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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bis auf eines. Diese Irren sind hinter mir her, nicht hinter dir. Das Sicherste für dich ist, soviel Abstand von mir zu halten wie möglich.«
    »Jetzt fängst du schon wieder an«, meinte Daphne. »Ich, ich, immer nur ich.«
    Ellie warf Patrick einen Blick zu. Wo blieb seine Unterstützung?
    Statt dessen sagte er nach längerem Nachdenken: »Nosebleed liegt ja fünfzig Meilen von hier an der Küste.«
    »Nosebleed?« wiederholte Ellie, die dies als merkwürdige und untypisch unhöfliche Anspielung auf Daphnes Verletzung interpretierte.
    »Ja. Unser Cottage. Nosebleed. So heißt es.«
    »Meine Güte. Klingt ja entzückend.«
    »Laß dich nicht abschrecken. So sagt man dort zur Gemeinen Schafgarbe,
Achillea millefolium.«
    »Achillea?
Wie Achilles?« fragte Ellie, die plötzlich an ihre Geschichte dachte.
    »Genau. Die Schafgarbe ist eine vielseitige Heilpflanze und besitzt auch magische Kräfte, was allerdings nicht immer deutlich unterschieden wird. Warte einen Augenblick.«
    Er ging durch die Glastür ins Haus.
    »Hast du denn immer noch nicht gelernt, daß man in Patricks Gegenwart nie Interesse an irgend etwas Pflanzlichem zeigen darf, nicht einmal, wenn man es ißt?« fragte Daphne.
    »Ach, hör auf. Es interessiert mich eben.«
    Patrick kam zurück, mit Büchern verschiedener Größe und unterschiedlichen Alters unter dem Arm. Er blätterte in dem herum, das am altertümlichsten aussah.
    »Da haben wir’s ja. Gerards
Herball, 1597.
›Die Pflanze Achillea wird für die nämliche gehalten, mit der Achilles die Wunden seiner Soldaten heilte.‹ Und Grigson zitiert in seiner
Englishman’s Flora
Apuleius Platonicus’
Herbarium:
›Es heißt, daß Achilles, der Feldherr, eben jenes Kraut fand und mit ihm diejenigen heilte, die das Eisen verwundet hatte.‹ Also so eine Art homerisches Wundkraut.«
    »Da Achilles die meiste Zeit seines Lebens durch die Gegend gerannt ist und Leute verwundet hat, kann ich mir vorstellen, daß er reichlich Gelegenheit hatte, das auszuprobieren«, meinte Ellie. »Soviel zur Medizin. Du hast vorhin auch was von Magie gesagt.«
    »Ach ja. Bekämpft oder befördert das Übel, sagt Grigson. Und er zitiert aus Hurlstone Jacksons
Celtic Miscellany
die Übersetzung einer gälischen Beschwörungsformel, die man beim Pflücken der Schafgarbe singen soll. Jacksons leicht modifizierte Version von 1971 habe ich hier. Lies selbst, Ellie. Das ist mehr was für Frauen.«
    Er reichte ihr ein Penguin-Taschenbuch, wobei er den Finger auf eine bestimmte Stelle hielt.
    Ellie las, zögernd zunächst, doch dann mit festerer Stimme, da die Worte ihre Phantasie fesselten.
    »Ich pflücke die zarte Schafgarbe, auf daß meine Gestalt schöner, meine Lippen wärmer, meine Stimme fröhlicher werde; meine Stimme sei wie ein Sonnenstrahl, meine Lippen wie der Saft der Erdbeeren. Auf daß ich eine Insel im Meer, ein Berg auf dem Land, ein Stern, wenn der Mond schwindet, ein Stab für den Schwachen werde: Jeden Mann werde ich verwunden, doch kein Mann wird mich verwunden.«
    Als sie geendet hatte und Schweigen herrschte, schien ihr die Luft plötzlich schwerer, wärmer und voller Düfte zu sein. Sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe, als Daphne den Bann brach und sagte: »Das war wirklich schön, Ellie. Patrick, warum ist unser Garten eigentlich nicht voller Schafgarbe?«
    »Weil das hier ein Unkraut wäre«, erwiderte Aldermann bestimmt.
    »Aber in Nosebleed gibt’s doch jede Menge davon, oder?« meinte Ellie, die sich wieder gefangen hatte.
    »Allerdings. Aber auf unkultivierten Flächen gibt es immer viel von diesem Zeug. Ich vermute, das Landhaus hat den Namen bekommen, weil irgendein früherer Besitzer ein Heiler war. Oder auch eine Hexe.«
    »Ja, aber warum heißt sie denn Nosebleed … die Pflanze, meine ich?« fragte Ellie.
    »Grigson sagt, wenn man sich die Blätter in die Nase steckt, fängt sie manchmal an zu bluten, eine Methode, um festzustellen, ob einem der Geliebte treu ist.
Schafgarbe, Schafgarbe, deine Blüten sind weiß, wenn mein Liebster mir treu ist, blutet die Nase so heiß

    Nun, das brauche ich nicht auszuprobieren, dachte Ellie und lächelte.
    Patrick erwiderte ihr Lächeln, stellte aber keine lästigen Fragen über den Grund ihrer Freude. Das war eine seiner guten Seiten, er setzte einen nie unter Druck, sondern begnügte sich stets damit, die Leute – und die Dinge – auf sich zukommen zu lassen.
    »Ein etwas taktloses Thema angesichts meines Zustands, findet ihr nicht?«
    »Tut

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