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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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näherten. »Es sieht aus, als hätte sie jemand gewaltsam geöffnet, aber das wäre unsinnig, denn wir schließen sie fast nie ab.«
    Er bückte sich und betrachtete das zersplitterte Holz. Dann richtete er sich auf und rief nach seiner Frau. Er bekam keine Antwort. Valerie konnte ihm ansehen, dass er beunruhigt war. Stumm folgte sie ihm. Kaum hatten sie ein paar Schritte in das Innere des Hauses gesetzt, war klar, dass jemand eingebrochen und alles durchsucht hatte. Sämtliche Schubladen waren herausgezogen, der Inhalt über den Boden verstreut.
    »Hol mich der Teufel!«, murmelte Gerald. »Bei uns gibt es nun wirklich nichts zu stehlen. Wie gut, dass Rosa mit der Kleinen …« Er unterbrach sich und steuerte auf eine weitere offenstehende Tür zu, die vom Wohnzimmer abging. Valerie blieb wie erstarrt stehen, bis sie Gerald »Nein, nein!«, brüllen hörte. Obwohl ihr Herz bis zum Hals klopfte, wagte sich Valerie in das Zimmer und sah Rosa am Boden in einer Blutlache liegen.
    Sie hockte sich neben Gerald auf den Boden. Rosa versuchte, die Augen zu öffnen, aber es wollte ihr nicht gelingen. Sie lebt, durchfuhr es Valerie erleichtert.
    Gerald hatte Tränen in den Augen, als er Rosas Kopf auf seinen Schoß zog. »Liebster«, flüsterte sie mit gebrochener Stimme. »Fullers Leute.«
    »Was haben sie dir getan, mein Liebling? Alles wird wieder gut, jetzt bin ich ja bei dir«, redete Gerald tröstend auf seine Frau ein. »Was ist nur geschehen, und wo ist das Kind?«
    Rosas Lider begannen zu flattern. »Sie … Sicherheit«, erwiderte Rosa gequält und versuchte, den Arm zu heben, aber auch dazu war sie zu schwach. »Schießen … dachten … ich flüchte«, stieß Rosa mit letzter Kraft hervor, doch dann sackte ihr Kopf leblos zur Seite.
    »Rosa«, schrie Gerald panisch. »Rosa!« Als sie nicht reagierte, schüttelte er sie, aber ihr Kopf hing leblos herab wie der einer Stoffpuppe.
    Valerie schlug die Hände vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Alles in ihr wehrte sich dagegen, es zu glauben, aber es gab keinen Zweifel: Rosa war tot!
    Gerald brach in verzweifeltes Schluchzen aus, Valerie war wie gelähmt. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die letzten Worte, die Rosa hatte hervorbringen können, ließen nur einen Gedanken zu: Richard Fullers Leute hatten sie umgebracht. Aber warum sollten sie das tun, fragte sie sich in demselben Moment verzweifelt. Plötzlich stockte ihr der Atem. Die Antwort stand vor ihr wie ein riesiger Schatten! Richard hatte seine Drohung wahrgemacht und versucht, sich gewaltsam Zugang zur Destillerie zu verschaffen. Ob der Schlüssel inzwischen in seine dreckigen Finger gelangt war? Valerie beschloss, Gerald vorerst mit ihrem Verdacht zu verschonen. Er war außer sich vor Schmerz. Immer wieder schrie er Rosas Namen, als könnte er sie damit von den Toten erwecken.
    Mit einem Mal war es Valerie so, als ob in der Ferne ein Säugling weinte. Ihr Blick fiel auf das offene Fenster, vor dem Rosa lag. Sie hoffte, dass Gerald es auch hörte, aber er hatte seine Frau gerade behutsam auf den Bauch gedreht. Und Valerie entdeckte den riesigen roten Fleck auf ihrer blütenweißen Bluse und das rauchgeschwärzte Loch. Man hatte einer wehrlosen Frau feige in den Rücken geschossen.
    Wieder vernahm Valerie ein leises Wimmern. Plötzlich ahnte sie, woher es kam. Leise erhob sie sich, verließ das Zimmer auf Zehenspitzen und eilte nach draußen zur hinteren Veranda. Und tatsächlich, aus dem Fenster hing ein Tuch, in dem das Baby lag. Man hatte Rosa ermordet, während sie ihr Kind in Sicherheit brachte und ihre Peiniger irrtümlich vermuteten, dass sie flüchten wollte.
    Valerie holte das weinende Kind aus dem Tuch und nahm es auf den Arm. Noch nie hatte sie einen so winzigen Säugling im Arm gehalten. Er strahlte Wärme aus, und sein Haar roch nach Honig. Mit der einen Hand hielt sie den Kopf des kleinen Mädchens, das immer noch weinte. In dem Moment, da Valerie sich das kleine Gesichtchen näher betrachtete, wurde das Baby abrupt still.
    Wenn nicht alles so furchtbar traurig wäre, hätte Valerie beim Anblick dieses entzückenden Wesens lachen müssen, denn das Kind war Ethan wie aus dem Gesicht geschnitten, nur dass seine Hautfarbe wesentlich dunkler war. Jeder würde es für ein rein schwarzes Kind halten, nicht für einen Mischling.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Valerie zärtlich und strich dem Mädchen über den Kopf, auf dem zarte dunkle Locken wuchsen.
    »Sie heißt Georgina

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