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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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einfach nicht gelingen. Immer wieder sah sie vor ihrem inneren Auge diese herrische Paula auftauchen, wie sie sich bei Tisch als sein Sprachrohr gebärdet hatte. Und eigentlich musste sie ihn verachten, weil er nicht aufbegehrt und für sie Partei ergriffen hatte. Doch diese Verachtung wollte sich partout nicht einstellen.
    Valerie, du bist nicht zu retten, dachte sie, als sie das Geschäft betrat. Hier gab es alles, was man den Eltern eines Neugeborenen mitbringen konnte. Sie dachte an eine Rassel aus Silber.
    Valerie hatte sich gerade über die Auslage gebeugt, in der die Schmuckstücke zur Ansicht lagen, als sie eine bekannte Stimme vernahm. Erschrocken hob sie den Kopf und sah, wie sich Cecily und ihre Mutter der Auslage näherten. Sie trugen Trauerkleidung und starrten sie mindestens ebenso verdutzt an wie Valerie sie.
    »Mein Beileid«, sagte Valerie steif.
    Misses Fuller machte eine wegwerfende Handbewegung. »Auf Ihr verlogenes Mitleid können wir verzichten«, zischte sie.
    Valerie biss die Zähne zusammen und wandte sich an ihre einstige Freundin. »Es tut mir aufrichtig leid. Ich habe deinen Vater gemocht.«
    Cecily musterte sie hochmütig. »Ich denke, wir beide sind miteinander fertig, nachdem du es versucht hast, uns an meinem Tisch ein Geschäft vor der Nase wegzuschnappen.«
    »Aber so war es gar nicht. Ich wusste doch nicht, dass ihr …«
    »Was suchst du eigentlich hier? Du bist bestimmt nicht schwanger. Und wie siehst du überhaupt aus? Willst du in die Plantage zum Zuckerrohrernten?«, unterbrach Cecily sie harsch.
    Valerie holte tief Luft. Plötzlich war ihr Kampfgeist wieder erwacht. »Ich kaufe dem Kind von Rosa und Gerald ein Spielzeug, liebe Cecily«, erwiderte sie mit fester Stimme.
    Cecily wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. »Mutter komm, wir kehren zurück, wenn der Mischling fort ist!«, befahl sie und zerrte Misses Fuller am Arm.
    Valerie sah den beiden nachdenklich hinterher, bis sie das Geschäft verlassen hatten. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie ihre einzige Freundin für immer verloren hatte. Und sie wusste auch, warum. Dass sie sich bei Tisch um das Geschäft mit Mister Morton bemüht hatte, war Cecily völlig gleichgültig. Vielmehr war dies die Rache dafür, dass sie versucht hatte, ihr Gerald auszureden.
    Valerie entschied sich schließlich für eine entzückende Rassel, ließ sie sich einpacken und eilte zur Kutsche zurück. Ihr stand nicht der Sinn nach einer weiteren Begegnung.
    Sie war froh, als sie unter dem geschützten Dach des Wagens saß. Die ganze Fahrt zur Plantage quälte sie sich mit der Frage, warum sie James nicht endlich vergessen konnte. Er verdiente ihre Liebe doch gar nicht. Wenn sie an sein Verhalten bei Tisch dachte, wenn sie sich vorstellte, dass dieser grässliche Richard sein Bruder, seine Mutter die Tochter eines Sklavenhalters und Cecily eine oberflächliche, gedankenlose Person war, dann gab es in der Tat nichts, das sie verband. Großmutter hatte recht, sagte sie sich schließlich, ich werde von allein darauf kommen, dass eine Verbindung zwischen uns nicht möglich ist. Ihr wurde ganz schwummrig bei dem Gedanken, was sie über diese alte Feindschaft noch alles aus Großmutters Tagebuch würde erfahren müssen …
    Jerome hielt wie immer am Eingangstor, wo er ein Nickerchen machen würde, solange ihr Besuch auf der Plantage dauerte. Sie traute sich erst gar nicht, nach links und rechts auf die zerstörten Felder zu sehen, doch die Reste der kaputten Zuckerrohrpflanzen waren verschwunden. Soweit das Auge reichte, waren die Arbeiter dabei, neues Zuckerrohr zu pflanzen. Mitten unter ihnen Gerald, der ihr strahlend entgegenkam.
    »Das wurde aber auch Zeit, dass Sie nach dem Rechten sehen«, lachte er.
    »Ich komme gar nicht wegen des Zuckerrohrs, sondern wegen Ihrer Tochter«, gab sie zurück und hielt das Päckchen mit der Rassel hoch. »Begleiten Sie mich zum Haus?«
    »Sie wollen mich also von der Arbeit abhalten?«
    »Nur für einen kleinen Besuch bei Ihrer Frau. Wie geht es ihr?«
    »Es könnte nicht besser sein«, erwiderte Gerald, wischte sich die schmutzigen Hände an der Hose ab und begleitete Valerie. Den ganzen Weg bis zum Haus schwärmte er in höchsten Tönen von seiner wunderschönen Tochter. Valerie war gerührt, wie zärtlich er über Mutter und Kind sprach. Und sie war sehr gespannt, ob sie in dem Kind Ethan wiedererkennen würde.
    »Nanu? Was ist denn das?«, wunderte sich Gerald, als sie sich der Haustür

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