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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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erwähnt?«, stieß Valerie hervor. Dabei hatte sie sich auf keinen Fall nach ihm erkundigen wollen. Sie kannte ihre Großmutter. Die würde den Grund sofort durchschauen, aber offenbar war die alte Dame mit ihren Gedanken ganz woanders, sodass sie ihrer Enkelin bereitwillig Auskunft über ihren Verwalter gab.
    »Gerald Franklin ist der zuverlässigste Mitarbeiter, den ich mir vorstellen kann. Aber als Umgang für meine Enkelin nur bedingt tauglich.« Hanne lachte. »Er soll ein berüchtigter Frauenheld sein, aber darauf gebe ich nichts. Nur dass du weißt, woran du bist, und dich nicht verguckst. Aber du wirst dich nicht gerade in meinen Verwalter verlieben. Er ist der Sohn einer Maroon und eines Engländers.«
    »Die Vorfahren seiner Mutter waren also geflohene Sklaven?«
    »Genau, aber sie haben stets ihr eigenes Leben in den Bergen geführt. Seine Mutter Josalyn stammt aus einer legendären Maroonfamilie, sein Vater war ein englischer Botaniker, der auf Jamaika forschte und leider an einem Fieber verstarb. Josalyns Vater, Geralds Großvater, aber war bis zu seinem Tod Hüter der Destille auf unserer Plantage. Gerald hat in Kuba das Destillierhandwerk erlernt, aber es trieb ihn zurück nach Jamaika, und nach dem Tod seines Großvaters trat er in seine Fußstapfen und ist ebenso wie er unersetzlich auf der Plantage.«
    »Aha«, gab Valerie betont desinteressiert von sich und wandte sich den Fässern zu. »Warum haben sie Löcher?«
    Hanne schmunzelte. »Schau, das schwarze klebrige Zeug, der Abfall, das ist die Melasse, die wir als Grundstoff für die Herstellung des Rums benötigen. Was im Fass bleibt, ist der Rohrzucker. Auch den liefern wir nach Europa, aber der Handel hatte schon Anfang des Jahrhunderts schwere Einbußen erlitten, seit Zucker aus Rüben gewonnen wird. Doch in vornehmen Häusern in Preußen konsumiert man lieber den Rohrzucker.«
    »Und was ist dort?«, fragte Valerie und deutete mit leicht angewiderter Miene auf eine Tür zu einem Nebenraum, aus dem ein merkwürdiger Gestank hineinwehte.
    »Dort unter dem schattigen Dach wird die Maische angesetzt. Zu der Melasse kommt Hefe, damit alles vergärt. Und wenn es fertig ausgereift ist, geht es in die Brennerei.«
    »Und wo ist die?« Valerie eilte rasch zum Ausgang ins Freie. Sie hatte es eilig, den für ihr Empfinden stechenden Gestank der vor sich hin gärenden Maische hinter sich zu lassen.
    Hanne verabschiedete sich noch von den immer noch singenden Frauen, die unermüdlich in den Sirup-Kesseln rührten, bevor sie ihrer Enkelin an die Luft folgte, die über der Plantage beinahe noch feuchter zu sein schien als auf ihrem Hügel in Montego Bay. »Nun zeige ich dir noch die Wohnhäuser, und dann hast du genug gesehen«, erklärte sie entschieden.
    Valerie verkniff sich die Frage nach dem Standort der Brennerei, doch dann erblickte sie die Destillerie. Es war ein von Palmen umgebenes Steinhaus mit einem riesigen Schornstein, aus dem Dampfschwaden gen Himmel waberten.
    Hanne aber machte keinerlei Anstalten, ihr die Brennerei zu zeigen.
    Das verwunderte Valerie. »Warum gehen wir nicht hinein?«
    Grandma wand sich. »Ach, es ist zu heiß und stickig …«
    Aber Valerie wusste, wann ihre Grandma schwindelte.
    »Sag mir die Wahrheit! Warum gewährst du mir keinen Blick in die Brennerei?«
    Hanne holte ein paarmal tief Luft. Dann flüsterte sie, was in Valeries Augen völlig verrückt war, denn sie waren allein auf weiter Flur.
    »Darinnen findest du das Geheimnis meines Erfolgs und Wohlstands. Geralds Vater hat einst …« Hanne hielt inne. »Ach, Vally. Ich möchte nicht vorgreifen. Du wirst das alles in meinem Tagebuch lesen. Dann wirst du die dritte noch Lebende sein, die um dieses Geheimnis weiß, und der Zeitpunkt ist gekommen, dass du dich mit eigenen Augen davon überzeugen kannst.«
    Valerie missfiel es, dass Grandma so viel Aufhebens um das Mysterium der Brennerei machte, aber sie hielt ihren Mund und eilte voran. Vor ihnen tauchte ein weiß gekalktes Herrenhaus auf. Der einstige Charme des Anwesens war verblichen.
    »In dem Haus wohnen die Plantagenarbeiter und dort drüben der Verwalter.« Valerie drehte sich um und sah zwischen den Palmen ein hellblau gestrichenes Häuschen mit einem kleinen Garten davor. Es wirkte sauber und gepflegt, doch Valerie wollte sich dem Haus lieber nicht nähern. Es passte ihr ohnehin nicht, wie viel Aufmerksamkeit sie dem Verwalter schenkte. Das machte sie mindestens genauso wütend wie die Gedanken, die sie an

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