Das Haus an der Klippe
brenzligen Geruch von Angst und Schrecken, oder?« sagte Pascoe.
»Da wir gerade von brenzligen Gerüchen sprechen …«
Er schnüffelte.
»Mist!« rief Ellie und stürzte zum Herd.
»Ach herrje«, sagte sie. »Gemüse vom Grill, wieder mal. Ich mache uns zwei Drinks.«
»Große, bitte. Sag mal, ist dieses Viech dasjenige, welches?«
Ellie nickte und machte ihm mit einem Blick klar, daß man die Diskussion dieses Themas besser verschob, bis Rosie im Bett war.
Doch das Mädchen sagte: »Wieldy hat auf ihn aufgepaßt, aber er konnte ihn nicht für immer behalten, weil Edwin Hunde nicht so mag, und überhaupt, Wieldy ist wie du, er ist so oft weg, das wäre gar nicht schön. Er hat einem kleinen Mädchen gehört, das fortgehen mußte wie Zandra, aber Nina sagt, sie würde mir gerne helfen, für ihn zu sorgen.«
Zandra war ihre tote Freundin, Nina die Freundin ihrer Phantasie. Weder die eine noch die andere war jemals wieder erwähnt worden seit dem Tag, an dem sie ihr von Zandras Tod erzählt hatten.
Vorsichtig fragte Pascoe: »Nina ist also wieder da?«
Rosie seufzte verärgert, wie jemand, der bestätigen soll, was klar auf der Hand liegt, und sagte: »Ja, sie mußte doch zurückkommen, um zu schauen, ob jemand für Tig sorgt, oder?«
»Klar. Entschuldigung. Also, wenn Nina dir dabei helfen will, für Tig zu sorgen, dann Schluß mit der Diskussion. Herzlich willkommen, Tig!«
Der Hund sah ihn mit einem Ausdruck an, den ein optimistischer Pazifist als neutral bezeichnet hätte. Dann rannte Rosie an ihm vorbei in den Garten, und Tig stürmte laut bellend hinterher.
»Sag nichts, bevor du nicht einen Schluck getrunken hast«, meinte Ellie und reichte ihm ein Glas.
Er leerte es in einem Zug und sagte: »Soll ich Wield umbringen oder ihm einen Blumenstrauß kaufen?«
»Wenn du damit fragen willst, ob es ein Überfall war, dann lautet die Antwort nein. Der Hund hat die Wahl getroffen, und als Wieldy sah, woher der Wind wehte, verhielt er sich wie immer ohne Fehl und Tadel. Ganz im Gegensatz zu Edwin. Und da ich mich ziemlich bald aus dem Staub gemacht habe, um zu Daphne zu fahren, konnte ich mich nicht dazwischenwerfen. Wenn du also einen Schuldigen suchst, dann bin ich es. Tut mir leid.«
Pascoe goß sich noch ein Glas ein, an dem er mit etwas mehr Anstand nippte.
Dann setzte er sich an den Küchentisch und lachte.
»Was ist?«
»Das erste Mal seit Ewigkeiten, daß ich nach Hause komme und nicht zu einem Spiel Black Bitch genötigt werde. Ein großes Plus. Und sie ist mehr so wie früher, mehr jedenfalls, als sie war, seit … wie sie halt früher war. Wenn dazu ein Hund nötig ist und die Rückkehr von Nina, nun, das ist doch kein zu hoher Preis. Hattest du einen schönen Tag?«
»Ja, schon. Rosie ging es prächtig. Mir auch, glaube ich. Mal was anderes …«
Sie erzählte ihm von ihrem Besuch in Rosemont und Daphnes Vorschlag.
»Na, was hältst du davon?«
»Was hältst
du
davon?«
»Nun, sicherlich ist es schön für Rosie und für den Hund. Außerdem wäre es nett, ein paar Tage mit Daph zu verbringen. Ich habe das Gefühl, ich bin ihr was schuldig.«
»Macht sie dich nicht wahnsinnig, ideologisch gesehen, meine ich?«
»Schon, aber wir sind beide ziemlich geduldig. Außerdem habe ich ein Gegengift vor meiner Haustür. Feenie Macallum. Wußtest du, daß die Aldermanns ihr Cottage von ihr gekauft haben?«
»Nein.« Pascoe wirkte mit einem Mal besorgt. »He, ist das nicht das Haus, das dabei ist, ins Meer zu stürzen?«
»Immer mit der Ruhe. Es liegt eine Viertelmeile im Landesinneren. Bei Gunnery House gibt es dieses Problem, und wahrscheinlich ist es sowieso übertrieben. Also, wie lautet dein geschätztes Urteil, geliebter Gatte? Ich unterwerfe mich in dieser Frage vollkommen deinem weisen Ratschluß. Meinst du also, es geziemte mir zu fahren?«
»Ellie, warum unterhalten wir uns wie bei Trollope?« sagte Pascoe.
»Genieße es, solange du kannst. Ich bitte dich nicht um Erlaubnis. Ich denke darüber nach, was für Rosie das Beste ist, und für Daphne, und für mich, in dieser Reihenfolge. Wenn du sagst, das wäre Wahnsinn unter diesen Umständen, dann laß ich’s bleiben. Alle Entscheidungen, die mich allein betreffen, treffe ich auch allein, aber nicht die, die auch meine Familie und meine Freunde angehen.«
»Großer Gott. Das riecht ja gefährlich nach Demokratie. Warum lachst du?«
»Ach, nichts. Nur über etwas, woran ich gerade arbeite. Also, wie lautet dein
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