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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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James’ Vater war stets freundlich zu ihr gewesen. Wenn sie ihm zufällig auf der Straße mit ihrer Freundin Cecily begegnet war, hatte er immer ein nettes Wort für sie gehabt. Und er hatte nie vergessen, Misses Sullivan Grüße ausrichten zu lassen. Diese allerdings hatte Valerie niemals weitergegeben, wusste sie doch, wie sehr die Fullers ihrer Großmutter ein Dorn im Auge waren. Im Gegensatz zu seiner Frau hatte Valerie den gutmütigen rundlichen Mister Fuller immer gemocht.
    »Gnädige Frau, Misses Sullivan, wie schön, Sie in diesem Lokal zu sehen. Wie lange ist es her, dass wir uns nicht mehr begegnet sind?«
    Zu Valeries großer Erleichterung reagierte Grandma wie eine geborene Lady. Sie reichte Mister Fuller ihre Hand, sodass er ihr einen Handkuss geben konnte.
    »Werter Mister Fuller, fragen Sie mich nicht. Ich liebe mein Einsiedlerleben, aber heute gibt es etwas zu feiern. Meine Enkelin wird in absehbarer Zeit meinen Rumhandel übernehmen.«
    Valerie stockte der Atem. Was war in Grandma gefahren? Dass sie ausgerechnet dem Oberhaupt der verhassten Fuller-Familie etwas derart Privates offenbarte. Doch dann fiel Valerie ein, dass Grandmas Hass sich nicht gegen die Fullers richtete, sondern gegen die Hamiltons.
    »Darf ich Ihre Tochter und Sie vielleicht an unseren Tisch bitten?«, fragte Mister Fuller nun und sah dabei recht unschuldig drein. Offensichtlich ahnte er nicht im Geringsten, wie groß die Abneigung seiner Frau gegenüber den Sullivan-Damen war, durchfuhr es Valerie eiskalt, und sie rechnete fest damit, dass Großmutter diese Einladung ablehnen würde.
    Doch da hörte sie ihre Großmutter bereits säuseln: »Natürlich, wenn es den anderen am Tisch recht ist.«
    »Die frage ich gar nicht«, scherzte Mister Fuller. »Schließlich habe ich vor, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen.«
    Hanne lächelte. »Aber, Mister Fuller, Sie wissen, dass ich mich mit keinem Partner zusammentue und kein Interesse an einem deutsch-englischen Handelshaus habe.«
    »Und Sie wissen, dass ich es niemals aufgebe«, erwiderte er ebenfalls lächelnd.
    Valerie sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Warum hatte ihre Großmutter bislang verschwiegen, dass Mister Fuller ganz offensichtlich Geschäfte mit ihr tätigen wollte?
    »Trotzdem tun Sie mir bitte den Gefallen und leisten uns Gesellschaft.« Er beugte sich vertraulich zu Hanne hinunter. »Die Damen dominieren das Tischgespräch. Es geht um Weiberkram. Verlobungen, na, Sie wissen schon … Und meine Frau hat mir verboten, am heutigen Tag mit Mister Tenson über Geschäfte zu sprechen, aber mit Ihnen wären wir schon drei …«
    Bei dem Wort »Verlobung« war Valerie zusammengezuckt. Auf keinen Fall würde sie einen Fuß an den Nachbartisch setzen und womöglich fröhlich auf Mary und James anstoßen.
    »Grandma, wollten wir nicht in Ruhe essen?«
    »Aber das können Sie auch drüben bei uns. Wir lassen noch einen Tisch dazustellen. Wir haben auch noch nichts gegessen. Bitte, machen Sie mir die Freude!«
    »Wenn Sie uns schon so bitten …«
    »Grandma!«, unterbrach Valerie sie energisch.
    »Gut, ich werde derweil alles veranlassen«, entgegnete Mister Fuller, als würde er überhaupt nicht bemerken, wie Valerie sich sträubte, an seinen Tisch zu wechseln. Kaum dass er außer Hörweite war, zischte sie wütend: »Grandma, das ist nicht dein Ernst. Was hast du mir neulich noch für Vorträge gehalten, wie du die Fullers verachtest …«
    »Ich sagte, die Hamiltons«, gab Hanne ungerührt zurück. »Und wenn ich Elizabeths versteinerte Miene sehe, wird es mir ein wahres Vergnügen sein, mich von ihrem Gatten hofieren zu lassen. Er strebt schon lange eine enge Zusammenarbeit unserer Unternehmen an.« Mit diesen Worten erhob sich Hanne und setzte ein falsches Lächeln auf. »Und auch für dich kann es nur Klarheit bringen«, flüsterte sie Valerie zu. »Wenn das wirklich die Verlobung der beiden ist, die dort gefeiert wird, dann solltest du dir den jungen Mann endgültig aus dem Kopf schlagen. Insofern kann unser Umzug an den Tisch nur heilsam sein!«
    Valerie ballte die Fäuste, obwohl sie zugeben musste, dass Grandma nicht unrecht hatte. Sollte James Fuller wirklich gerade dabei sein, seine Verlobung mit Mary Tenson zu feiern, würde sie in der Tat keinen einzigen Gedanken mehr an ihn verschwenden.
    Valerie erhob sich und folgte ihrer Großmutter zögerlich.
    Mister Fuller hatte bereits zwei Stühle an die Tafel stellen lassen und bat Hanne, sich neben ihn zu

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