Das Haus am Nonnengraben
ist in der Satzung der Arthur-Rothammer-Stiftung eine juristische Untiefe. Arthur Rothammer hat neben Böschen den Stiftungsreferenten der Stadt Bamberg mit der Verwaltung der Stiftung beauftragt, aber er hat sie nicht zu einer sogenannten ›rechtsfähigen örtlichen Stiftung‹ gemacht, die vom Stadtrat kontrolliert würde. So prüft nur die Regierung in Bayreuth einmal jährlich die Rechnungen. Und die sehen makellos aus. Was aber hier in Bamberg mit den Geldern passierte, hat niemand geprüft.«
»Und was haben sie offiziell damit gemacht?«
»In den letzten Jahren angeblich junge, mittellose Künstler unterstützt. Aber in den Akten findet sich weder eine Liste der Künstler noch eine der Jurymitglieder, die die Begünstigten ausgesucht haben. Das heißt, ich muss noch mal bei Bolz oder Böschen vorstellig werden.«
»War denn ein Zweck der Stiftung nicht auch der Unterhalt des Hauses am Nonnengraben?«
»Ganz richtig. Und so, wie das Haus aussieht, kann da irgendetwas nicht stimmen. Da müsste man mal bei den Firmen nachfragen, von denen die Rechnungen in den Unterlagen stammen.«
»Das kann Bohrer morgen tun. Schau nicht so, ich habe nur ihn. Die andern sind alle mit den Russen beschäftigt.« Werner klopfte mit seinem Stift nachdenklich auf den Tisch. »Wie ist das denn mit dem Stiftungsvermögen? Das muss doch auf irgendeinem Konto liegen.« Er schaute Benno an, als glaubte er selbst nicht an diesen Hoffnungsschimmer. »Bei den Unterlagen waren nicht etwa Kontoauszüge?«
»Nein, waren sie nicht. Und das kannst du auf die Schnelle auch vergessen. Das Depot des Vermögens ist bei einer Bank in Basel. Um da dranzukommen, müssen wir ein Rechtshilfeersuchen über das bayerische Justizministerium an die Schweizer Justiz stellen. Das dauert Wochen.«
»Mist! Gibt es denn nichts, wo wir einhaken können?«
»Tja, da ist noch eine kleine Feinheit: In der Satzung der Arthur-Rothammer-Stiftung wird der Stiftungsreferent der Stadt zum Verwalter der Stiftung bestimmt. Damit ist natürlich der jeweils gerade amtierende Stiftungsreferent gemeint. Aber Bolz hat diese Aufgabe, als er befördert wurde, einfach mitgenommen. Und damit niemand etwas merkt, hat er die entsprechende Akte aus dem Archiv des Stiftungsreferats verschwinden lassen. Leugnet er natürlich. Aber vielleicht lässt sich ihm daraus ein Strick drehen.«
»Dann müsste ihm jetzt der Arsch eigentlich ganz schön auf Grundeis gehen.«
»Ach, bei dem Gespräch mit mir wirkte er erstaunlich cool. Er scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass man ihm nichts nachweisen kann.«
»Ist ja alles schön und gut. Aber was könnte das alles mit unserem Mord zu tun haben?«
»Vielleicht war Elfi Rothammer ja der Unsicherheitsfaktor in dem System Selbstbedienungsladen? Vorhin rief mich die ehemalige Sekretärin von Bolz an und erzählte mir, dass Elfi, Bolz und Böschen nicht nur geschäftlich verbandelt waren. Da lief offenbar auch irgendeine Sexgeschichte. Und als die Männer sie fallen ließen, hat Elfi wohl gedroht, die beiden würden das noch bereuen.«
Werner pfiff leise durch die Zähne. »Oh, oh! Das klingt ja spannend. Und wie machen wir jetzt weiter?«
»Ich denke, dass wir auf der Spur des Geldes bleiben sollten«, schlug Benno vor. »In diesem Fall steckt nämlich ein ganzer Haufen Geld: erstens das Stiftungsvermögen, zweitens das Geld, das Arthur Rothammer vererbt hat, und drittens das Vermögen von Elfi Rothammer. Was ist eigentlich mit dieser Schwester von Arthur Rothammer, die den Hauptteil seines Vermögens bekommen hat? Ist die auch schon verstorben?«
»Ja, offenbar.« Werner war mit den Gedanken schon woanders.
»Du, Benno, da gibt es ein Problem. Jemand müsste noch mal in das Haus am Nonnengraben gehen und die Bankunterlagen von Elfi Rothammer suchen. Herr van Vinden meinte, die müssten da sein.«
Benno nickte. »Ja, richtig, das hat er mir auch gesagt. Vielleicht finden wir in ihren Kontoauszügen ja auch Gelder aus dem Stiftungsvermögen. Irgendwohin muss das ja geflossen sein, wenn …«
Werner unterbrach ihn: »Aber ich bin morgen den ganzen Tag nicht da. Ich muss in Eger einen Vortrag über die bayerische Polizeireform halten. Die finde ich in vielen Punkten so bescheuert, und dann muss ich mich im Ausland hinstellen und den Strahlemann machen und erzählen, wie toll das alles angeblich ist! Anordnung vom Chef.« Er verzog das Gesicht. »Das steht mir quer wie eine Gräte im Hals. Und außerdem hab ich eigentlich überhaupt
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