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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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für törichte Dinge die Leute manchmal anstellen. Ich rede nicht von Mord – Mord kommt nicht sehr oft vor hier unten bei uns – da können wir von Glück reden – nein, ich meine in ganz normalen Kriminalfällen. Diese verdammte, absolute Dummheit dieser Leute verblüfft einen manchmal direkt.»
    «Sie haben vielleicht eine andere Mentalität.»
    «Ja – vielleicht. Wenn Vyse unser Mann ist, haben wir eine harte Nuss zu knacken. Er ist ein vorsichtiger Mensch und ein geschickter Anwalt. Er wird sich nicht verraten. Bei der Frau – nun da besteht mehr Hoffnung. Zehn zu eins, dass sie es nochmal probiert. Frauen haben keine Geduld.»
    Er stand auf.
    «Gerichtliche Untersuchung morgen früh. Der Untersuchungsrichter arbeitet mit uns zusammen und wird so wenig wie möglich preisgeben. Wir wollen uns im Moment noch bedeckt halten.»
    Er ging auf die Tür zu, kam aber plötzlich wieder zurück.
    «Meiner Seel’, jetzt habe ich genau das vergessen, das Sie am meisten interessieren wird und worüber ich gerne Ihre Meinung hören möchte.»
    Er setzte sich wieder, zog aus seiner Tasche ein eingerissenes, beschriebenes Blatt Papier und reichte es Poirot.
    «Meine Leute fanden das bei der Durchsuchung des Gartens. Nicht weit von dem Fleck, wo Sie alle standen und das Feuerwerk ansahen. Sonst haben sie nichts Nennenswertes gefunden.»
    Poirot strich das Papier glatt. Die Schrift war groß und extensiv.
     
    « … brauche sofort Geld. Wenn du nicht… was passieren wird. Ich warne dich. »
     
    Poirot runzelte die Stirn. Er las es ein paar Mal.
    «Das ist interessant», meinte er schließlich. «Kann ich es behalten?»
    «Sicher. Es sind keine Fingerabdrücke auf dem Brief. Ich bin froh, wenn Sie sich einen Reim darauf machen können.»
    Colonel Weston stand erneut auf. «Jetzt muss ich aber wirklich gehen. Wie gesagt, gerichtliche Untersuchung morgen. Übrigens werden Sie nicht als Zeuge aufgerufen – nur Captain Hastings. Möchte nicht, dass die Zeitungsleute herausbekommen, dass Sie an dem Fall beteiligt sind.»
    «Ich verstehe vollkommen. Was ist mit der Familie der bedauernswerten jungen Dame?»
    «Vater und Mutter kommen heute aus Yorkshire. Sie werden gegen halb sechs hier sein. Die Ärmsten. Sie tun mir aufrichtig leid. Sie nehmen die Leiche am nächsten Tag mit nachhause.»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Unangenehme Sache. Gefällt mir ganz und gar nicht, Monsieur Poirot.»
    «Wem würde das wohl gefallen, Monsieur le Colonel? Es ist, wie Sie sagen, eine unangenehme Sache.»
    Als er gegangen war, untersuchte Poirot nochmals den Fetzen Papier.
    «Ein wichtiger Hinweis?», wollte ich wissen.
    Er zuckte die Achseln. «Wer weiß? Klingt nach Erpressung! Jemand aus unserer gestrigen Runde wurde auf sehr unangenehme Art und Weise um Geld angegangen. Es ist natürlich auch möglich, dass es dabei um einen der unbekannteren Gäste geht.»
    Er betrachtete die Schrift durch ein kleines Vergrößerungsglas.
    «Kommt Ihnen die Schrift bekannt vor, Hastings?»
    «Ja, ein bisschen. Ah! Ich hab’s – die Nachricht von Mrs Rice.»
    «Ja», stimmte Poirot bedächtig zu. «Ähnlichkeiten sind vorhanden. Ganz eindeutig. Es ist irgendwie seltsam. Und dennoch glaube ich nicht, dass es die Handschrift von Madame Rice ist. Herein», rief er, als es an der Tür klopfte.
    Es war Commander Challenger.
    «Wollte nur mal reinsehen», erklärte er. «Wollte wissen, ob Sie Fortschritte machen.»
    « Parbleu » , sagte Poirot darauf. «Im Augenblick habe ich das Gefühl, immer mehr nach rückwärts zu gehen. Mein Fortschritt scheint eher ein Rückschritt.»
    «Das ist schlimm. Aber das kann ich nicht ganz glauben, Monsieur Poirot. Ich habe alles über Sie gehört und was für ein wunderbarer Detektiv Sie sind. Man sagt, Sie hatten noch nie einen Fehlschlag.»
    «Das stimmt leider nicht», erwiderte Poirot.« 1893 habe ich in Belgien einen empfindlichen Fehlschlag erlitten. Erinnern Sie sich, Hastings? Ich habe es Ihnen erzählt. Die Affäre mit der Pralinenschachtel.»
    «Ich erinnere mich», sagte ich.
    Und ich musste lächeln, denn damals, als Poirot mir die Geschichte erzählte, hatte er mich gebeten, «Pralinenschachtel» zu ihm zu sagen, sobald er in meinen Augen zu selbstgefällig wurde. Und war dann tief beleidigt, als ich das Zauberwort nur anderthalb Minuten später gebrauchte.
    «Nun gut», beschwichtigte Challenger, «das ist schon so lange her, dass es nicht mehr zählt. Sie werden der Sache schon auf den Grund gehen, nicht

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