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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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sprach über die Sklaven nur als die »Tiere.« Außerdem machte er deutlich, dass ihn das Gesetz nicht einen feuchten Kehricht interessierte und er nicht daran dächte, darauf zu verzichten, »die Tiere« für sich schuften zu lassen. Was mindestens genauso unerträglich war wie seine martialischen Sprüche war die Frau an seiner Seite, die ihn anhimmelte.
    Der von sich überzogene Patriarch schien nicht zu merken, dass Janes und mein eisernes Schweigen das pure Entsetzen über so viel Menschenverachtung ausdrückte und sicherlich keine Zustimmung. Ich wunderte mich, dass Jane sich überhaupt noch an den Tisch zu ihrem Bruder und dessen Frau setzte. Wahrscheinlich war sie wirtschaftlich von dem Kerl abhängig, vermutete ich.
    Wir zogen uns jedenfalls gleich nach dem Essen in ihr Haus zurück. »Danke, dass Sie ihm nicht an die Kehle gegangen sind«, raunte Jane, kaum dass wir das Haupthaus verlassen hatten.
    »Es hätte nicht viel dazu gefehlt«, gab ich zu.
    Als wir vor ihrem Haus angekommen waren, bat sie mich geheimnisvoll, vor der Tür zu warten. Ich ahnte, was das zu bedeuten hatte, und mein Herzschlag beschleunigte sich. Um mich zu beruhigen, warf ich einen Blick zum Nachthimmel. Millionen Sterne leuchteten, und ich suchte den Großen Bären. Es hatte lange gedauert, bis ich ihn am südlichen Himmel erkannte, aber nun fand ich ihn jedes Mal sofort.
    Ich erschrak, als hinter einer Palme ein Zischlaut ertönte, doch dann folgte ich dem Geräusch. Ich hätte heulen können vor Glück, als ich Jeremiahs Gesicht hinter dem Baum auftauchen sah.
    »Komm!«, flüsterte er, nahm mich bei der Hand und zog mich mit sich fort. Wir verließen den Garten und tauchten in ein urwaldähnliches Dickicht ein, bis Jeremiah vor einer Hütte haltmachte.
    Einladend öffnete er die Tür und zündete ein Licht an. »Das Schloss für meine Prinzessin«, sagte er voller Stolz. Ich staunte nicht schlecht, wie liebevoll diese Behausung eingerichtet war. »Wem gehört diese Hütte?«, fragte ich neugierig.
    Jeremiah lachte. »Willst du nicht erst einmal eintreten?« Ich tat, was er verlangte, und blieb staunend vor einem Bett stehen. »Du hast wohl an alles gedacht«, bemerkte ich bewundernd.
    »Ja, ich habe mich in meiner Jugend oft hierher zurückgezogen. Vater hat sie mit mir erbaut. Ich brauchte einen Ort, an dem ich Ruhe vor Arthurs Gemeinheiten hatte. Vater hat mir diese Stelle gezeigt und mir alles gegeben, was ich zum Bau der Hütte benötigte. Niemand kennt den Platz. Wir sind hier sicher vor dem Kerl.«
    Dann küsste er mich endlich. Wir sanken gemeinsam auf das Bett und liebten uns voller Leidenschaft.
    Danach lagen wir schweigend nebeneinander. Ich musste plötzlich an die mahnenden Worte Paul Browns denken. Würde es uns wirklich nicht vergönnt sein, offiziell als Mann und Frau zusammenzuleben? Die Hütte war zwar wildromantisch, aber sie blieb ein Versteck, kein Haus, in dem wir leben und eine Familie haben konnten.
    »Worüber grübelst du nach?«, fragte Jeremiah.
    »Ich, ich … gar nichts eigentlich«, log ich, da ich ihn nicht mit meinen Bedenken belasten wollte.
    Jeremiah strich zärtlich über meine Wangen. »Es war ein Fehler, nach Montego Bay zu kommen«, seufzte er. »Ich habe mich zu sehr auf das neue Gesetz verlassen. Das hätte ich nicht riskieren sollen. Es gilt offenbar nicht für Arthur Hamilton. Ich habe das Gespräch mit ihm gesucht in der Hoffnung, dass er mich in Zukunft in Ruhe lassen wird. Doch er glühte vor Hass und wollte mich sofort einsperren. Angeblich habe ich damals bei meiner Flucht seinen Aufseher umgebracht. Das ist gelogen, ich könnte es vor einem Gericht beweisen. Aber für Arthur bin ich nichts weiter als ein lästiger Sklave, den er lieber heute als morgen tot sehen möchte.«
    Also hatte Paul recht, dachte ich traurig, wir haben hier keine Zukunft. Aber wohin sollen wir bloß?, fragte ich mich – als mir der rettende Gedanke kam: Da gab es nur eine Lösung: Wir mussten gemeinsam auf ein Schiff nach Norden gehen …
    »Jeremiah, wir können nicht bleiben«, stieß ich aufgeregt hervor. »Wir müssen in meine Heimat reisen. Am besten nehmen wir das nächste Schiff.«
    »Ich kann doch nicht bei der ersten Schwierigkeit aufgeben und schon wieder vor Arthur flüchten«, entgegnete Jeremiah entschieden.
    »Aber er trachtet dir ganz offensichtlich nach dem Leben. Ich habe den Mann heute kennengelernt, und ich bin wirklich nicht so leicht zu schrecken. Denk an Mister Sullivan. Aber dieser

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