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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Haustür zu schlüpfen, bevor sich der Gast an der Tür bemerkbar machen konnte. Doch da kam er ihr bereits auf der steinernen Treppe entgegengeeilt. Valerie blieb abrupt stehen, und ihr künstliches Lächeln erstarrte vollends zur Maske. Der Besucher war kein Geringerer als Ethan Brown.
    Es verschlug ihr förmlich die Sprache. Während es in ihrem Kopf fieberhaft arbeitete, wie sie sich dem Mann, der sie ganz bestimmt unmöglich fand, gegenübertreten sollte, hörte sie ihn sichtlich erfreut sagen: »Das spricht für Sie, liebe Miss Sullivan, dass Sie uns beiden nach der verunglückten ersten Begegnung eine zweite Chance geben. Und vor allem, dass Sie an unsere Verabredung gedacht haben.«
    Welche Verabredung, fragte sich Valerie, und so sehr sie auch in ihrem Gedächtnis kramte, ihr wollte nichts dazu einfallen. Aus ihrem Blick schien die pure Ratlosigkeit zu sprechen, denn Ethans Lächeln verschwand, während er lauernd fragte: »Oder wollten Sie gar nicht mit mir zu dem Cricketspiel?«
    »Doch, doch«, schwindelte sie.
    »Dann ist ja gut.« Ethan lächelte wieder, während er ihr seinen Arm reichte. »Nehmen wir die Pferde?«, fragte er, doch dann besah er sich ihr rosafarbenes Seidenkleid mit den Rüschen. »Entschuldigen Sie, die Frage hat sich natürlich erübrigt. Ich sehe, Sie tragen kein Reitkostüm. Was meinen Sie, können wir Ihre Kutsche nehmen?«
    »Ja, gewiss«, erwiderte Valerie und schlug den Weg zum Stall ein. Sie war zutiefst verunsichert wegen Ethans plötzlichem Erscheinen. Wie sollte sie sich verhalten? Den Abend von sich aus ansprechen oder so tun, als hätte es den peinlichen Vorfall gar nicht gegeben?
    Ethan nahm ihr die Entscheidung ab, indem er zwanglos auf das Dinner zu sprechen kam. »Haben Sie sich von dem Schock erholt?«, fragte er.
    »Nun ja, es einen Schock zu nennen, halte ich für übertrieben. Ich war ein wenig verschnupft, dass meine Großmutter mich nicht längst über meine Herkunft aufgeklärt hat«, antwortete sie ausweichend.
    »Also, Sie machten auf mich durchaus den Eindruck, als würde Sie die Nachricht in Ihren Grundfesten erschüttern. Und das verstehe ich sogar! Ich weiß noch heute, wie es damals bei mir gewesen ist. Ich hörte zufällig ein Gespräch zwischen meinem Vater und meinem Großvater mit an. Letzterer versuchte meinen Vater davon abzuhalten, mit uns nach London zu gehen. Da hörte ich meinen Vater sagen, dass er mir nicht die Zukunft verbauen wolle. Wenn herauskäme, dass er ein Mischling ist … Ich erstarrte, weil ich mich bis dahin für einen Weißen gehalten hatte. Meine Mutter besaß zwar einen relativ dunklen Teint so wie …« Er stockte.
    »Sprechen Sie es ruhig aus. So wie Sie! Das wollten Sie doch sagen, oder?«
    Ethan ging gar nicht auf ihre spitze Bemerkung ein, sondern fuhr unbeirrt fort. »Ich bin wie ein Wahnsinniger in den Salon gestürmt und habe getobt. Daraufhin hat Großvater wohl eingesehen, dass es besser für mich wäre, als Weißer in London zu leben. Ich habe wochenlang geglaubt, in einem Albtraum gefangen zu sein. Das hörte eigentlich erst auf, als wir schon lange in London waren.«
    Valerie ging nicht darauf ein. Sie waren inzwischen beim Stall angekommen.
    »Kennen Sie das Spielfeld in Falmouth?«, fragte Ethan den Kutscher, nachdem er Valerie galant in den Wagen geholfen hatte.
    »Cricket ist Sport für reiche Weiße. Unsereins nicht willkommen«, entgegnete Jerome spöttisch. »Aber trotzdem weiß ich, wo sich feine Club befindet. Wer spielt gegen wen?«
    »Endlich interessiert sich mal jemand für das legendäre Spiel, das heute dort stattfindet«, lachte Ethan und wandte sich an Valerie. »Und Sie? Wollen Sie das auch wissen?«
    »Ja, ja«, ließ sie sich gelangweilt vernehmen.
    »Diesem donnernden Interesse kann ich mich auf keinen Fall entziehen. Also, es spielen die ›Golden Suns‹, die Mannschaft der Kaufleute, gegen die ›Aesculapians‹, die Medizinertruppe.«
    »Die ›Golden Suns‹ seien unschlagbar. Mit starke Batsman«, bemerkte der Kutscher.
    »Dafür, dass es nicht Ihr Sport ist, wissen Sie aber gut Bescheid«, lobte Ethan Jerome. Der drehte sich lachend um. Eine Reihe perlweißer Zähne wurde dabei sichtbar. »Mein Freund arbeiten für Familie von die siegreiche Suns. Hoffentlich das ist Ihre Mannschaft!«
    »Leider nein, aber so schnell gebe ich nicht auf. Ich bin heute das erste Mal bei den ›Aesculapians‹ dabei. Die werden sich noch wundern, die reichen Jungs.«
    »Spielen Sie etwa mit?«, mischte

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