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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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hatten. Wie gut, dass die beiden Alten den Tod ihrer Tochter nicht mehr erleben müssen, ging es mir durch den Kopf, während ich mein Lieblingskleid und ein paar Toilettenartikel einpackte. Plötzlich überfiel mich siedend heiß, dass ich ja überhaupt keinen Schimmer hatte, wie Hauke in Christiansted lebte. Besaß er ein eigenes Haus, lebte er bei Pit Hensens Bruder, gab es dort einen Schneider, der mir neue Kleidung machen konnte, und einen Hutmacher? Wie würde es mir dort ergehen?
    Ein eiskalter Schauer überfiel mich bei der Vorstellung, dass mir nichts von den Annehmlichkeiten, die mir hier das Leben versüßen, bleiben würden. Und gab es dort wirklich unfreie schwarze Menschen, die für die Weißen auf den Zuckerrohrplantagen schufteten? Ich nahm mir fest vor, Hauke einer intensiven Befragung zu unterziehen, bevor ich auch nur einen Fuß auf ein Schiff setzte, das mich weit fortbringen würde. Und würde man mich überhaupt auf ein Schiff mitnehmen? Frauen an Bord hatte keiner gern. Das wusste ich seit Kindesbeinen. Wie sagte Heinrich immer? Ünnerrock an Bord, dat gifft Malheur! Und was, wenn gar keines im Hafen lag, das nach Westindien fuhr? Dann würden wir erst einmal nach Altona fliehen müssen. Nein, ich hatte keine andere Wahl als die Flucht!
    Ich ballte entschieden die Fäuste. Wenn ich einmal einen Plan hatte, dann führte ich ihn auch aus. Ich war keine wankelmütige Person und schon gar keine verwöhnte Göre, die wegen der paar Kleidern ins Wanken kam. Und wenn ich in Lumpen gehen musste, beschloss ich entschieden, Pit Hensen würde ich nicht heiraten! Und das bedeutete, dass ich mit Hauke Jessen gehen würde, ganz gleich, was er mir für ein Leben in der Karibik zu bieten hatte. Das Einzige, auf das ich keinesfalls verzichten wollte, war ein eigenes Pferd …
    Nachdem ich den Koffer geschlossen und einen Blick auf die Wanduhr geworfen hatte, fragte ich mich, womit ich mir nur die kommenden Stunden vertreiben sollte, wenn nicht mit Spekulationen über meine Zukunft.
    Ein Pochen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. »Fräulein Hanne, hier ist Anna, Ihr Vater lässt fragen, ob Sie nicht etwas essen wollen. Er sitzt mit Ihrer Schwester und Ihrem Schwager im Salon und würde es begrüßen, wenn Sie ihnen Gesellschaft leisteten, auch wenn es schon ungewöhnlich spät zum Essen ist.«
    »Nein, ich schlafe! Teilen Sie ihm das bitte mit«, entgegnete ich unwirsch, wenngleich mich im selben Augenblick ein knurrender Magen daran erinnerte, dass ich einen Bärenhunger hatte. Doch die Vorstellung, mit Vater zu speisen, als wäre nichts geschehen, nein, das brachte ich nicht über mich. Zumal ich befürchtete, dass er wieder mit den Heiratsplänen anfangen würde. Allerdings würde ich auf dem Weg zu unserem Treffpunkt wohl noch etwas aus der Vorratskammer stibitzen müssen.
    Die Zeit verlief schleppend. Minuten wurden zu Stunden und ich immer schläfriger. Mehr als einmal sackte mein Kopf zur Seite und die Augen fielen mir zu, doch ich wachte immer wieder auf. Ein Abend wie eine halbe Ewigkeit, dachte ich, als ich zur Uhr sah. Halb zwölf. Endlich! Nun hielt mich nichts mehr. Lieber saß ich eine halbe Stunde auf meinem einstigen Lieblingsplatz, der Bank am Wasserfall, als noch länger in diesem Zimmer.
    Leise öffnete ich meine Tür und lauschte. Es war totenstill im Haus. Ich schlich die Treppe hinunter. Zu meinem großen Schrecken knarrten die Stufen bei jedem Schritt. Ich konnte nur hoffen, dass Vater in seinem Kummer Schlaf gefunden hatte. Denn wenn er erst einmal schlief, war er durch nichts und niemanden mehr zu wecken.
    In der Diele angekommen, blieb ich stehen und lauschte erneut. Ich hatte Glück. Keiner hatte mich gehört. Nachdem ich einen Umweg über den Vorratsraum gemacht und einen großen Brotkanten in meine Umhängetasche gestopft hatte, erreichte ich unbemerkt die Haustür.
    Sie möglichst geräuschlos zu öffnen war eine weitere schwierige Aufgabe, denn sie knarrte ganz fürchterlich. Ich schob sie gerade so weit auf, bis der Spalt groß genug war, dass ich hindurchschlüpfen konnte. Dann ließ ich sie einfach offen. Und doch klopfte mir das Herz bis zum Hals.
    Erst als ich den Weg in den schützenden Park hinter mich gebracht hatte, fiel mir ein, dass ich versäumt hatte, die alte Öllampe mitzunehmen. Ich hatte Hauke versprochen, dass er meinen Standort an der Funzel erkennen konnte. Mir war mulmig bei dem Gedanken, mich deshalb noch einmal ins Haus zurückzuwagen. Ich erkannte

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