Das Haus an der Düne
wahr?»
«Das schwöre ich Ihnen. Bei der Ehre von Hercule Poirot. Ich bin wie ein Hund, der die Fährte aufnimmt und sie unbeirrt verfolgt.»
«Das ist gut. Haben Sie schon irgendwelche Vorstellungen?»
«Ich habe zwei Personen im Verdacht.»
«Ich nehme an, es hat keinen Sinn zu fragen, wen?»
«Das sollte ich auf keinen Fall sagen! Sehen Sie, vielleicht irre ich mich ja.»
«Ich hoffe doch, mein Alibi ist wasserdicht», meinte Challenger mit einem etwas unsicheren Zwinkern.
Poirot lächelte nachsichtig in das gebräunte Gesicht vor ihm. «Sie haben Devonport ein paar Minuten nach halb neun verlassen. Sie kamen hier um fünf Minuten nach zehn an – zwanzig Minuten nach dem Verbrechen. Die Entfernung von Devonport hierher beträgt jedoch nur ein wenig mehr als dreißig Meilen und Sie haben diese Strecke schon oft in einer Stunde zurückgelegt, da die Straße gut ist. Sie sehen also, Ihr Alibi taugt nicht gerade viel!»
«Nun, ich…»
«Sie müssen verstehen. Ich gehe allem nach. Ihr Alibi taugt nicht viel, wie ich bereits sagte. Aber es gibt noch andere Sachen außer Alibis. Wie ich glaube, ist es Ihr Wunsch, Mademoiselle Nick zu heiraten?»
Der Seemann errötete. «Ich wollte sie schon immer heiraten», gestand er mit heiserer Stimme.
«Genau. Eh bien – Mademoiselle Nick war mit einem anderen Mann verlobt. Das wäre vielleicht ein Grund, den anderen Mann zu töten. Aber das ist nicht nötig – er stirbt den Heldentod.»
«So stimmt es also doch, dass Nick mit Michael Seton verlobt war? Heute Morgen kursierte in der Stadt ein derartiges Gerücht.»
«Ja – interessant, wie schnell sich Neuigkeiten verbreiten. Traf die Nachricht Sie ganz unvermutet?»
«Ich wusste, dass Nick mit jemandem verlobt war – das hat sie mir vor zwei Tagen erzählt. Aber sie hat nicht angedeutet, mit wem.»
«Es war tatsächlich Michael Seton. Entre nous, ich glaube, er hat ihr ein ganz hübsches Vermögen hinterlassen. Also! Aus Ihrer Sicht ist jetzt wirklich kein guter Zeitpunkt, Mademoiselle Nick zu töten. Jetzt weint sie um ihren Liebsten. Aber das Herz wird vergessen, sie ist jung. Und ich glaube, Monsieur, sie hat Sie sehr gern…»
Challenger schwieg einen oder zwei Augenblicke. «Wenn es nur so wäre…», murmelte er.
Da klopfte es wieder an der Tür.
Es war Frederica Rice.
«Ich habe Sie gesucht», wandte sie sich an Challenger. «Man hat mir gesagt, ich würde Sie hier finden. Ich wollte wissen, ob Sie meine Armbanduhr schon wiederhaben.»
«Oh ja. Ich habe sie heute Morgen abgeholt.»
Er holte sie aus seiner Tasche und reichte sie ihr. Die Uhr hatte eine recht ungewöhnliche Form – sie war kugelrund und mit einem schlichten, schwarzen Moirearmband versehen. Ich erinnerte mich, an Nick Buckleys Handgelenk ein ähnliches Modell gesehen zu haben.
«Ich hoffe, sie geht jetzt richtig.»
«Ziemlich lästig. Ständig funktioniert etwas nicht.»
«Wahrscheinlich ist sie nur schön und nicht nützlich», mischte sich Poirot ein.
«Warum kann sie nicht beides sein?» Sie blickte von einem zum anderen. «Bin ich in eine vertrauliche Unterredung hineingeplatzt?»
«Keinesfalls, Madame. Wir haben ein wenig Klatsch ausgetauscht – nicht über das Verbrechen gesprochen. Wir stellten fest, wie schnell sich Neuigkeiten doch verbreiten – zum Beispiel weiß jetzt jeder, dass Mademoiselle Nick mit dem tapferen, verunglückten Flieger verlobt war.»
«Dann war Nick also doch mit Michael Seton verlobt!»
«Das überrascht Sie, Madame?»
«Ja, ein wenig. Ich weiß auch nicht, warum. Sicher war er im letzten Herbst ganz angetan von ihr. Sie haben eine Menge gemeinsam unternommen. Aber dann, nach Weihnachten, schien die Begeisterung auf beiden Seiten abzukühlen. Soweit ich weiß, haben sie sich kaum mehr gesehen.»
«Dann haben sie das Geheimnis sehr gut bewahrt.»
«Ich nehme an, das war wegen des alten Sir Matthew. Ich glaube, er war wirklich nicht ganz bei Trost.»
«Und Sie hatten wirklich keine Ahnung, Madame? Obwohl Mademoiselle eine so enge Freundin von Ihnen ist?»
«Wenn Nick will, kann sie verschlossen sein wie eine Auster», murmelte Frederica. «Aber jetzt weiß ich, warum sie in letzter Zeit so unruhig war. Oh, und ich hätte es aus einer Äußerung schließen müssen, die sie neulich fallen ließ.»
«Ihre kleine Freundin ist äußerst attraktiv, Madame.»
«Der Meinung war der gute, alte Jim Lazarus auch eine Zeit lang», warf Challenger ein und brach in sein lautes, etwas taktloses Lachen
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