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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Hals.
    »Vater, sag mir, dass es nicht wahr ist! Ihr wollt mich nicht an den Spirituosenhändler verschachern, oder?«, flüsterte ich angsterfüllt.
    »Wir müssen reden. Folge mir in mein Arbeitszimmer«, raunte er zurück.
    Ich tat, was er verlangte, wenngleich mir die Knie zitterten. Ich hatte kein gutes Gefühl. Wenn ich mich getäuscht hätte, so hätte Vater mir doch wohl heftig widersprochen.
    Er verschanzte sich hinter seinem mächtigen Schreibtisch, und ich setzte mich auf den Stuhl auf der anderen Seite. Zwischen uns lagen Welten. Aus seiner Miene sprach das schlechte Gewissen.
    »Hanne, du bist nun achtzehn Jahre alt, und es wird Zeit, dass du dir Gedanken über deine Zukunft machst, und deshalb …«, begann er.
    »Sicher, Vater!«, unterbrach ich ihn hastig. »Sprich es nur aus, was du denkst. Da du eine Tochter nicht für fähig hältst, die Reederei fortzuführen, muss nun ein Ehemann für mich her. Und ich kann dich beruhigen, ich glaube, ich habe den Richtigen gefunden.«
    Ich machte eine Pause und weidete mich an Vaters entgeistertem Blick. Ich hatte also ins Schwarze getroffen. Mein Mitgefühl schwand! Wie konnte er so etwas befürworten? Dass ich einen alten Mann heiratete?
    »Wer ist es?«
    Nein, so leicht würde ich es ihm nicht machen.
    »Bevor ich dir auch nur ein Wort verrate, sag du mir auf den Kopf zu: Ist unser Nachbar bei uns zum Essen, weil er Interesse an mir hat?«
    Vater wand sich. »Er ist fort!«, stieß er schließlich hervor.
    »Das beantwortet meine Frage nicht, warum plötzlich der Mann an deinem Tisch sitzt, über den du noch kürzlich gesagt hast, er sei nicht besser als ein gieriger Pfeffersack, der den Rachen nicht vollkriegen könne, und dass er es eines Tages bitter bedauern werde, dass er sich das Anwesen der Clausens und unsere Grotte unter den Nagel gerissen habe …«
    Vater machte eine wegwerfende Bewegung. »Ach, was weißt du schon vom Leben? Ich habe gute Gründe, meine Meinung zu ändern.«
    »Wenn du glaubst, ich hätte nur Kleider im Sinn, dann täuscht du dich. Glaubst du, ich sehe nicht, dass zurzeit nur noch eines deiner Schiffe im Hafen liegt, und das schon seit Wochen? Meinst du, ich kann nicht ermessen, dass dich der Verlust der Else von Flensburg in den Ruin getrieben hat? Dann müssen wir eben in ein kleines Haus umziehen. Noch gehört dir dieser Teil des Hügels. Aber wie dem auch immer sei, das ist kein Grund, mich an diesen Mann zu verkaufen.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, konterte Vater empört. »Ich würde dich niemals verkaufen. Davon einmal abgesehen gehört die Muntehe ins Mittelalter. Ich mache keine Geschäfte mit dir!«
    »Dann ist ja gut. Ich brauche mir also keine Sorgen zu machen, dass du von mir verlangen könntest, ich solle den Nachbarn heiraten.«
    »Er hat mir ein Geschäft vorgeschlagen. Er würde gern meine Schiffe kaufen, um sich einen Platz unter den führenden Gesamthandelshäusern zu sichern. Das machen schließlich alle. Keiner will mehr etwas abgeben, und wenn er eigene Schiffe hat und Heinrich als Kapitän, dann …«
    »Und was bietet er?«
    Vater seufzte. »Er hat mir noch keinen Vorschlag gemacht, denn er ließ durchblicken, dass es natürlich günstiger wäre, wenn ich meine Schiffe nicht verkaufen müsste, sondern wir Partner würden.«
    Keine Frage. Vater redete um den heißen Brei. Natürlich war ich Teil des Geschäfts. Aber nicht mit mir!
    »Ich verstehe«, bemerkte ich spitz. »Als dein Schwiegersohn wäre es für ihn natürlich ein Leichtes, das Handelshaus Hensen & Asmussen zu gründen. Und das, ohne einen Taler dafür zu zahlen. «
    Vater wurde noch weißer um die Nase. »Bitte, Hanne, wir könnten unser Haus behalten. Und glaub mir, ich würde mich ja mit einer kleinen Bleibe begnügen, aber deine Mutter.« Er klang schrecklich gequält, aber ich empfand kein Mitleid, nur eiskalte Wut.
    »Wie bitte?« Ich sprang von dem Stuhl auf und lief aufgebracht im Zimmer auf und ab. Schließlich blieb ich vor seinem Sessel stehen. »Er erpresst dich also? Und so einem Verbrecher willst du deine Tochter anvertrauen?«
    »Nein, er hat es nicht einmal ausgesprochen. Er hat nur durchblicken lassen, dass er dich mag und …«
    »Was?« Ich stützte meine Hände wütend in die Hüften. »Was hat er durchblicken lassen?«
    »Dass er in letzter Zeit mit dem Gedanken spielt, noch einmal zu heiraten!«
    »Soll er doch. Es gibt genug alte Witwen in der Stadt, die sich darum reißen würden.«
    Vater holte ein paarmal tief

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