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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Bequemlichkeit eines Lebens als feine Lady zu verzichten. Aber musste er sie deshalb derart demütigen? Oder hatte ihn Cecilys Entscheidung, Ben Hunter zu heiraten, wirklich so tief verletzt?
    Da schrak Valerie zusammen. Rosa fixierte sie mit einem merkwürdigen Blick. Warum stierte sie nicht Cecily an, sondern sie? Rosas gewölbter Bauch erregte erneut ihre Aufmerksamkeit. In welchem Monat mochte sie sein? Wenn sie das richtig einschätzte, war es bestimmt schon der fünfte oder sechste, was bedeuten würde, dass die junge Frau schon schwanger gewesen war, als sie ihr zum ersten Mal im Haus von Doktor Brown begegnet war. Valeries Herzschlag beschleunigte sich. Ethan hatte zugegeben, ein Verhältnis mit Rosa gehabt zu haben … 
    Valerie versuchte, den schrecklichen Verdacht, der sich ihr schmerzhaft aufdrängte, beiseitezuschieben.
    »Wie erklärst du mir das da?«, hörte Valerie Cecily nun wie von ferne flüstern. Ihre Freundin zeigte mit dem Finger auf Rosas Bauch.
    Gerald lachte gequält. »Was soll ich dir dazu erklären? Du weißt, wie so etwas geht!«
    »Dann hast du die ganze Zeit mit uns beiden …?«, presste Cecily verzweifelt hervor.
    Zu Valeries großem Entsetzen huschte ein boshaftes Lächeln über Rosas Gesicht. Und das galt nicht Cecily, sondern ihr. »Manchmal täuscht der erste Eindruck«, raunte die schwarze Schönheit in einem Ton, der Valerie erschaudern ließ. Wollte Rosa ihr damit durch die Blume verraten, dass sie Ethans Kind unter dem Herzen trug?
    Cecily und Gerald waren viel zu sehr mit sich beschäftigt, um zu bemerken, was zwischen Rosa und Valerie ablief. Valerie fühlte sich von den Blicken der jungen Frau förmlich durchbohrt, aber sie hielt ihnen stand, während in ihrem Kopf alles wild durcheinanderwirbelte. Was, wenn es tatsächlich Ethans Kind war? Wusste er davon? Und wenn, war es dann seine Idee gewesen, dass die junge Frau Gerald zum Schein heiraten sollte? Hatte er ihn womöglich dafür bezahlt? Denn es war bei allem, was sich Cecily und Gerald gerade an gegenseitigen Beleidigungen an den Kopf warfen, kaum zu leugnen, dass sie einander liebten. Das mit Rosa war eine Farce. Valerie spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Wahrscheinlich ist Ethan völlig ahnungslos, redete sie sich gut zu, und es ist allein das Werk dieser beiden zutiefst verletzten Menschen, Rosa und Gerald …
    »Ich möchte jetzt gehen«, erklärte Valerie mit Nachdruck, doch in dem Augenblick zerbarst eine Fensterscheibe, und der Windstoß, der mit Macht durch das Haus tobte, fegte alles zu Boden, was sich ihm in den Weg stellte.
    Cecily schrie auf und fasste sich an den Kopf.
    »Hinlegen!«, brüllte Gerald. »Alle unter den Tisch, und zwar sofort!«
    Valerie tat sofort, was er verlangte, und kroch unter den riesigen Esstisch. Ihr folgte Rosa, und dann schaffte es auch die laut schluchzende Cecily. Als Letzter suchte Gerald unter dem Tisch Schutz. Mit einem Mal gab es einen ohrenbetäubenden Lärm, und Valerie sah, wie ein Balken mit voller Wucht auf die Holzdielen knallte, und zwar an der Stelle, an der sie noch wenige Sekunden zuvor gestanden hatte.
    »Das Dach«, schrie Gerald gegen das Tosen des Sturmes an. »Er hat das Dach fortgerissen.«
    Das war das letzte Wort, das man überhaupt noch verstehen konnte, denn nun überdeckte das Heulen des Orkans und das Knacken des berstenden Holzes alles andere.
    Valerie betete, dass der schwere Tisch dem Unwetter standhalten und sie beschützen möge. Plötzlich spürte sie eine Hand in ihrer. Sie sah nicht hin, denn sie hatte den Kopf auf den Boden gepresst, aber sie wusste, wem sie gehörte, und sie drückte Rosas vor Angstschweiß nasse Hand. Sie verstand die stumme Botschaft: Im Kampf gegen die Naturgewalten waren sie nicht länger Feindinnen, sondern Schwestern in der Not.
    Valerie konnte später nicht sagen, wie lange der Hurrikan über der Plantage getobt hatte. Ihr kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Irgendwann ebbte das Tosen ab, doch keiner rührte sich, bis Gerald als Erster unter dem Tisch hervorkam und sich umsah. »Es ist überstanden!«, rief er schließlich.
    Vorsichtig krabbelte Valerie unter dem Tisch hervor und richtete sich auf. Ihr taten alle Glieder weh, aber das schien ihr vollkommen unwichtig angesichts der Zerstörung, die der Hurrikan angerichtet hatte. Von Geralds Haus standen nur noch drei Wände. Alles andere war dem Wüten der Natur zum Opfer gefallen. Nichts befand sich mehr an seinem Platz. Die Möbel waren

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