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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erhob sich Poirot. «Dann gibt es nichts mehr zu sagen, Mr Vyse. Irgendetwas stimmt nicht.»
    «Ganz sicher stimmt etwas nicht.» Mr Vyse erhob sich ebenfalls. «Guten Tag, Monsieur Vyse.»
    «Guten Tag, Monsieur Poirot.»
    «So viel zu der Sache mit dem Testament», bemerkte ich, als wir wieder auf der Straße waren. « Précisément. »
    «Glauben Sie, er lügt?»
    «Schwer zu sagen. Er hat ein echtes Pokergesicht, unser Monsieur Vyse. Eines steht fest, er wird von seiner Position nicht abrücken. Er hat das Testament niemals erhalten. Das ist und bleibt sein Standpunkt.»
    «Aber Nick wird doch sicher eine Art Quittung für den Erhalt des Testaments haben.»
    « Cette petite, sie kümmert sich doch um so etwas nicht. Sie schickte es ab. Und damit hat sie es aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Voilà. Außerdem musste sie an diesem Tag ins Krankenhaus, um sich einer Blinddarmoperation zu unterziehen. Sie war wahrscheinlich ziemlich aufgeregt.»
    «Nun, was sollen wir jetzt tun?»
    « Parbleu, wir suchen Mr Croft auf. Mal sehen, was er über die Sache noch weiß. Er scheint zum großen Teil der Drahtzieher gewesen zu sein.»
    «Er hat davon in keiner Weise profitiert», gab ich zu bedenken.
    «Nein. Wie sollte er auch? Er ist wahrscheinlich nur ein Wichtigtuer – ein Mensch, der sich gerne in die Angelegenheiten seiner Nachbarn einmischt.»
    Das war allerdings auch meiner Ansicht nach typisch für Mr Croft. Er war der freundliche Alleswisser, der in unserer Welt so viel Ärger verursacht.
    Wir trafen ihn in der Küche an, wie er sich in Hemdsärmeln über einen dampfenden Kochtopf beugte. Ein höchst würziger, angenehmer Duft erfüllte das ganze Häuschen.
    Er verließ ohne Bedauern seine Kocherei und war ganz eindeutig erpicht darauf, über den Mord zu sprechen.
    «Eine halbe Sekunde», sagte er. «Gehen Sie schon nach oben. Mutter wird dabei sein wollen. Das würde sie uns nie verzeihen, wenn wir uns hier unten unterhalten. ‹Kui› – Milly. Zwei Freunde auf dem Weg nach oben.»
    Mrs Croft begrüßte uns aufs Wärmste und wollte sofort alle Neuigkeiten über Nick wissen. Ich mochte sie lieber als ihren Mann.
    «Das arme liebe Mädchen», sagte sie mitfühlend. «In einem Sanatorium, sagen Sie? Hatte einen völligen Zusammenbruch, würde mich jedenfalls nicht wundern. Eine schreckliche Sache, Monsieur Poirot – ganz schrecklich. Ein unschuldiges Mädchen – einfach niedergeschossen. Man darf gar nicht darüber nachdenken – nein, unmöglich. Und wir befinden uns schließlich in keinem gesetzlosen Teil der Welt, sondern mitten im Herzen vom alten England. Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zutun.»
    «Es macht mich im Nachhinein ganz nervös, dass ich weg war und dich hier zurückgelassen habe, meine Gute», ergänzte ihr Mann, der sein Jackett angezogen und sich zu uns gesellt hatte. «Der Gedanke, dass du gestern Abend hier alleine zuhause warst, gefällt mir ganz und gar nicht. Jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken.»
    «Du darfst mich nicht wieder allein lassen», sagte Mrs Croft. «Jedenfalls nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Und ich denke, ich möchte diesen Teil der Welt so schnell wie möglich verlassen. Es wird hier nie mehr so sein wie früher. Ich glaube kaum, dass die arme Nick Buckley es jemals wieder fertig bringt, in diesem Haus zu schlafen.»
    Es war ein wenig schwierig, auf den Grund unseres Besuches zu sprechen zu kommen. Sowohl Mr als auch Mrs Croft redeten derart viel und waren überdies ausgesprochen begierig darauf, alles zu erfahren. Würde die Familie des armen toten Mädchens zur Beerdigung kommen? Wann würde sie stattfinden? Würde es eine Untersuchung geben? Was hielt die Polizei von der ganzen Sache? Hatte sie schon Hinweise? Stimmte es, dass gestern ein Mann in Plymouth verhaftet wurde?
    Dann, nachdem wir alle Fragen getreulich beantwortet hatten, bestanden sie darauf, uns zum Lunch einzuladen. Allein Poirots Notlüge, wir müssten eine Verabredung mit dem Chief Constable einhalten, rettete uns davor.
    Endlich entstand eine Pause, und Poirot konnte die lang ersehnte Frage stellen.
    «Ja, aber natürlich», antwortete Mr Croft. Er zog geistesabwesend an der Schnur des Rollos. «Ich erinnere mich genau. Wir waren erst ganz kurz hier. Ich erinnere mich. Blinddarm – sagten die Ärzte…»
    «Und wahrscheinlich alles andere als Blinddarm», unterbrach Mrs Croft. «Diese Ärzte – sie schneiden einen gerne auf. Jedenfalls war die Operation nicht unbedingt nötig. Sie hatte

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