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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Schülerin ist auch nicht schlecht«, murmelte er und verließ uns.
    »Jetzt brauche ich mir wenigstens keine Sorgen mehr wegen Nafia machen«, raunte Misses Leyland mir zu, während sie dem Herrn des Hauses kopfschüttelnd hinterhersah.
    »Habe ich doch gesagt«, bekräftigte ich ihre Worte, ohne zu ahnen, dass ich sie missverstanden hatte. »Er ist viel netter, als ich befürchtet habe«, fügte ich rasch hinzu.
    Misses Leyland musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. Das gab ihr ein finsteres Aussehen. »Sind Sie eigentlich so naiv? Oder verbirgt sich hinter Ihrem freundlichen Wesen ein berechnendes Frauenzimmer?«
    Ich muss sie reichlich irritiert angesehen haben. »Wovon sprechen Sie?«
    Misses Leyland schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Sie ist tatsächlich so naiv!«, rief sie empört aus.
    Ich wusste beim besten Willen nicht, was in sie gefahren
war.
    »Misses Leyland! Was reden Sie da für einen Unsinn?«
    »Ich habe seinen Blick gesehen, meine Liebe. Sie haben völlig recht. Sein Interesse an Nafia ist erloschen, denn das Objekt seiner Begierde ist ein anderes!«
    »Sie meinen nicht etwa mich?«, gab ich ungläubig zurück, denn langsam dämmerte es mir, was die Haushälterin mir da durch die Blume beizubringen versuchte.
    »Ich kenne den Mann. Noch nie hat er einer Angestellten den Koffer getragen, noch nie hat er jemandem derart leicht verziehen wie Ihnen, noch nie hat er eine Angestellte für ihre Sprachkenntnisse gelobt, und noch nie habe ich ein solches Lächeln bei ihm gesehen, es sei denn, er schenkte es seiner Frau.«
    »Das ist völlig absurd!«, widersprach ich energisch.
    »Wir sprechen uns noch«, zeterte sie.
    Langsam wurde mir ihre Spökenkiekerei, wie die Dithmarscher, die ich auf dem Flensburger Markt gehört hatte, schlimme Vorhersagen nannten, zu viel.
    »Hören Sie endlich auf! Und selbst wenn, liebe Misses Leyland, es würde keine Katastrophe heraufbeschwören, denn mir könnte er sich nicht gegen meinen Willen nähern! Und seien Sie sicher, ich habe nicht das geringste Interesse daran, mit dem Herrn des Hauses anzubandeln!«
    Am liebsten hätte ich ihr an den Kopf geworfen, dass ich ohnehin hoffte, in sieben Monaten als freie Frau auf der Hanne von Flensburg in meine Heimat zurückzukehren. Und zwar als ehrbare Witwe des Kaufmanns Pit Hensen.
    »Wie ich sagte, wir sprechen uns noch«, zischte sie, während ich ihr die Tür vor der Nase zuschlug. Ich hatte ihr zugegebenermaßen einiges zu verdanken, aber dieses Geunke musste ich mir nicht länger anhören!

21
Frederiksted, Saint Croix, August 1832
    M eine neue Arbeit machte mir viel Freude, wenn ich auch nicht zeitlebens Köchin bleiben wollte … Mittlerweile waren es nur noch fünf Monate, bis Heinrich mich nach Hause holen würde. Obwohl es wirklich wunderschön war auf diesem idyllischen Flecken Erde, sehnte ich mich nach dem kühlenden Wind der Heimat. Hier war es immer heiß und feucht. Ich hatte mich zwar an die Temperaturen gewöhnt, doch manchmal, wenn ich mich in meinem Bett hin und her wälzte, träumte ich von einem kühlen Bad in der Ostsee …
    Dem Herrn des Hauses ging ich weiter aus dem Weg. Schließlich hatte ich die Monate zuvor gelernt, mich unsichtbar zu machen. Das gelang mir recht gut, auch wenn ich inzwischen mit ihm unter einem Dach lebte. Auch Nafia machte einen Bogen um Mister Sullivan. Doch auch wenn er mir oder meiner neuen Küchenhilfe einmal zufällig begegnete, schien er uns gar nicht wahrzunehmen. Er wirkte in letzter Zeit abwesend. Ich schob es auf die Trauer um seine Frau.
    Misses Leyland verriet mir eines Tages den wahren Grund. Ich teilte ihr nämlich triumphierend mit, dass sie sich bezüglich unseres Herrn getäuscht hatte. Er wäre nämlich kein Frauenschreck, der jedem Rock nachstellte. Im Gegenteil, sagte ich ihr, er würde nicht mehr als einen flüchtigen Gruß von sich geben.
    Die Haushälterin plusterte sich mächtig auf. »Ja, im Augenblick hat der Herr andere Sorgen. Der Handel mit dem Zucker schwächelt. Er sucht neue Absatzmärkte für sein Zuckerrohr«, verkündete sie so wichtig, als wäre sie seine rechte Hand.
    Ich weiß eine Lösung, dachte ich noch, er soll einfach Rum herstellen, da flüsterte Misses Leyland verschwörerisch: »Er wird ins Rumgeschäft einsteigen. Aber nicht weitersagen. Das ist noch ein Geheimnis.«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, was die Haushälterin gründlich missverstand.
    »Ich bin keine Tratschtante, falls Sie das mit Ihrem

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