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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erinnern, die im Lauf der letzten Stunde da waren, nur für den Fall, daß ihnen etwas Brauchbares aufgefallen ist.«
    Das war gute Arbeit, aber Pascoe äußerte sich nicht dazu. Es hätte Wield nur verwirrt, ein Lob dafür zu bekommen, daß er seinen Job lehrbuchmäßig erledigte.
    Pascoe sah sich um. Der Wagen parkte am Straßenrand vor den Geschäften – Lebensmittel- und Gemüsehändler, Metzgerei, Bäckerei, Zeitungsladen, Haushaltswarenladen –, die von den Anwohnern gewissenhaft frequentiert wurden, denn sie wußten genau, daß es mit ihrer kleinen Einkaufsstraße bald vorbei sein würde, wenn sie den günstigeren Preisen im nur zehn Autominuten entfernten Kaufhaus erlagen. Aber in den Geschäften war selten so viel los, daß die Verkäuferinnen keine Zeit gehabt hätten, mal nach draußen zu schauen.
    Der Mann von der Spurensicherung stieg vorsichtig aus und reckte mit erleichtertem Stöhnen die Glieder.
    »Was gefunden?« fragte Pascoe.
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Offenbar ist er sehr umsichtig zu Werke gegangen. Alles sauber abgewischt.«
    »Trotzdem vielen Dank«, sagte Wield. »Was jetzt, Pete? Mir gehen langsam die Ideen aus.«
    Pascoe lächelte, als wäre dies eine völlig abwegige Vorstellung. »Gut, nehmen wir an, der Kerl hat seinen eigenen Wagen hier abgestellt und ist zu Fuß weitergegangen, um mein Haus zu beobachten, weil er glaubte, so weniger Aufmerksamkeit zu erregen. Er stiehlt Daphnes Auto, weil er rasch hierher zurück muß, aber er ist nicht in Panik. Immerhin nimmt er sich die Zeit, seine Fingerabdrücke abzuwischen. Wenn er so gelassen vorgeht, parkt er natürlich nicht neben seinem eigenen Auto, weil es auffallen würde, wenn ein Mann aus einem Auto springt und sofort in das nächste umsteigt. Also parkt er, steigt aus und geht ein Stück.«
    Wie um die Situation zu rekonstruieren, marschierte Pascoe mit flottem Schritt los, Wield folgte ihm auf den Fersen.
    »Das hilft uns nicht weiter, solange wir keinen Zeugen haben, der ihn hat gehen sehen«, keuchte der Sergeant.
    »Klar. Aber paß auf, mit dem Parken sieht’s hier schlecht aus. Es gibt kaum Stellplätze.«
    Wield sah, daß er recht hatte, wußte aber nicht, worauf er hinauswollte. Vor den Läden konnten nur ein halbes Dutzend Autos parken. In der einen Richtung machte die Leyburn Road eine Kurve mit Halteverbot, und in der anderen mündete sie mit Kreisverkehr auf eine belebte Ringstraße. Hier stand ein pseudoviktorianischer Pub mit glänzenden Kacheln und Bleiglasfenstern, das
Gateway.
    Auf diesen Pub steuerte Pascoe zu.
    Auf dem Weg dorthin erklärte er: »Wenn hier viel los ist, benutzen die Kunden oft den Parkplatz des
Gateway.
Bill Soames, der Wirt, will sich nicht mit den Ladenbesitzern anlegen, also hat er ein Schild an den Eingang gehängt:
Keine Gebühren für Kunden der umliegenden Läden, aber es wäre schön, wenn Sie wenigstens eine Packung Chips an der Bar kaufen!
Könnte sein, daß unser Freund seinen Wagen dort geparkt hat. Fragen wir Billy, ob ihm ein kleiner, braungebrannter Mann mit Schnurrbart aufgefallen ist, der heute morgen seinen Parkplatz benutzt hat.«
    »Warum nicht?« meine Wield.
    Sein Handy klingelte. Er hob es ans Ohr und lauschte. Als er es wieder abstellte, bemerkte Pascoe, der – wie ein Astronom nach lebenslangem Studium der zerklüfteten Mondoberfläche – fast jede Regung im Gesicht des Sergeants zu deuten wußte: »Offenbar gibt’s was Erfreuliches.«
    »Mir ist nur was eingefallen, was wir gestern bei unserer Haus-zu-Haus-Befragung gehört haben. Eine Nachbarin, Mrs. Cavendish, hat einen Wagen bemerkt, der am Ende der Straße haltmachte und dann wendete, als unsere Leute auftauchten. Da schien es mir nicht wichtig. Aber als wir Mrs. Aldermanns Beschreibung des Mannes erhielten, der sie attackiert hat, habe ich die Sache überprüft.«
    »Und?«
    »Nach ihren Worten war es ein dunkelhäutiger Mann, mit Schnurrbart und finsterem Gesicht.«
    »Ganz die gute alte Mrs. C.«, meinte Pascoe. »Und das Auto?«
    »Metallic-blau, vielleicht ein Golf. Keine Ahnung, ob das was bringt, aber die Beschreibung paßt halbwegs. Sie erinnert sich auch teilweise an das Kennzeichen. Falls sich also herausstellt, daß auf dem Parkplatz vor dem Pub ein blauer Golf gehalten hat …«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du Gold wert bist?« fragte Pascoe.
    »Seit dem Frühstück nicht mehr. Übrigens, der Junge, über den wir heute morgen gesprochen haben, der Student, Franny Roote.

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