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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wir ein paar Jungs suchen, die wir niedermachen können?«
    Novello war nicht wohl bei dem Vorschlag, und sie hoffte, das Balg würde die Sache nicht zu wörtlich nehmen.
    »Nein«, sagte sie. »Zuerst suchen wir uns was zu essen, das wir niedermachen können. Kuchen. Uncumber hat auch eine Menge Kuchen niedergemacht. Genausoviel wie Jungs.«
    Das Mittagessen hatte ihre Befürchtung bestätigt, daß die beiden älteren Frauen das Stadium erreicht hatten, in dem Unattraktivität in Zellulitis gemessen wird. Novello war es als die vernünftigste Vorbereitung auf Feenie Macallums Einladung zum Abendessen erschienen, sich mittags Mrs. Stoneladys Eintopf zu Gemüte zu führen. Aber das Gericht war wie vom Erdboden verschluckt (vielleicht in der Tiefkühltruhe weggeschlossen?), und die Runzeltanten schienen mehr als zufrieden, an ein paar geschmacklosen Keksen zu knabbern, die mit stinkendem Käse bestrichen waren. Das Frühstück morgen würde dann wahrscheinlich aus getrockneten Aprikosen und Guavensaft bestehen.
    Nun, ein derart mageres Gemisch war vielleicht das Richtige für solche antiquierten Maschinen, aber das neueste Modell, das gerade vom Fließband in den Verkaufsraum gerollt war, benötigte reichhaltigeren Brennstoff.
    Kuchen war nirgends aufzutreiben, aber sie fand einen Laib Brot, der aussah wie selbstgebacken, echte Butter und einen großen Topf mit der besten Zitronencreme, die sie je gegessen hatte. Sie schnitt zwei zentimeterdicke Brotscheiben ab, schmierte auf die eine gut zwei Zentimeter Butter und Zitronencreme, legte die andere Scheibe darauf und drückte das Ganze zusammen, so daß die gelbe, klebrige Masse seitlich herausquoll. Die ganze Zeit über spürte sie Rosies verlangenden Blick. Mit einem Seufzer teilte sie das Butterbrot und schob dem Mädchen die Hälfte hin.
    »In Zukunft machst du dir aber selbst eins, klar?« sagte sie. »Ich bin nicht dein Proviantmeister.«
    Sie bissen gerade in die saftigen Butterbrote, als Ellie in die Küche trat.
    »Rosie, was um Himmels willen ißt du denn da?« fragte sie.
    Novello wußte wenig über Mutterschaft, aber wenn man nicht möchte, daß Kinder mit vollem Mund reden, dann sollte man sie nicht ansprechen, wenn sie am Kauen sind. Das sollte ich mir merken, dachte sie.
    Rosie wirkte mit ihrem von Zitronencreme verklebten Mund eindeutig behindert, sowohl körperlich als auch verhaltensmäßig. Nicht so Novello.
    »Meine Schuld«, schmatzte sie. »Dachte, sie könnte vielleicht eine kleine Stärkung vertragen bis zum Abendessen.«
    »Eine kleine Stärkung? Bei dieser Dosis Cholesterin kann ich sie gleich auf die Warteliste des National Health Service setzen!« fauchte Ellie.
    »Ah? Tut mir leid.«
    Daphne kam mit einem Handtuch über der Schulter in die Küche.
    »He, das sieht ja lecker aus, Rosie. Gibst du mir was ab?«
    Rosie hielt ihr wortlos das Butterbrot hin, und Daphne biß kräftig hinein.
    »Mhmm. Mrs. Stoneladys Zitronencreme. Ein himmlischer Genuß. Ich gehe schwimmen, meine Lieben. Hat jemand Lust auf ein kleines Bad?«
    »Nein, danke«, sagte Ellie. »Muß noch Briefe schreiben.«
    Die Aussicht auf die abendliche Begegnung mit Feenie hatte ihre Schuldgefühle wegen der Vernachlässigung ihrer Liberata-Korrespondenz wiederbelebt.
    Rosie schluckte und versuchte etwas zu sagen, aber ihre Mutter meinte in entschiedenem Ton: »Du bleibst bei mir, Liebling. Ich will nicht, daß du dir gleich am ersten Tag eine Erkältung holst.«
    »Ja, Mummy.«
    Eine Glucke, dachte Novello. Aber vielleicht hatte sie ja ihre Gründe. Auf jeden Fall war das nicht ihr Problem. Sie hatte an ihre eigenen Aufsichtspflichten zu denken. Diese waren allerdings weit leichter zu erfüllen, wenn alle zusammenblieben.
    »Ist es wirklich ratsam, daß Sie schwimmen gehen?« fragte sie. »Noch dazu im Meer.«
    »Ich werde schon nicht ertrinken«, sagte Daphne lächelnd. »Ich bin eine halbwegs gute Schwimmerin –«
    »Sie will damit sagen, sie war Meisterin über zweitausend Meilen Schmetterling bei den High-Society-Mädchen von Yorkshire«, unterbrach sie Ellie.
    »Wie bitte?« fragte Novello.
    »Hören Sie gar nicht hin«, meinte Daphne. »Ein Ausdruck des Sozialneids, der sich auf meine kurze Zugehörigkeit zur Jugend-Schwimmstaffel von Yorkshire bezieht, einer Vereinigung, die so wenig elitär ist, daß dort sogar Mitglieder aus Polizistenfamilien aufgenommen werden, sofern sie gut genug sind. Ich schaffe das schon, glauben Sie mir, aber wenn Sie sich Sorgen machen,

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