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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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nicht, dass Mister Sullivan sich auf den Weg macht, um uns zu suchen. Er wird ganz mit dem Wiederaufbau seines Hauses beschäftigt sein.«
    »Falls er den Hurrikan überlebt hat«, gab ich zu bedenken.
    Wir wollten gerade in einen offenen Schuppen schleichen, als in der Dunkelheit Lichter auftauchten. Der Umstand, dass drei nebeneinander positioniert waren und eines hoch oben, ließ darauf schließen, dass es sich um ein einlaufendes Schiff handelte. Im Schatten des Schuppens beobachteten wir, wie die Bark anlegte. Lautes Stimmengewirr drang bis zu uns. Mir stockte der Atem, als ich Brocken verstand. Die Seeleute sprachen Deutsch.
    »Das ist nicht die Sea Cloud«, bemerkte Jeremiah enttäuscht.
    »Es ist ein deutsches Schiff. Was, wenn es aus Flensburg kommt?« Ich war sehr aufgeregt bei dem Gedanken und vergaß für den Bruchteil einer Sekunde, dass eine heimische Bark für mich nicht die Rettung bedeuten würde. Doch Jeremiah brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Dann müssen wir uns verstecken, weil spätestens morgen früh Mister Hensen zur Begrüßung erscheinen wird!« Er fasste mich am Arm und schob mich in die Dunkelheit des Schuppens. Wir konnten die Hand nicht vor Augen sehen. Unser Gepäck ließen wir neben der Tür stehen.
    »Bleib stehen!«, befahl er. »Ich taste den Boden ab, ob wir uns hinlegen können.«
    Es dauerte eine Weile, bis er raunte: »Hier werden Taue aufbewahrt. Komm hier rüber!« Ich folgte dem Klang seiner Stimme, bis ich mit ihm zusammenstieß. Gemeinsam ließen wir uns fallen. Er nahm mich in den Arm und zog meinen Kopf auf seine Brust. Ich hörte den Schlag seines Herzens und war mir sicher, dass er mindestens so aufgeregt war wie ich.
    Wir lagen eine ganze Weile so da, bis er fragte: »Schläfst du schon?«
    »Nein, und ich glaube auch nicht, dass ich ein Auge zubekomme.«
    »Dann erzähl mir was«, bat er.
    »Jetzt bist du dran. Du kennst inzwischen meine ganze Geschichte«, seufzte ich.
    »Was ist mit dir? Wo kommst du her? Warum bist du aus Jamaika geflüchtet?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich geflüchtet bin?« Schon der belegte Klang seiner Stimme bewies mir, dass ich ins Schwarze getroffen hatte.
    »Ich habe an deinem Verhalten Dinge beobachtet, die ich nur von mir kenne. Du drehst dich oft um, weil du Angst hast, verfolgt zu werden, nicht wahr?«
    »Ich muss schon sagen. Du bist nicht nur schön, sondern auch sehr klug. Ja, ich musste Jamaika verlassen und …« Er stockte.
    »Nun lass dir doch nicht jedes Wort mühsam entlocken«, stöhnte ich. »Ich habe dir meine Geschichte auch erzählt.«
    »Gut, gut, ich bin es nur nicht gewohnt. Nicht einmal die Herrschaften, denen ich als Butler gedient habe, wussten, woher ich stamme …« Er hielt inne und räusperte sich. »Es fällt mir nicht leicht, doch ich will mich dir anvertrauen. Ich komme aus einem Ort auf Jamaika. Er heißt Montego Bay, und er ist der schönste Fleck auf Erden, wenn man als Weißer zur Welt kommt. Meine Mutter war Sklavin auf einer Zuckerrohrplantage. Sie war wunderschön. Und so kam es, dass auch der schöngeistige Plantagenbesitzer Albert sich in sie verliebte. Das hört sich komisch an, weil diese Kerle sich die Frauen meistens genommen und sie danach weggeworfen haben, aber Albert ließ meiner Mutter eine eigene Hütte auf der Plantage bauen. Und ich kann mich erinnern, dass uns häufig mein Vater, der weiße Mann, besuchte. Er spielte mit mir und gab mir Unterricht. Dann starb meine Mutter, als ich acht Jahre alt war. Und es geschah ein Wunder. Ich wurde in das große weiße Haus geholt und bekam ein eigenes Zimmer und wunderschöne Kleider. Mein Vater war schon lange Jahre Witwer. Es gab also keine Mutter im Haus. Und so lebte ich mit seinen zwei Kindern und einem schwarzen Kindermädchen auf einer Etage. Das Mädchen, Jane, war so alt wie ich, und wir verstanden uns prächtig. Ihr Bruder Arthur war drei Jahre älter als ich. Er hat mich vom ersten Tag an gehasst und schikaniert. Aber ich stand unter dem Schutz unseres Vaters, der mich in alle Geheimnisse des Zuckerrohranbaus eingeweiht hat. Er war ein Träumer und glaubte, eines Tages würden seine Söhne einträchtig das Unternehmen führen. Dann starb er vor vier Jahren, und Arthur ließ mich über Nacht aus dem Haus werfen und in eine Hütte verbannen. Ich musste nun wie die Sklaven in den Plantagen schuften und wurde auf Befehl meines Halbbruders besonders vom Aufseher geschunden. Manchmal hing mir die Haut in Fetzen.

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