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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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würde, bin ich dann schon kurz davor, es selbst zu sagen? fragte er sich.
    Er ließ den Sergeant seine Arbeit ungestört fortsetzen, verließ den Park, überquerte die belebte Straße und gelangte ins Stadtzentrum.
    In den Kaufhäusern kam er mit seinen Ermittlungen nur im Schneckentempo voran.
    Die Kassiererinnen wurden ihrem Ruf gerecht, einer Gattung furchtsamer Wesen anzugehören, die in dunklen Ecken zusammenglucken und nervös zurückschrecken, sobald sich ein Kunde heranpirschte. Nachdem sie gestellt waren, zeigten sie eine wahrhaft Hectorsche Verwunderung angesichts der Idee, daß ein nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen Kreditkartentransaktionen und Kassenzetteln bestehen könnte, griffen dann zum Telefon und erflehten den Beistand ihrer Herdenführerin. Diese erwies sich in der Regel als imposante Dame, die eine westliche Version des Kabuki-Make-ups trug. Sie lauschte geduldig (sofern man ihrem zugespachtelten Gesicht eine Gefühlsregung entnehmen konnte), stellte dreimal dieselben Fragen, verkündete ein paradoxes Mantra des Inhalts
Ich weiß nicht, ich bin mir sicher,
und erklärte dann: »Ich muß mit Mr. Earnshaw reden.« Mr. Earnshaw (in Mid-Yorkshire hören alle stellvertretenden Geschäftsführer auf den Namen Earnshaw), ein grüner Junge, um Gravität bemüht, indem er leicht gebeugt mit den Händen auf dem Rücken einherschritt, als trauere er den Zeiten des Gehrocks nach, bat Pascoe nun, ihm in die Buchhaltung zu folgen. Und hier wurde er endlich von einem offenbar zwölf- oder dreizehnjährigen Kind mit einem Lächeln und dem Eingeständnis begrüßt, daß Geschäfte Waren verkauften und die Technologie ihnen diese Arbeit erleichtere, worauf das Kind ihm innerhalb von genau fünf Sekunden lieferte, was er wünschte.
    Anschließend wußte er, daß Kelly Cornelius verschiedene Toilettenartikel, Wäsche, Schuhe und Kleidung sowie einen Rucksack, vermutlich zum Transport der Sachen, erstanden hatte.
    Fluchtgepäck, dachte er, als er aus der beklemmenden Luft der im Eingangsbereich angesiedelten unvermeidlichen Parfümerie in den vergleichsweise angenehmen Abgasgestank hinaustrat. Als Kelly Cornelius ihre Wohnung verlassen hatte, war sie also nicht ganz sicher gewesen, ob sie noch am selben Nachmittag verschwinden würde, aber immerhin soweit auf den Abruf vorbereitet, daß sie die ihr wichtigsten Fotos in ihre Handtasche gesteckt hatte. Dann, irgendwo zwischen ihrer Wohnung und den Läden, hatte sie das Signal erhalten, hatte die verbleibende Zeit in aller Seelenruhe dazu verwendet, das Nötigste einzukaufen, und war dann … abgetaucht.
    Also, mein Junge, hörte er Dalziel sagen, du hast also festgestellt, daß sie sich davongemacht hat? Großartig! Ich weiß es immer zu schätzen, wenn sich erhärtet, was wir schon seit gestern abend wissen!
    Das störte ihn nicht. Das war eben seine Arbeitsmethode. Die Mühsal der Ermittlungsarbeit, in kleinen, aber sicheren Schritten, ständig Informationen sammeln und Geschwindigkeit zulegen, bis man schließlich das nötige Tempo erreichte, um zu intuitiven Höhenflügen abzuheben.
    Während Dalziel …
    Er saß jetzt vermutlich in der Hauptverwaltung der Nortrust und raspelte Süßholz. Pascoe erinnerte sich an eine Kurzgeschichte, in der der Held Gegenstände dadurch zerstörte, daß er einfach den Glauben an ihre Existenz verweigerte. Am Ende der Erzählung stand er in der Threadneedle Street und richtete seinen zweifelnden Blick auf das gewaltige Gebäude der Bank of England, das bereits erzitterte, als ihn jemand vor einen Bus stieß. Nach Andys philosophischen Anwandlungen von heute morgen – diesem ganzen Gerede, daß es darum ginge, etwas zu sehen, was dasein müsse (und nicht etwa das, was dazusein schien) – hoffte Pascoe, daß die Nortrust ihre Immobilien gut versichert hatte.
    Der Gedanke entlockte ihm ein Lächeln, als er wieder den Weg zum Park einschlug, und Leute, die er nicht kannte, ja manchmal gar nicht bemerkte, lächelten zurück.
     
    In Wirklichkeit befand sich Andy Dalziel keineswegs in den Räumen der Nortrust Bank. Denn eines war ihm klar, was selbst dem Scharfblick von Pascoe und Wield entgangen war, daß nämlich die wirklich wichtigen Transaktionen im Geschäftsleben von Mid-Yorkshire nicht in Büros stattfanden, sondern hinter den imposanten Portalen des Borough Club for Professional Gentlemen.
    Kurz nach eins war Dalziel mit der Gemächlichkeit einer Wolke in den langen Speisesaal getreten, der wie immer mit kleinen

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