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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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war sie sich, sie schon einmal gesehen zu haben, und zwar noch vor kurzem.
    »Ihr könnt die Pistolen fallen lassen, wenn ihr wollt. Oder auch, wenn ihr nicht wollt«, sagte die Frau.
    Der große Ajax und der kleine Ajax blickten fragend zu Jorge.
    Jorge starrte vorwurfsvoll auf Luis. Ellie nahm an, daß Jorge schon in der Schule rasch mit dem Finger auf jemanden gezeigt hatte, wenn die Lehrerin gefragt hatte, wer denn die Heftzwecke auf ihren Stuhl gelegt habe. Immer war es die Schuld von jemand anderem. Daphnes Schuld war es, daß ihr die Nase breit geschlagen wurde, Novellos Schuld war es, daß sie angeschossen worden war, unsere Schuld wird es sein, wenn er uns am Ende alle umbringt …
    »Wird’s bald!« sagte die Frau jetzt energisch.
    Langsam bückte sich Jorge und legte die Pistole auf den Boden. Der große und der kleine Ajax folgten seinem Beispiel.
    »So ist es schon besser«, sagte die Frau. »Nun können wir uns alle setzen und die Sache in Ruhe besprechen.«
    Das klingt gut, dachte Ellie. Nur daß, wie ihr schlagartig einfiel, einer fehlte.
    Popeye war nicht mit ihnen zusammen in den Pavillon gekommen.
    Aber er kam jetzt, lautlos, mit einem Messer in der Hand, und er war viel schneller als Ellies Warnschrei.
    Seine linke Hand packte das lange schwarze Haar der Frau und riß ihren Kopf zurück, während seine Rechte ihr die blitzende Klinge an die Kehle setzte.
    »Hallo, Kansas, mein Schatz«, sagte er. »Wie geht’s? Gib Luis hier deine Pistole. Braves Mädchen.«
    Sie sah nicht aus wie ein braves Mädchen. Ganz im Gegenteil, sie sah aus wie ein Mädchen, das sehr böse sein wollte. Aber sie übergab Luis folgsam ihre Waffe.
    »Schön so«, sagte Popeye. »Nun können wir es uns bequem machen.«
    Er ließ ihr Haar los und steckte das Messer weg.
    Sie wandte ihm den Kopf zu.
    »Onkel Paddy!« rief sie. »Ich wußte gleich, daß es nicht stimmen konnte, als ich hörte, du wärst tot.«
    »Die Nachricht war leicht übertrieben, mein Kind.«
    »Na, das freut mich wirklich«, sagte die Frau.
    Hört sich so an, als ob sie sich wirklich freut, dachte Ellie. Onkel Paddy? Kansas? Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich langsam nicht mehr mitkomme. Was geht hier vor? Und wo habe ich dich schon mal gesehen?
    Und dann kam ihr plötzlich die Erleuchtung.
    Sie erinnerte sich genau, wo und wann sie dieses schöne Gesicht schon einmal gesehen hatte.
    Aber als die Klarheit dieser Eingebung verblaßte, mußte sie feststellen, daß ihr jetzt alles noch unklarer war als zuvor.

Vierzehn
    Ein Gesicht aus der Vergangenheit
    W ie zum Teufel kommt ein Gemälde von Kelly Cornelius in die Halle von Feenie Macallum?« fragte Andy Dalziel.
    Als Peter Pascoe vor Gunnery House zum Stehen kam, hatte er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle, und da die Eingangstür einladend offenstand, näherte er sich relativ vorsichtig. Dann hörte er hastige Schritte auf der kiesbedeckten Zufahrt und drehte sich um. Ein Mann mit einem schwarzen metallenen Ding in der Hand rannte auf ihn zu.
    Pascoe duckte sich, stieß dem Angreifer seine rechte Schulter in den Magen, packte den Kerl, hob ihn hoch in die Luft und schleuderte ihn mit dem Kopf voraus auf den Kies.
    Das Ding, das er bei sich hatte, flog davon. Es sah nun doch nicht aus wie eine Schußwaffe, eher wie ein Funkgerät, aber Pascoe nahm sich nicht die Zeit, es näher zu betrachten. Wenn der Kerl einer von den fünfen war, die gerade aufgetaucht waren, dann blieben jetzt nur noch vier übrig, und so, wie er sich im Augenblick fühlte, war das schon als Vorteil zu betrachten.
    Geduckt wie der Held eines Fernsehthrillers schlich er durch die Eingangstür. Diese ironische Selbstbeobachtung war vielleicht ein Hinweis darauf, daß er allmählich wieder klar denken konnte, aber wenn eine weitere Tür offengestanden hätte, wäre er wahrscheinlich einfach weitergegangen. Zunächst stellte er jedoch fest, daß sich in der großen Halle kein Mensch befand und daß die drei Türen, die hier abgingen, geschlossen waren.
    Er blieb stehen, um eine Entscheidung zu treffen, und so konnte die Botschaft des Verstands schließlich zu den Muskeln vordringen.
    Ein, zwei Sekunden später bremsten ihn auch noch die Arme von Andy Dalziel, der dem Motor von Sempernels Wagen bei Pascoes Verfolgung ziemliche Gewalt angetan hatte.
    »Langsam, mein Junge«, sagte der Dicke. »Du kannst von Glück reden, daß sie inzwischen aus dem Haus sind. Wenn du dich abknallen läßt, ist schließlich keinem Schwein

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