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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Schließlich gelang mir die Flucht nach Saint Thomas, und ein Arzt nahm mich als Butler in seine Dienste.« Erschöpft hielt Jeremiah inne.
    Ich hatte ihn noch nie so lange an einem Stück reden gehört. Seine Worte berührten mich tief im Herzen, und ich kuschelte mich noch näher an ihn heran. »Und warum gehst du jetzt zurück? Ist das nicht zu gefährlich?«
    »Die englische Regierung hat ein Gesetz beschlossen, das besagt, dass ab dem 1. August letzten Jahres alle Sklaven freie Menschen sein sollen. Die Sklaverei auf Jamaika ist abgeschafft.«
    »Das ist ja wunderbar. Dann können wir uns ein gemeinsames Leben aufbauen.«
    Ein Seufzer entrang sich seiner Brust. »Ich denke, Arthur wird alles tun, um mich zu töten. Er hasst mich bis aufs Blut. Für ihn ist es eine Schande, dass sein Vater mich gezeugt und vor allem, dass er mich in sein Haus aufgenommen hat.«
    »Aber er hat keine Handhabe gegen dich.«
    »Das will ich hoffen, denn ich habe mir, um zu entkommen, eine wüste Prügelei mit dem Aufseher geliefert. Ich weiß nicht, was mit ihm geschehen ist. Nur dass er plötzlich zu Boden ging und sich nicht mehr rührte.«
    »Ich bin bei dir«, flüsterte ich und nahm mir fest vor, Jeremiah vor diesem weißen Tier zu beschützen.
    Plötzlich spürte ich seine Hände, wie sie über meinen Körper streichelten. Es war fremd und vertraut zugleich. Ich konnte nichts sehen, wodurch ich seine Berührungen als noch intensiver empfand. Ich wusste nur eines: Ich wollte ihm gehören. Hier im Dunkel des Schuppens. Wir rissen einander die Kleidung förmlich vom Leib. So lange hatten wir uns beide danach gesehnt, dass wir keine unnötige Zeit mehr verstreichen lassen wollten. Voller Leidenschaft gab ich mich seinen Händen hin, die kundig jeden Winkel meines Körpers erforschten. Ich stieß einen stummen Schrei aus, als er mich sanft zwischen meinen Schenkeln streichelte. Es fiel mir schwer, meiner Lust nicht ungehemmt Ausdruck zu verleihen, aber das durfte ich nicht riskieren. Als er in mich eindrang, krallte ich mich wie eine Ertrinkende in seinen Rücken. Er stöhnte leise, bis er plötzlich gänzlich verstummte, doch ich spürte seine Lust in jeder Pore. Ich strich mit den Fingerspitzen über seinen Rücken und erschrak. Überall waren Narben.
    Später, als er in meinem Arm lag, wagte ich ihn danach zu fragen. »Wer hat dir das angetan?«
    Jeremiah wusste sofort, wovon ich sprach. »Das war mein Bruder. Eines Tages kam er betrunken in meine Hütte, hat mich herausgezerrt, festgebunden, mir das Hemd vom Körper gerissen und gedroht, mich zu töten. Ich glaubte, meine letzte Stunde habe geschlagen. Als ich schon halb ohnmächtig war, kam Jane und hat ihm die Peitsche abgenommen. Vorher hat er sie ihr quer durch das Gesicht gezogen. Sie hat eine Narbe zurückbehalten.«
    »Der Mann ist gefährlich«, rief ich verängstigt aus. »Du darfst auf keinen Fall zu ihm gehen. Warum hasst er dich so?«
    »Weil ich unserem Vater ähnlich bin. Und weil der mich geliebt hat, ein schwarzes Kind, einen Sklavenbastard, den man gewöhnlich doch nur ignoriert. Arthur hat stets vergeblich versucht, seinem Vater zu imponieren und seine Liebe zu gewinnen, aber die beiden waren wie Feuer und Wasser. Vater las philosophische Bücher und war im Grunde seines Herzens gegen die Sklaverei. Arthur hingegen war schon als Kind ein vor Kraft strotzender Grobian. Keine Sorge, mein Liebling, ich werde mich nicht in Gefahr bringen. Worauf du dich verlassen kannst!«
    Kurz darauf müssen wir eingeschlafen sein. Ich erwachte, als sich ein Fuß in meine Rippen bohrte. Erschrocken fuhr ich auf und rieb mir die Augen. Das Sonnenlicht, das durch die geöffnete Tür kam, blendete mich.
    »Was machen Sie hier?«, fragte ein Mann, der sich über mich beugte, unwirsch.
    Verschämt blickte ich an mir herunter. Zu meinem großen Erstaunen war ich angezogen. Hatte ich das alles nur geträumt? Und wo war Jeremiah?
    »Ich warte auf ein Schiff und habe ein wenig geschlafen«, erwiderte ich verlegen, während ich mich aufrappelte.
    »Na, dann werde ich mal ein Auge zudrücken, aber jetzt verschwinden Sie.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich stolperte zur Tür und wunderte mich, dass unsere Koffer verschwunden waren. Sollte ich mich so in Jeremiah getäuscht haben? Mir wurde flau im Magen. Und wieso hatte er mich angezogen, und ich hatte es nicht einmal bemerkt?
    Irritiert verließ ich den Schuppen. Ich kniff die Augen zusammen, weil es plötzlich so hell war. Als

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