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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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James verschwendet hatte. Zumal Grandma sie ja in ihrer unnachahmlich direkten Art davor gewarnt hatte, persönliches Interesse an dem Verwalter zu entwickeln.
    Schroff wandte sie sich ab und fragte, ob sie sich nicht langsam auf den Rückweg machen wollten. Schließlich musste sie noch ihr Pferd abholen. Ihr Blick blieb an ihrer Hand hängen. Nicht ein einziges Mal hatte sie während des Rundgangs an ihre Verletzung gedacht. Sie fühlte sich rundherum wiederhergestellt.
    »Und was sagst du?«, erkundigte sich Grandma.
    »Es ist spannend, und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass das alles einmal mir gehören wird«, entgegnete Valerie.
    »Ach, ich weiß auch nicht, warum ich dich nicht längst einmal mitgenommen habe«, seufzte Hanne.
    »Vielleicht hattest du Sorge, ich könnte in die Brennerei einsteigen und dein Geheimnis enthüllen«, entfuhr es Valerie. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. »Entschuldige, Grandma, das habe ich nicht so gemeint. Ich verstehe nur nicht, warum du mir nicht vertraust.«
    Hannes Miene versteinerte. »Weil deshalb schon viel Blut geflossen ist und ich dich davor schützen möchte, solange es geht. Und nun komm. Ich habe Hunger!«
    Ohne ein weiteres Wort eilte Hanne voran über die schmalen Wege, die durch die Zuckerrohrfelder führten.
    Valerie war froh, als sie beim Tor angekommen waren. Jerome saß dösend im Schatten eines Guajakbaumes.
    »Fahren Sie uns zum Charles Square. Ich möchte mit meiner Enkelin im Hotel Paradise speisen«, rief Hanne.
    Valerie sah ihre Großmutter irritiert an.
    »Du willst auswärts essen?«
    »Hast du etwas dagegen?«
    »Nein, nein, aber das haben wir so lange nicht mehr getan. Und außerdem ist das ein beliebter Treffpunkt der feinen Inselgesellschaft«, erwiderte Valerie.
    »Heute mache ich eine Ausnahme von meinem Einsiedlerleben, mein Schatz. Und es wird mir eine Freude sein, vor den Augen all dieser Neider fürstlich zu speisen.«
    Valerie musste bei der Vorstellung schmunzeln. »Das könnte vergnüglich werden!«
    »Es wird vergnüglich. Das verspreche ich dir hoch und heilig.«
    »Es ist wahrscheinlich müßig, dich zu fragen, warum du ansonsten eher menschenscheu bist, nicht wahr?«
    »Auch das wirst du erfahren. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, diesen besonderen Tag mit einem Glas Champagner und einem köstlichen Fischgericht zu feiern. Ich habe lange darüber nachgegrübelt, wann ich dir die Plantage zeigen soll. Und heute war der Tag. Ich habe gar nicht lange überlegt, sondern gespürt, dass es keinerlei Aufschub duldet. Merkwürdig, nicht wahr?«
    Valerie drückte Großmutters Hand ergriffen und hielt sie den ganzen Weg über fest.
    In dem vornehmen Restaurant des ersten Hauses am Platz waren nur noch wenige Tische frei. Als das Personal Hanne Sullivan und ihre Enkelin wahrnahm, ging ein Raunen durch den Vorraum. Sofort stürzte ein weißer Kellner auf sie zu und bot ihnen überschwänglich einen schönen Tisch am Fenster an.
    Grandma straffte wie immer die Schultern und überragte sogar den keineswegs kleinen Kellner, der sie eilfertig an einen Tisch führte, von dem aus sie einen Blick über den Hafen genossen.
    Valerie entging nicht, wie neugierig die anderen Gäste die Hälse nach ihnen reckten und wie an einem Tisch nach dem anderen aufgeregtes Getuschel einsetzte. Doch sie schritt ebenso ungerührt wie ihre Großmutter an allen vorüber. Trotzdem schnappte sie den ein oder anderen Satz der Leute auf.
    »Stimmt es, dass sie die reichste Frau der Montego Bay sein soll?«
    »Pst, sie soll Ohren wie ein Luchs haben!«
    Valerie bedauerte, dass sie nicht stehen bleiben und nachfragen konnte. Da hörte sie eine ihr bekannte Stimme laut und deutlich sagen: »Guten Tag, Misses und Miss Sullivan!«
    Während Grandma so tat, als wäre sie schwerhörig, blieb Valerie wie angewurzelt stehen und warf einen Blick in die Richtung, aus der die Stimme sie so durchdringend begrüßt hatte. Als sie erfasste, wer dort saß, wollte sie sich umgehend abwenden, aber sie konnte nicht. Fassungslos sah sie von einem zum anderen. Die ganze Familie war dort versammelt. Misses und Mister Fuller, Misses und Mister Tenson, Mary Tenson, ihre Schwestern, Cecily, ihr Bruder Richard und … James! Letzterer starrte sie ebenso entgeistert an wie sie ihn, doch Valerie wandte sich entschieden ab und steuerte ohne ein Wort oder eine Geste der Begrüßung zu dem Tisch, an dem ihre Großmutter bereits Platz genommen hatte.
    »Grandma, können

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