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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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Neue?«
    »Jung. Schlau. Hat Familie, eine mollige Frau und drei kleine Jungs. Redet schon darüber, das Öl durch Azetylen-Behälter zu ersetzen. Ich selbst habe mich geweigert. Hatte immer Angst, die verdammten Dinger könnten in die Luft fliegen.«
    »Geht mir genauso. Bei der letzten Lieferung haben sie mir Azetylen statt Kerosin geschickt. Der Behälter steht noch immer da, aber ich fürchte, selbst der Lieferant traut sich nicht, ihn wieder mitzunehmen.«
    Clovis zieht die Augenbrauen hoch. »Es kommt noch schlimmer. Seine Frau kennt den Code. Sie wird den Telegrafen betätigen.«
    Matthew lächelt. Er weiß, was Clovis von Frauen hält. »Wirklich?«
    »Das sollte keine Frau erledigen. Die klatschen zu gern. Sie wird genau wissen, was in der Stadt vorgeht, und sich einmischen. Denk an meine Worte.« Clovis schüttelt den Kopf. »Die Zeiten ändern sich zu schnell für mich, Seaward.«
    Sie trinken, während die Nachmittagsschatten länger werden. Ein Bier. Dann noch eins. Clovis will ihm noch ein drittes ausgeben, doch er lehnt ab. In weniger als einer Stunde muss er das Leuchtfeuer entzünden. Er kennt seine Grenzen und überschreitet sie nie.
    Matthew hat es peinlich vermieden, über die Aurora zu sprechen, weil er niemanden direkt anlügen will, vor allem nicht Clovis. Doch es ist unvermeidlich.
    »Die Polizei war bei mir, um über das verschollene Schiff zu reden«, sagt Clovis und macht sich an sein drittes Bier. »Die werden mir nun wirklich nicht fehlen. Der örtliche Constable ist ein armseliger Idiot. Der könnte seine eigenen Füße nicht finden, geschweige denn ein Schiff.«
    »Meinst du die Aurora? Haben sie mit der Suche begonnen?«
    »Es war voll beladen, wertvolle Fracht. Und es hatte einen wichtigen Adeligen an Bord. Arthur Winterbourne und seine Frau.«
    »Seine Frau?« Matthews Ohren klingeln leise. »Weißt du, wie sie heißt?«
    Clovis schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung. Sie sind ohnehin alle tot. Der Kapitän muss ein Schwachkopf gewesen sein. Warum er nicht weiter nördlich Schutz gesucht hat, ist nicht zu begreifen. Das Wetter war furchtbar.«
    »Hat die Polizei etwas gefunden?«
    Clovis zuckt mit den Schultern. »Zwischen unseren Leuchttürmen liegen mehr als hundert Meilen Küste. Der Constable meint, sie hätten unmittelbar südlich einige Trümmer gefunden, aber ich hätte das Schiff gesehen, wenn es so nah gewesen wäre. Vermutlich hat irgendjemand alten Kram ins Meer geworfen, um Ballast loszuwerden, weil sein Kahn volllief.« Clovis senkt die Stimme. »Ich habe etwas gehört, das nicht für mich bestimmt war.«
    »Nur zu.« Matthew wünscht sich, er hätte doch das dritte Bier genommen.
    »Sie hatten ein Geschenk von Königin Victoria für das australische Parlament an Bord.« Er deutet auf das Porträt. »Unschätzbar wertvoll.«
    Matthews Herz schlägt schneller. »Und was war das?«
    »Ein Amtsstab. Kannst du dir das vorstellen? Gold und Edelsteine, irgendwo da draußen im Meer, wo die Fische draufscheißen.«
    Gold und Edelsteine. Guter Gott, Isabella hatte ihm eine Kiste voller Probleme dagelassen.
    »Die Juweliere, die ihn angefertigt haben, also diese Winterbournes, sind sehr darauf erpicht, ihn zurückzubekommen.«
    »Das wundert mich nicht.«
    Clovis redet weiter und spekuliert und wechselt das Thema, doch Matthews Fröhlichkeit ist verflogen. Der Amtsstab hat nicht Isabella gehört. Man hätte ihn der Polizei aushändigen müssen. Aber wie soll er das tun, ohne sie zu verraten? Jetzt ist ihm klar, dass es töricht war, den Amtsstab zu vergraben. Illegal.
    »Es dämmert gleich, mein Freund«, sagt Clovis schließlich und deutet auf die langen Schatten und das goldene Licht draußen.
    »Zeit für die Arbeit.«
    »Ich beneide dich. Ich wünschte, ich wäre wieder jung.«
    Doch in diesem Augenblick fühlt sich Matthew sehr alt und müde. Er sagt seinem Freund Lebewohl und geht den Hügel hinauf nach Hause. Er macht einen kleinen Umweg zu der Stelle, an der er die Kiste vergraben hat, und schaut auf seine Stiefel. Unter ihm liegt ein Gegenstand von unschätzbarem Wert, der einer adeligen Familie oder der Königin oder dem Parlament oder allen dreien gehört. Menschen, die viel wichtiger sind als er selbst. Hätte er nur nie in die Kiste hineingesehen. Hätte Isabella sie nie mitgebracht. Wäre sie nie gekommen.
    Doch dafür ist es zu spät. Passiert ist passiert. Und was geschehen wird, geschieht.

    Isabella ist seit einer Woche und zwei Tagen bei den Fullbrights und weiß

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