Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
Vom Netzwerk:
denen Sie nichts verstehen, Misses Brodersen«, entgegnete Mister Sullivan kalt. »Können wir vielleicht beim Ablauf des morgigen Abends bleiben. Ich möchte, dass Sie servieren. Basta!«
    »Gut«, zischte ich. »Wenn Sie befehlen, Herr!« In demselben Augenblick schon befürchtete ich, zu weit gegangen zu sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn er mich kurzerhand entlassen würde.
    »Dann wäre das ja geklärt«, erwiderte er ungerührt. »Aber wenn Sie wirklich wissen wollen, warum ich das tue, dann würde ich Ihnen das ausnahmsweise verraten.«
    Sein Ton wurde spöttisch, und ich verkniff mir eine Antwort. »Ich mache es, um Nafia zu schützen, auch wenn Sie mir das nicht glauben. Unser Gast ist ein berüchtigter Schürzenjäger. Er macht vor keiner schönen Frau halt. Und er soll neulich in Christiansted versucht haben, die Sklavin eines seiner Geschäftspartner zu vergewaltigen. Und das meine Liebe, traut er sich nicht bei Ihnen.«
    »Das will ich ihm auch geraten haben! Und Ihnen sei gesagt: Sie gehen ein gewisses Risiko ein, wenn Sie mich mit dem Service beauftragen. Sollte der Kerl auch nur wagen, eine anzügliche Andeutung zu machen, wird er sein blaues Wunder erleben!«
    »Da gehe ich mit Ihnen konform …« Er unterbrach sich. »Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?«
    Ich war so verblüfft, dass ich ihm vor Schreck meinen richtigen Namen nannte.
    »Hanne? Das ist ein schöner Name. Den kennen wir im Englischen gar nicht.«
    »Entschuldigen Sie, Sie müssen sich verhört haben. Ich sagte Anne. Und den Namen gibt es bei Ihnen doch auch, oder?«, berichtigte ich mich hastig.
    »Darf ich Sie Anne nennen?«, fragte er und musterte mich versonnen.
    Ich nickte, während mir zum ersten Mal sein Grübchen am Kinn auffiel, das ich ausgesprochen anziehend fand.
    »Gut, Anne aus Altona, dann darf ich Ihnen versichern: Falls unser Gast es wagen sollte, sich Ihnen unangemessen zu nähern, werde ich ihn höchstpersönlich hinausbefördern. Selbst auf die Gefahr hin, dass ich mein Geschäft dann mit anderen Partnern machen muss.«
    »Dann werde ich alles so weit in der Küche vorbereiten, dass Nafia die einzelnen Gänge nur noch warmhalten muss. Und wie stellen Sie sich meine Kleidung vor. Muss ich ein Schürzchen und ein Häubchen tragen?«
    Ich erschrak. Hatte ich damit nicht schon wieder viel zu viel von meiner echten Herkunft verraten? Das war nämlich die Dienstkleidung unseres Hausmädchens Anna gewesen.
    »Häubchen nicht, Schürzchen ja«, entgegnete er trocken.
    Ich musste lächeln. Mister Sullivan schien über einen gewissen Humor zu verfügen, der mir gefiel. Wir waren inzwischen an meinem Badeplatz angekommen. Ohne es zu merken, muss ich sehnsüchtig auf das Wasser gestiert haben.
    »Ist das die Stelle?«, fragte er und musterte mich mit unverhohlener Neugier.
    Ich errötete. »Ja, das ist mein Badeplatz!«
    »Und worauf warten Sie noch?«
    »Sie glauben doch nicht, dass ich mich vor Ihnen ausziehe? Und Sie dabei zugucken?«, gab ich empört zurück.
    »Wer sagt denn, dass ich zugucke? Ich bin zwar nur der Sohn eines Zuckerrohrpflanzers, aber ich kann ebenfalls schwimmen.« Während er das sagte, zog er sich ungeniert vor mir aus und rannte splitterfasernackt ins Wasser. Es war so schnell gegangen, dass ich nicht einmal sagen konnte, wie er gebaut war.
    »Anne, kommen Sie, seien Sie kein Spielverderber«, rief er mir aus dem Wasser zu.
    Ich zögerte noch einen Augenblick, aber dann konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich wäre doch wirklich ein dummes Ding, wollte ich mich um das Badevergnügen bringen. Schließlich hatte ich schon mal einen nackten Mann gesehen und war keine Jungfrau mehr.
    In Windeseile entledigte ich mich meines Kleides und meiner Unterwäsche und hechtete ins Wasser. Mister Sullivan hatte auf mich gewartet. In gleichmäßigen Zügen schwamm ich auf ihn zu. Nebeneinander zogen wir unsere Bahnen und blieben dabei immer nahe am Strand. Es war herrlich, und die Begleitung schmälerte das Vergnügen nicht. Ich blieb sogar viel länger im Wasser als sonst. Obwohl sich nun langsam die Dunkelheit über den Strand legte, wurde mir nicht kalt. Doch irgendwann beschloss ich zurückzuschwimmen, um mich in Ruhe wieder anziehen zu können. Mister Sullivan verstand, warum ich plötzlich an Land schwamm. Und er schien ein Gentleman zu sein, denn er drehte so lange seine Runden, bis ich fertig angezogen war. Dann erst stieg er aus dem Wasser, wie Gott ihn geschaffen hatte. Mir gelang es nicht,

Weitere Kostenlose Bücher