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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die trockenen Lippen. Ihre Hände zitterten wie vor Aufregung. Sobald sie mich sah, begann sie zu sprechen.
    «Ist – ist irgendetwas geschehen, Sir?»
    «Ja», sagte ich kurz angebunden. «Wo ist das Telefon?»
    «Stimmt – stimmt etwas nicht, Sir?»
    «Es hat einen Unfall gegeben», antwortete ich ausweichend. «Jemand ist verletzt. Ich muss telefonieren.»
    «Wer ist verletzt worden, Sir?» Sie machte ein ausgesprochen begieriges Gesicht. «Miss Buckley. Miss Maggie Buckley.»
    «Miss Maggie? Miss Maggie? Sind Sie sicher, Sir – ich meine, sind Sie da ganz sicher, dass es – dass es Miss Maggie ist?»
    «Ich bin ganz sicher», sagte ich. «Wieso?»
    «Oh, nur so. Ich – ich dachte, es könnte sich um eine der anderen Damen handeln. Ich dachte, es wäre vielleicht – Mrs Rice.»
    «Jetzt hören Sie», sagte ich, «wo ist das Telefon?»
    «Es ist in dem kleinen Zimmer hier, Sir.» Sie öffnete die Tür für mich und wies auf den Apparat.
    «Danke», sagte ich. Und als sie keinerlei Anstalten machte zu gehen, fügte ich hinzu: «Das ist alles, danke.»
    «Wenn Sie Doktor Graham anrufen wollen…»
    «Nein, nein», sagte ich. «Das wäre dann alles. Gehen Sie jetzt, bitte.»
    Sie zog sich nur zögernd zurück und so langsam, wie sie es nur wagte. Mit größter Wahrscheinlichkeit würde sie an der Tür horchen, aber das konnte ich nun einmal nicht verhindern. Schließlich würde sie sowieso bald alles erfahren.
    Ich erreichte das Polizeirevier und machte meine Meldung. Dann rief ich aus eigenem Antrieb den von Ellen erwähnten Doktor Graham an. Seine Nummer fand ich im Buch. Ich hatte das Gefühl, Nick sollte auf alle Fälle ärztliche Hilfe erhalten – obwohl ein Arzt wenig für das arme Ding da draußen auf dem Gras tun konnte. Er versprach jedenfalls, sofort vorbeizukommen, und ich hängte den Hörer ein und ging wieder hinaus in die Halle.
    Falls Ellen vor der Tür gelauscht hatte, war es ihr jedenfalls gelungen, blitzschnell zu verschwinden. Weit und breit keine Menschenseele, als ich hinaustrat. Ich ging in den Salon zurück. Nick versuchte sich aufzusetzen.
    «Glauben Sie – könnten Sie – mir einen Brandy bringen?»
    «Selbstverständlich.»
    Ich eilte ins Esszimmer und kehrte mit dem Gewünschten zurück. Ein paar Schlucke des geistigen Getränks taten den Lebensgeistern des Mädchens gut. Die Farbe kehrte langsam in ihre Wangen zurück. Ich schüttelte ihr die Kissen neu auf.
    «Es ist alles – so schrecklich.» Sie schauderte. «Alles – um mich herum.»
    «Ich weiß, meine Liebe, ich weiß.»
    «Nein, Sie wissen nichts. Das können Sie ja gar nicht. Und alles ist so unsinnig. Wenn es doch mich getroffen hätte, dann wäre jetzt alles vorbei.»
    «Sie dürfen jetzt nicht so unvernünftig sein.»
    Sie schüttelte jedoch nur den Kopf und wiederholte: «Sie haben keine Ahnung! Keine Ahnung!»
    Dann begann sie plötzlich zu weinen. Es war ein gleichmäßiges, hoffnungsloses Schluchzen wie bei einem Kind. Ich dachte, es sei vielleicht das Beste für sie und machte daher keinen Versuch, ihre Tränen einzudämmen.
    Als sie etwas weniger heftig flossen, begab ich mich verstehlen ans Fenster und sah hinaus. Ein paar Minuten zuvor hatte ich den Lärm mehrerer Stimmen gehört. Alle waren sie nun da und bildeten einen Halbkreis um den Schauplatz der Tragödie. Poirot, einem bizarren Wachtposten gleich, hielt sie auf Abstand.
    Als ich hinausblickte, kamen zwei Uniformierte über den Rasen. Die Polizei war da.
    Ruhig nahm ich meinen Platz am Sofa wieder ein. Nick schaute mit tränenüberströmtem Gesicht auf.
    «Sollte ich nicht irgendetwas tun?»
    «Nein, meine Liebe. Darum kümmert sich Poirot. Überlassen Sie das nur ihm.»
    Nick schwieg eine oder zwei Minuten, dann sagte sie: «Arme Maggie. Arme gute Maggie. So ein feiner Kerl, konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. Und ausgerechnet ihr muss das passieren. Ich habe das Gefühl, ich habe sie umgebracht – weil ich sie hierher gelockt habe.»
    Ich schüttelte traurig den Kopf. Es ist unmöglich, die Dinge vorauszusehen. Als Poirot darauf bestand, Nick solle eine Freundin einladen, hatte er mit keinem Gedanken daran gedacht, dass er damit das Todesurteil einer Unbekannten unterzeichnete.
    Schweigend saßen wir da. Ich wollte zu gerne wissen, was draußen vorging, aber ich folgte tapfer Poirots Anweisungen und hielt die Stellung.
    Mir schien es Stunden später, als sich die Tür öffnete und Poirot und ein Polizeiinspektor den Raum betraten. Bei ihnen

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