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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Urteilsspruch?«
    »Laß mich dir erst von meinem Tag erzählen«, sagte Pascoe.
    Sie hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen, und meinte dann: »Kommt Roote durch?«
    »Aber sicher. Es war alles genau inszeniert. Nur weil ich spät dran war, ist es überhaupt so schlimm geworden. Und für alle Fälle, wenn ich überhaupt nicht gekommen wäre, gab es da noch die Nachbarin, die ihm das Frühstück bringt.«
    »Aber warum?«
    »Total durchgeknallt. War er doch schon immer. Das ist mein parteiliches, vorurteilsbeladenes und von keinerlei Kenntnissen getrübtes Urteil. Auf jeden Fall verstand er sich schon immer hervorragend darauf, die Leute einzuwickeln. Als ich ging, saß er im Bett und sprach mit der Presse, wobei er, ohne etwas Bestimmtes zu sagen, den Eindruck vermittelte, er sei ein armes Sensibelchen, das seine Schuld gegenüber der Gesellschaft längst abgetragen hat und nun von einer rohen und gleichgültigen Polizei in die Verzweiflung getrieben wird. Mrs. Driffield und Miss Mackie, das ist seine Bewährungshelferin, bilden einen sehr überzeugenden Unterstützungschor. Und nach der Art zu schließen, wie ich im Krankenhaus behandelt wurde, sieht man ihn dort weniger als Pförtner, sondern eher als Kreuzung zwischen dem heiligen Franziskus und Mutter Teresa.«
    »Peter, warum hörst du dich so schuldbewußt an?«
    »Tue ich das?« Er rieb sich müde das Gesicht. »Vielleicht fühle ich mich … also, nicht direkt schuldig, aber irgendwie verantwortlich. Okay, er ist ein Krimineller, aber ein Krimineller, der seine Zeit abgesessen hat, der einer Arbeit nachgeht und nichts tut, was der Gesellschaft schaden könnte, und da komme ich, und er fühlt sich in die Enge getrieben …«
    »Und will dir eine Lektion erteilen, indem er sich in der Badewanne die Pulsadern aufschneidet? Hör mal, Schatz, wenn sein Hirn tatsächlich so funktioniert, dann hast du ihm einen Gefallen getan, weil er sich jetzt in den Händen von Leuten befindet, die sich mit so etwas auskennen. Wie auch immer, wer sagt eigentlich, daß er nicht doch unser Mann ist und sich umbringen wollte, weil ihm der unfehlbare Pascoe auf den Fersen war und das Erschreck-das-Frauchen-Spiel aufgeflogen ist?«
    »Ich wäre froh, wenn’s so wäre«, sagte Pascoe. »Aber ich habe in seiner Wohnung nichts gefunden, was darauf schließen läßt. Außer daß ein geöffnetes Buch auf seiner Seifenschale lag, als hätte er sich selbst in den Schlaf gelesen. Es war Empsons
Seven Types of Ambiguity
, ha ha. Das ist wirklich genau sein Humor.«
    »Also gibt es da doch noch ein ›vielleicht‹. Gut. Sind da noch andere ›vielleicht‹, von denen du mir nichts erzählt hast, Peter? Es wäre schön zu wissen, wie viele von deinen irren Kunden noch da draußen rumlaufen, die eine alte Rechnung begleichen wollen.«
    »Sonst wüßte ich keine ernsthaften Kandidaten für Rachepläne«, versicherte er ihr. »Und meine eigene Theorie, daß mich jemand unter Druck setzen will, ist auch entkräftet worden.«
    Er berichtete ihr von Dalziels Debakel beim Haftprüfungstermin von Kelly Cornelius. Aber den wirren Brief erwähnte er nicht. Darüber wollte er erst noch nachdenken, und dafür brauchte er etwas Zeit.
    »Ich habe ein wenig den Verdacht, daß Andy die Sache absichtlich verpatzt hat«, schloß er. »Zum Teil, weil ihm auch klar ist, daß die Jungs vom Betrugsdezernat uns ausnutzen, aber auch, weil die Freilassung von Kelly Cornelius der ganzen Geschichte ein Ende setzt, sofern sie tatsächlich etwas damit zu tun hat.«
    »Also hat er es vielleicht für dich getan. Weil er wußte, daß du es um deinetwillen nicht tun würdest«, meinte Ellie und blickte ihn mit ernstem Gesicht an.
    »Wer weiß?« meinte Pascoe.
    »Wie auch immer, es scheint, deine beiden Favoriten sind aus dem Rennen. Können wir also davon ausgehen, daß die Gefahr ausgestanden ist? Dann rufe ich jetzt Daphne an und gebe Entwarnung?«
    Pascoe zögerte einen Moment und antwortete dann: »Laß mich erst noch mal kurz mit dem Dicken reden. Er hat einen Riecher für solche Dinge.«
    Er ging hinaus, um das Telefon im Flur zu benutzen. Ein paar Minuten später kam er mit nachdenklichem Gesicht zurück.
    »Probleme?«
    »Nicht direkt. Andy meint, es werde bestimmt nichts mehr passieren, egal ob wir die Sache nun arrangiert oder vermasselt haben, denn wer auch immer dahintersteckt, weiß nun, daß wir ihm auf den Fersen sind. Aber er glaubt, daß wir trotzdem in voller Alarmbereitschaft bleiben sollen.«
    »Das

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