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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Blutigen Sonntag«, als der elfjährige Patrick Ducannon, unbescholtener Sohn unbescholtener Eltern, von Paramilitärs niedergeschossen wurde.
    Bei der Einlieferung ins Krankenhaus von Belfast für tot erklärt, setzte er sich auf und fragte nach seiner Mami, als der Priester versehentlich Kerzenwachs auf ihn tröpfelte. (Das ist die Pointe, warum auch nicht? Es ist nicht einzusehen, warum der Teufel und Gaw Sempernel die guten Geschichten für sich gepachtet haben sollten.)
    Danach war es natürlich vorbei mit der Unbescholtenheit.
    Und er hatte ziemliches Pech oder ziemliches Glück, je nachdem wie nah man ihm stand, im wörtlichen Sinne.
    Mit zwanzig wurde er nach einer Explosion in einer Bombenwerkstatt in Derry geborgen, über und über mit verbranntem Fleisch und blutenden Gedärmen bedeckt, welche jedoch, wie sich herausstellte, größtenteils zwei anderen ungeschickten Bombenbastlern gehörten, die sich im Tod als so unzertrennlich erwiesen, daß man sie im selben Grab beisetzen mußte.
    Mit vierundzwanzig wurde er niedergeschossen, als er in einem gestohlenen Wagen einen Kontrollpunkt passierte. Der Wagen durchbrach eine Mauer und rollte einen Bahndamm hinunter. Drei Insassen waren sofort tot. Popeye kroch aus dem Wrack und rannte in einen Tunnel, aus dem er Augenblicke später, einen Zug auf den Fersen, wieder herauskam. Drei Tage Krankenhaus, drei Jahre Gefängnis.
    Mit neunundzwanzig wurde er von protestantischen Terroristen der Ulster Volunteer Force mit Pistolenschüssen, Messerstichen und Fausthieben fertiggemacht, als er mit seiner Freundin im Bett lag. Sie starb vier Tage später. Er war auf ihrer Beerdigung.
    Mit dreiunddreißig hatte er sich vom aktiven Dienst in der IRA zurückgezogen – vielleicht, weil ihm der Ruf anhaftete, alle, mit denen er zusammenarbeitete, zu überleben. Nun wurde er Quartiermeister und spezialisierte sich auf den Einkauf modernster Waffen, die für den Tag des großen Aufstands, der irgendwann kommen mußte, eingelagert wurden.
    Eine Zeitlang hatte er keinen Ärger, bis er in einer Winternacht an den Docks von Liverpool auftauchte. Er saß am Steuer eines Lastwagens mit einer Waffenlieferung im Laderaum, die, wie wir wußten, innerhalb der letzten achtundvierzig Stunden irgendwo an der Ostküste ins Land geschmuggelt worden war.
    Die Verhaftungsaktion mündete in eine Katastrophe, als einer der Provos plötzlich in seine Jackentasche griff. Als man schließlich feststellte, daß er vor Aufregung einen Asthmaanfall bekommen hatte und sein Inhaliergerät hervorholen wollte, war er bereits tot, ebenso zwei seiner Gefährten; und sogar Popeye, wie immer der einzige Überlebende, war schwer verletzt. Schlimmer noch (wenigstens in den Augen des Großen Gaw, der für die Operation verantwortlich war): In dem Lastwagen befanden sich nur ein bißchen Munition und ein paar Gewehre, und nicht die große Lieferung hochmoderner Waffen, mit der Gaw gerechnet hatte.
    Wahrscheinlich war sie unterwegs in einem Geheimlager eingebunkert worden, und es war nur noch einer übrig, der wußte, wo, nämlich du, Pop-up Popeye.
    Aus diesem Grund wurdest du von der Warteliste des National Health Service genommen und in Gaws Lieblingskrankenhaus untergebracht, wo du eine bessere Behandlung bekamst als ein privatversicherter Angehöriger des Hochadels. Aber dein Leben hing an einem seidenen Faden. Zwei Monate Intensivstation und weitere sechs Monate Rekonvaleszenz, dann das Angebot eines Deals, den du so hartnäckig ablehntest, daß man versucht war, deiner ärztlicherseits bestätigten Behauptung zu glauben, du hättest aufgrund der Verletzungen einen Gedächtnisschwund erlitten.
    Das Gericht allerdings ließ dies angesichts der langen Liste der dir zur Last gelegten Vergehen nicht als mildernde Umstände gelten.
    Das Urteil: zwölf Jahre Gefängnis.
    Es sah also so aus, Popeye, Stehaufmännchen, als hätte das System geschafft, was seinen Scharfschützen mißlungen war, und dich begraben.
    Aber …
    I’m Popeye the pop-up man
Let them hit me as hard as they can
I’ll be here at the finish …
    Und dann kam der Friedensprozeß.
    Mit siebenunddreißig nach knapp zwei Jahren aus der Haft entlassen.
    Vielleicht war das genug.
    Du und ich haben viel gemeinsam, Popeye. Als Mitglieder skrupelloser und gefährlicher Vereinigungen mußten wir beide lernen zu überleben, egal wie.
    Und wir haben beide eine offene Rechnung mit Gawain Sempernel. Das heißt, ich habe eine mit ihm, und er hat eine mit

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