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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sagte er. »Übrigens, kennen Sie zufällig unseren Mr. Dalziel? Superintendent Dalziel?«
    »Nein. Warum fragen Sie?«
    Wield warf noch einen Blick auf das Baby, das ihm ein spöttisches zahnloses Lächeln schenkte.
    »Nur so«, antwortete er.
    Er ging Richtung Kanal, blieb aber dann stehen, um mit einer Bande präpubertärer Kricketspieler zu plaudern.
    Einige von ihnen waren auch am Vortag hier gewesen und erinnerten sich sofort an Kelly Cornelius.
    »Sie hat unseren Ball gefangen und ihn wieder hergeworfen, aber richtig, wissen Sie, nicht wie ein Mädchen. Dann ist sie weiter zum Kanal und hat sich die Enten angeschaut.«
    »War sonst noch jemand am Kanal?«
    »Nein.«
    »Doch, die alte Pennerin«, warf ein anderer ein.
    »Schon, aber die zählt doch nicht«, erklärte der erste beleidigt, der sich seinen Status als Sprecher der Gruppe nicht nehmen lassen wollte.
    »Welche alte Pennerin?«
    »So eine alte Schachtel, die aussah wie eine Obdachlose.«
    »Wie alt?«
    »Ungefähr hundert«, sagte der Junge, ohne daß er übertreiben wollte.
    »Hat die junge Frau, die so gut werfen kann, mit der Alten geredet?«
    Nach einer kurzen Besprechung kam ein zögerndes Ja.
    »Ist euch noch jemand aufgefallen?«
    Weitere Beratung, dann sagte der Sprecher: »Nein. Was hat sie denn gemacht, Mister?«
    »Nichts. Sie wird nur vermißt«, antwortete Wield.
    Als er sich abwandte, sagte einer: »Sie hatte ein Rad.«
    Er drehte sich um. Der Junge, dem es anscheinend schon leid tat, daß er etwas gesagt hatte, war der Kleinste aus der Gruppe, zart gebaut, mit hellem, fast weißem Haar, herabhängenden Mundwinkeln und geistesabwesendem Gesicht.
    »Ein Rad?« fragte Wield. »Du hast sie radfahren sehen?«
    Die sprachlichen Ressourcen des Jungen waren offenbar erschöpft, aber er nickte kaum wahrnehmbar.
    »Hören Sie nicht auf ihn, Mister«, sagte der Gruppensprecher. »Er ist ein bißchen …«
    Er tippte sich an die Stirn.
    »Hat sonst noch jemand ein Rad gesehen?« rief Wield.
    Allgemeines Kopfschütteln. Das blonde Kind war den Tränen nahe.
    »Du bist sicher, daß sie es war?« fragte Wield freundlich. »Die Frau, die den Ball geworfen hat?«
    Der Junge ließ nur den Kopf hängen, und die anderen lachten, allerdings eher überlegen als höhnisch.
    »Jedenfalls vielen Dank«, sagte Wield noch.
    Als er wegging, schrie das blonde Kind plötzlich: »Sie waren alle zwei auf dem Rad!«
    Wieder ertönte lautes Gelächter, und sogar Wield schmunzelte über den Ausbau zum Tandem.
    Aber eine Stunde später war ihm das Schmunzeln vergangen, und er rannte zurück zu den Kricketspielern.
     
    Peter Pascoe hatte sich mittlerweile den Panzer zugelegt, den man bei der Polizei zum Überleben brauchte. Seiner Frau zufolge war dieser Panzer inzwischen schon so dick, daß er auf den Galapagos-Inseln Neid erweckt hätte. Was er allerdings nie hatte ablegen können, war sein Abscheu, in den Sachen anderer Leute herumzuwühlen.
    Und den erlebte er jetzt, als er Kelly Cornelius’ Apartment durchsuchte.
    Er war schon einmal ganz zu Anfang mit einem Inspektor vom Betrugsdezernat hier gewesen. Der Kollege hatte den Computer mit der seltsamen Nachricht und einige Disketten mitgenommen, alles andere hatte ihn nicht interessiert. Pascoe hatte die Wohnung etwas gründlicher durchsucht, um das Werk, das Constable Hector mit so verheerenden Folgen begonnen hatte, zu Ende zu bringen.
    »Sie suchen wohl nach Zaster?« hatte der Inspektor spöttisch gefragt. »Wenn, dann steckt der hier drin, Kumpel.« Er schwenkte eine Diskette.
    »Ich möchte nur ein Gefühl dafür bekommen, wie sie so ist«, erwiderte Pascoe.
    »Nach allem, was ich gehört habe, würde ich das auch gern mal fühlen«, meinte der andere.
    Und Pascoe hatte freundlich entgegnet: »Könnte es sein, daß Sie schon zu lange im Betrugsdezernat sind, Inspektor? Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn Sie sich zur Sitte versetzen ließen?«
    Daraufhin war das Gespräch verstummt, bis der Inspektor, schon im Gehen, beobachtete, wie Pascoe die durchsuchten Kleidungsstücke sorgfältig wieder auf Bügel hängte und in die Schubladen räumte.
    »Wozu soll das gut sein?« wollte er schließlich wissen.
    »Damit die Sachen nicht verknittern.«
    »Damit sie nicht verknittern?« rief der Mann ungläubig. »Himmel hilf!«
    Jetzt, bei seinem zweiten Besuch, fand Pascoe das Apartment praktisch im selben Zustand vor. Sein hervorragendes und detailgetreues Erinnerungsvermögen plus seinen Aufzeichnungen von der

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