    Libbys Magen verkrampfte sich. In den zwölf Jahren ihrer heimlichen Affäre hatte sie gelernt, den Namen seiner Frau zu fürchten. »Was denn?«
    »Pierre-Louis hat angefragt, weil sie sich unseren Etat sichern wollen. Als wir festgestellt haben, dass Sie nicht mehr dort arbeiten, haben wir für dieses Jahr nicht unterzeichnet. Emily ist sehr daran interessiert, dass Sie unseren Katalog weiterhin gestalten, auch freiberuflich. Vielleicht möchten Sie nicht mehr als Designerin arbeiten, aber …«
    »Doch! Das würde ich sehr gerne machen«, sagte Libby.
    »Super! Emily wird sich sehr freuen. Sie bewundert Ihre Arbeit.«
    »Tatsächlich?« Mark hatte Emilys Namen nur erwähnt, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Sie kam sich seltsam entblößt vor.
    »Zwölf Jahre im selben Job, Libby. Sie sind bei Winterbourne hoch angesehen. Auch wenn Mark nicht mehr da ist, möchte man die Zusammenarbeit fortsetzen.«
    »Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Ich …« Libby fiel ein, dass sie keinen Computer, keine Internetverbindung und keine E-Mail-Adresse hatte. »Können Sie mir eine Woche Zeit geben? Ich richte hier gerade mein neues Büro ein und …«
    »Selbstverständlich. Rufen Sie an, sobald Sie bereit sind, und der Auftrag gehört Ihnen.«
    Als sie sich gerade verabschiedet hatten, piepste die Mikrowelle, doch Libby holte ihr Essen nicht heraus. Sie stand in der Küche, schaute aus dem Fenster auf den dämmrigen Himmel und spürte die Entfernung zwischen ihrem alten und neuen Leben. Mark war eine Million Lichtjahre entfernt und würde es immer bleiben. Dann richtete sie sich auf und ermahnte sich, nicht zu jammern. Was würde Mark sich für sie wünschen? Dass sie sich mit ihrer Schwester versöhnte? Nun, das war bis jetzt nicht sonderlich gut gelaufen, aber es gab noch Hoffnung. Dass sie das Familiengeheimnis der Winterbournes lüftete? Dazu wäre sie wohl kaum in der Lage, und doch hätte er sich gewünscht, dass sie nach Winterbourne Beach fuhr und sich alles mit eigenen Augen anschaute. Also morgen.

    Sie brach um kurz nach acht auf. In Paris hatte um diese Zeit Rushhour geherrscht. So etwas gab es in Lighthouse Bay nicht. Am Kreisverkehr stauten sich einige Autos, und auf der Strandpromenade waren Radfahrer unterwegs, doch das war auch schon alles. Libby erinnerte sich an die Menschenmengen in der Metro, wo man am Zigarettenrauch oder dem starken Parfüm anderer Leute fast erstickte. Die verrückten Pariser Autofahrer hupten ständig, während sie sich

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