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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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vergessen konnte. Weil sie zu sehr geliebt hatte. Weil sie es nicht überwunden hatte. Weil sie es diesem attraktiven jungen Mann erzählte, der sie vermutlich bemitleidete, weil sie ihre besten Jahre hinter sich hatte und auf dem Weg war, eine verbitterte alte Jungfer zu werden. Ihr Selbsthass war so gewaltig, dass er sie zu ersticken drohte.
    Doch dann legte sich Damiens Hand vorsichtig über ihre. Er ergriff ihre Finger und drückte sie fest. »Es tut mir so schrecklich leid.«
    Sie beobachtete seine Hand auf ihrer. Seine starken gebräunten Finger. Doch dann löste er den Kontakt und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sie sah hoch und begegnete seinem Blick.
    »Wie ist Libby herausgekommen?«
    »Andy hat es geschafft, sie auf die Sandbank zu schieben, bevor ihn die Strömung hinuntergezogen hat.«
    Er hielt kurz inne. »Für Libby tut es mir auch leid. Sie hat eine schwere Last zu tragen.«
    Zorn, Trauer und ihr schlechtes Gewissen ließen Juliet verstummen.
    Er hob lächelnd sein Glas.
    Neugierig tat sie es ihm nach. »Worauf trinken wir?«
    »Darauf, dass wir lange genug gelebt haben, um unser Leben kompliziert zu machen.«
    Sie kämpfte lachend mit den Tränen. »Ja. Ich nehme an, du hast recht. Immerhin sind wir noch hier, ein Opfer ungünstiger Winde.«
    »Aber der Wind kann sich jeden Augenblick drehen. Dann wird das Wetter schöner. Ja, immerhin sind wir noch hier.« Er trank seinen Wein aus. »Nun, Juliet, darf ich dir eine neue Küche bauen?«
    »Ja. Ich bin froh, dass du hier bist.«

    Libby gab den Gedanken an ruhigen Schlaf auf. Sie beschäftigte sich Tag und Nacht mit der Arbeit an dem Katalog und der Malerei. Allmählich kam wieder Ordnung in ihre Gedanken, und die Entscheidung nahm Gestalt an.
    Juliet würde ihr ohnehin nie verzeihen, eine Versöhnung schien unmöglich. Also gab es keinen Grund, das Geld nicht anzunehmen. Libby würde Juliet nicht schaden, wenn sie das Grundstück an Ashley-Harris verkaufte, das würde ihre Schwester irgendwann begreifen.
    Dann war es sechs Uhr. Sie hatte vielleicht zwei Stunden geschlafen und selbst das nicht an einem Stück. Wenn sie nur blinzelte, tat ihr Kopf weh. Sie konnte sich kaum auf die winzigen Tasten ihres Telefons konzentrieren, als sie Tristan die SMS schrieb: Ich habe mich entschlossen zu verkaufen.
    Ihr Daumen schwebte über der Senden-Taste. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Dann schickte sie sie ab.
    Nach wenigen Minuten klingelte ihr Handy.
    »Du hast die Zeitverschiebung nicht berücksichtigt«, meinte er lachend. Sie hörte eine Störung in der Leitung. Er war irgendwo draußen, wo Wind wehte.
    Sie zuckte verlegen zusammen. »Wie spät ist es denn?«
    »In Perth vier Uhr morgens.«
    »Es tut mir so leid.«
    »Zum Glück bin ich nicht in Perth. Bin gestern zurückgekommen. Die Angelegenheit war früher erledigt.«
    Libby ließ sich schwer in den Sessel im Atelier fallen. Die aufgehende Sonne tat ihr in den Augen weh. »Bist du in Noosa?«
    »Soll ich vorbeikommen?«
    »Das wünsche ich mir sehr.« Klang sie verzweifelt?
    »Du weißt, ich kann nicht mit dir übers Geschäftliche reden.«
    »Ich möchte nur, dass mich jemand festhält. Das ist die schwerste Entscheidung, die ich je getroffen habe.«
    »Machst du mir Frühstück?«
    »Natürlich.«
    Doch dazu kamen sie nicht. Als er klingelte, zog sie ihn herein, und er drückte sie gegen die Tür. Sie zogen eine Spur aus Kleidungsstücken hinter sich her. Sie verlor sich eine Zeitlang in dem harten, leidenschaftlichen Sex, vergaß alles außer dem brennenden Verlangen ihres Körpers. Danach schliefen sie ineinander verschlungen ein.
    Endlich schlief sie. Wenn auch mit dem Feind.

Zwanzig
    1901
    V or der Morgendämmerung ist das Licht weich und blau. Isabella hat sich noch nicht an die eindringlichen Gerüche der australischen Landschaft gewöhnt: feuchte Erde, scharf prickelndes Laub und der herbe Geruch des Meeres. In der feuchten Luft hängt ein salziger Nebel. Von der Plattform des Leuchtturms aus konnte sie am Morgen das verlassene Meer und den Strand sehen; Orte, an die sich weder Mensch noch Tier je zu verirren schienen. Doch hier unten im Wald herrscht reges Leben: Die Vögel erwachen, Tiere kriechen aus ihren Höhlen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch andere Lebewesen beschäftigt sind. So beschäftigt wie sie und Matthew. Kühle Feuchtigkeit liegt auf ihren Wangen.
    Matthew stößt den Spaten in die Erde. Hier im Boden liegt der Amtsstab. Die Vorstellung, dass es ihn noch gibt,

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