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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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aber ich muß jetzt wirklich gehen.«
    Wie beim ersten Ton der Nationalhymne auf einem Tory-Parteitag erhoben sich auch die anderen sofort, und Ellie folgte ihrem Beispiel. Nur Feenie blieb sitzen und versuchte nicht einmal, ihr Erstaunen zu verhehlen.
    Auf dem Flur nahmen die anderen Abschied und traten in die milde Abendluft hinaus. Wendy Woolley, die als letzte ging, sagte noch. »Danke für den Kaffee.« – »Nein«, erwiderte Ellie. »Ich möchte mich bedanken.«
    Wendy tat gar nicht erst so, als würde sie die Antwort nicht verstehen, lächelte und sagte: »Ich dachte, Sie sehen ein bißchen … müde aus. Tut mir leid. Das geht mich nichts an …«
    Ellie erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin jedenfalls froh, daß Sie das Signal zum Aufbruch gegeben haben.« Ellie erwiderte das Lächeln. »Bis bald, hoffentlich.«
    Dann kehrte sie ins Eßzimmer zurück. Zu ihrer Erleichterung packte Feenie Macallum bereits ihre Tüten.
    »Eine gute Versammlung«, sagte Ellie fröhlich.
    »Findest du? Schade, daß wir sie vorzeitig abbrechen mußten. Wissen ist Macht, und wenn wir nicht jedes zur Verfügung stehende Mittel nutzen, um herauszufinden, was in der Welt vorgeht, können wir nichts bewegen. Wenn Wendy Woolley etwas länger bei uns ist, wird sie das bestimmt begreifen und ihre Termine entsprechend planen.«
    »Ich bin mir sicher, daß Wendy ihre guten Gründe hatte, so früh zu gehen«, entgegnete Ellie mit Nachdruck. »Und es ist toll, daß sie so engagiert ist und den Schriftführerposten übernehmen will.«
    »Ja, immerhin etwas«, brummte Feenie. »Ellie, bevor ich gehe, wollte ich dir noch sagen, wie sehr ich mich gefreut habe zu hören, daß deine Tochter wieder gesund ist. In den letzten Wochen hatte ich ziemlich viel zu tun, ich hätte mich früher melden sollen. Es tut mir leid.«
    Entschuldigungen von Feenie waren so selten wie Rücktritte von Ministern, vor allem seit New Labour an der Macht war.
    »Ist schon in Ordnung. Es geht ihr wieder gut. Nur innerlich muß sie noch damit fertigwerden. Und ich auch. Aber es wird schon wieder.«
    Feenie lächelte.
    »So wie ich dich kenne, ganz bestimmt. Und was Bruna betrifft …«
    O Gott, dachte Ellie. Werde ich jetzt doch noch abgemahnt?
    »Ich bin wirklich dabei, ihr zu schreiben«, fing sie an.
    »Nein, darum geht es nicht. Vor zwei oder drei Wochen habe ich von einem meiner Kontaktleute gehört, daß sie entlassen worden ist. Ich dachte, weil sich doch eine engere Beziehung zwischen euch entwickelt hatte, hätte sie dich vielleicht benachrichtigt.«
    »Das ist ja wunderbar«, sagte Ellie. »Ich freue mich wirklich. Aber sie hat sich nicht gemeldet, schon eine ganze Weile nicht mehr. Ich dachte, die kolumbianischen Behörden hätten ihre Zensur verschärft. Vielleicht war ja absehbar, daß sie in den nächsten Monaten entlassen wird, und sie hat es für besser gehalten, sich unauffällig zu verhalten und mir nicht zu schreiben. Und natürlich wollte sie die Sache nicht gefährden, indem sie versucht, Briefe nach draußen zu schmuggeln, was ja entdeckt werden könnte. Vielleicht wollte sie auch unsere Beziehung einfach abbrechen, nachdem sie erfahren hatte, daß sie freikommt.«
    Bei ihrer Suche nach Gründen war Ellie allzu redselig geworden, denn in Wahrheit fühlte sie sich ein wenig gekränkt, was natürlich absurd war. Bei einer solchen Korrespondenz ging es nie um einen selbst, sondern immer um die inhaftierte Frau. Nur daß es in einem anderen Sinne ausschließlich um einen selber ging, weil man einer Fremden nicht alles mögliche über sich erzählen konnte, ohne in Gedanken aus der Fremden eine Freundin zu machen.
    »Sei nicht beleidigt, wenn du nichts mehr hörst«, meinte Feenie. Es war, als könne sie Gedanken lesen. »Vielleicht hat sie gute Gründe, jeden Kontakt mit der Außenwelt zu meiden. Jetzt, da sie auf freiem Fuß ist, kann ich dir sagen, daß Bruna die Schwester eines der meistgesuchten Guerillaführer ist. Aus diesem Grund wurde sie überhaupt erst verhaftet – um ihn aus seinem Versteck zu locken. Aber alles, was sie mit ihren Bemühungen erreicht haben, war eine Welle der Gewalt. Jetzt hoffen sie vielleicht, daß Bruna sie zu ihrem Bruder führt, und allein das ist schon ein guter Grund unterzutauchen. Ich weiß, das wenige, was wir machen, tun wir nicht um des Dankes willen, aber gib sie nicht auf«
    »Danke, Feenie«, erwiderte Ellie. »Ich bin froh, daß du mir das gesagt hast.«
    Die letzten Worte hatten sie im Flur gewechselt, und

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