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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Brief. Wann hast du ihn geschrieben?«
    Sie sprach natürlich von Bruna, nicht von den Gaswerken.
    »Eigentlich bin ich gerade dabei«, antwortete sie ausweichend.
    Feenie warf ihr diesen eisigen Blick zu, der einem das Gefühl gab, aus Glas zu sein. Ein Blick, der jedem, der sie nicht kannte, einen Schock versetzte wie ein Laserblitz aus einem erlöschenden Feuer.
    Ellie fragte sich, ob sie überhaupt von Rosies Krankheit wußte. Bestimmt hatte es ihr jemand erzählt. Aber ob sie es auch registriert hatte?
    Auf jeden Fall würde sie jetzt nichts sagen, dachte sie ärgerlich und hielt Feenies Blick stand, bis diese schließlich als erste die Augen abwandte.
    »Schön«, sagte sie, leerte hörbar ihre Kaffeetasse und stellte sie mit einem Nachdruck ab, der deutlich machte, daß sie gegen eine zweite Tasse nichts einzuwenden hatte. »Dann schauen wir mal, was in unserer verrückten Welt vor sich geht, nicht wahr?«
    Sie griff nach der Tüte mit den Zeitungsausschnitten. Jeden Tag ackerte sie alle britischen Tageszeitungen durch – und dazu noch die ausländischen, die ihr in die Finger kamen –, um nach aufschlußreichen Meldungen zu suchen, die sie pflichtbewußt analysierte und weiterleitete. Eine Reise um die Welt mit Serafina Macallum dauerte zwar keine achtzig Tage, aber manchmal kam es einem so vor. Und diese Reise vermochte nicht einmal ein charakterstarker Mensch wie Ellie abzukürzen.
    Aber heute abend kam Hilfe von unerwarteter Seite. Die Frau, die als letzte eingetroffen war und sich der Gruppe während Ellies Ausfallzeit angeschlossen hatte (daher hatte Ellie kurz gezögert, bevor sie Novello winkte), war scheinbar keine sehr starke Persönlichkeit. Sie war zwischen dreißig und vierzig, hatte dünne blonde Haare, ein blasses, ängstliches Gesicht und die Angewohnheit, ständig die Hände zu ringen, was Ellie auf die Nerven ging. Auch hatte sie sich kaum an der Diskussion beteiligt, und wenn, dann sprach sie so leise, daß man sie kaum verstand. Ellie, die ihrem spontanen Urteil traute, ordnete die Neue sofort der Kategorie von Frau zu, die zwar das Herz am rechten Fleck hatte, doch der Rest ihres Körpers hätte ebensogut irgendwo anders sein können, da sie für nichts zu gebrauchen zu sein schien. Sogar ihr Name, Wendy Woolley, paßte genau ins Bild.
    Aber wie Ellie immer wieder feststellen mußte, lag sie mit solchen Spontanbeurteilungen des Charakters anderer Leute meist ziemlich daneben. Helen Gough, die Schriftführerin des Vereins, hatte bereits unter vielen Entschuldigungen angekündigt, sie sei heute zum letzten Mal dabei, weil ihr Mann aus beruflichen Gründen nach London ziehen müsse. Auch das war während Ellies Ausfallzeit bekannt geworden, aber sie vermutete, daß Feenie die Nachricht ebenso ignoriert hatte wie alles andere, was sie nicht hören wollte. Jetzt sah sie die Schriftführerin an, als höre sie zum ersten Mal von diesem Treuebruch, und sagte dann im Tonfall verständnislosen Erstaunens: »Wenn du tatsächlich fest entschlossen bist, ihn zu begleiten, dann müssen wir jetzt wohl eine Nachfolgerin ernennen.« Eingedenk der wiederholten Klagen ihrer scheidenden Mitstreiterin, Feenie Macallum erwarte von der Inhaberin dieses Amts eine Vollzeittätigkeit als persönliche Assistentin, entdeckten die meisten Anwesenden auf ihrem Schoß überaus interessante Dinge, die ihre Aufmerksamkeit fesselten.
    Verblüffenderweise wisperte nun Wendy Woolley, wenn es für sie als jüngstes Mitglied nicht zu anmaßend sei, würde sie die Aufgabe sehr gern übernehmen.
    »Hervorragend«, sagte Feenie. »Ich schlage vor, Sie machen sich gleich Notizen. Zweifellos wird Helen viel zu sehr mit Packen beschäftigt sein, um das Protokoll zu schreiben. Und dann müssen wir einen Termin vereinbaren, an dem Sie nach Axness kommen, um sich mit den Akten vertraut zu machen. Wie wäre es morgen?«
    Wieder sorgte Wendy Woolley für eine Überraschung, indem sie den Kopf schüttelte und flüsterte, morgen könne sie es nicht einrichten.
    »Dann übermorgen«, erwiderte Feenie gereizt. »Am besten machen wir den Termin dann telefonisch fest.«
    Wendy Woolley schien damit einverstanden, und Ellie vermutete, daß sie zum ersten und zum letzten Mal widersprochen hatte. Aber als Feenie Macallum ihre Lupe über den ersten Zeitungsausschnitt hob, klappte Wendy entschlossen den Block zu, auf dem sie sich Notizen gemacht hatte, steckte die Kappe auf ihren Füller, stand auf und sagte deutlich vernehmbar: »Tut mir leid,

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