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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Mund meiner Großmutter – und die muss es ja wissen. Sie können also beruhigt mit mir ausgehen und jeder dieser jungen Damen, denen Sie in Zukunft einen Hausbesuch abstatten, das Maul stopfen, wenn sie behaupten, ich wäre ein Mischling!« Erschöpft hielt Valerie inne. Als sie die betretenen Gesichter wahrnahm, ahnte sie, dass sie zu weit gegangen war. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und sie rang soeben nach Worten der Entschuldigung für ihr Benehmen, da hörte sie Ethan wie von ferne und ganz ruhig sagen: »Ich wäre auch mit Ihnen ausgegangen, wenn durch Ihre Adern schwarzes Blut fließen würde, Miss Sullivan. Aber nun befürchte ich, das Problem liegt auf Ihrer Seite, so vehement, wie Sie eine Antwort von Ihrer Großmutter verlangt haben. Nun können Sie doch zufrieden sein, aber …« Ethan Brown musterte sie mit ernster Miene. »Mir hätte es übrigens nicht das Geringste ausgemacht, wenn Sie ein Mischling gewesen wären«, fuhr er fort, während er sich vom Tisch erhob. »Im Gegenteil, ich bin nämlich selbst einer, aber aus Ihrer großen Aufregung konnte ich ersehen, dass es Ihnen sehr wohl etwas ausmachen würde. Und deshalb werde ich mich jetzt empfehlen.«
    »Ethan, bitte bleiben Sie«, bat Hanne. »Sie haben meine Enkelin missverstanden. Ich habe sie so erzogen, dass sie keinen Menschen wegen seiner Hautfarbe verachtet.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, Misses Sullivan. Gut, dann werde ich bleiben, wenn …«
    »Ich verstehe. Wenn sich meine Enkelin bei Ihnen entschuldigt«, vollendete Hanne den Satz des jungen Mediziners.
    »Nein, ich erwarte keine Entschuldigung, ich würde das Thema nur gern für den heutigen Abend beendet wissen.«
    Valerie biss sich auf die Lippe. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien vor Wut, aber diese galt allein ihr selbst. Wie ein trotziges Kleinkind habe ich mich aufgeführt, schoss es ihr durch den Kopf. Aber sie fand den Ausgang aus diesem Irrgarten
nicht.
    »Bitte bleiben Sie, Doktor Brown«, bemerkte sie steif. »Ich denke, ich werde mich zurückzuziehen.«
    »Miss Sullivan!«, mischte sich der alte Doktor Brown, der sich bislang noch gar nicht geäußert hatte, in strengem Ton ein. »Sie tun geradezu so, als sei es unter Ihrer Würde, mit einem Mischling an einem Tisch zu speisen …«
    »Bitte, Paul, nicht!«, flehte Hanne, doch nun war es Doktor Brown, der einen Einwand einfach ignorierte.
    Er funkelte Valerie wütend an. »Sie sind eine reizende Person. Ich mag Sie von Herzen, aber Ihre Überheblichkeit ist wirklich nicht angebracht, wenn man bedenkt, dass nicht mehr und nicht weniger schwarzes Blut durch Ihre Adern rauscht als durch die meines Enkels Ethan.«
    Valerie starrte den alten Doktor an. Mindestens ebenso fassungslos wie Ethan.
    »Oh, Paul, wie konntest du nur!«, stöhnte Hanne verzweifelt.
    Eine kleine Ewigkeit herrschte angespanntes Schweigen.
    »Was hat das zu bedeuten, Grandma?«, stieß Valerie schließlich heiser hervor.
    »Warte, bis du mein Tagebuch gelesen hast. Ich habe nichts verschwiegen!« Hanne rang um Fassung.
    »Bin ich ein Mischling? Ja oder nein?«, hakte Valerie unerbittlich nach.
    »Frag Doktor Brown«, erwiderte Hanne schwach.
    »Nein, ich frage dich! Ja oder nein?«
    Hanne nickte schwach.
    »Also doch! Und warum, verdammt noch mal, hast du so ein Geheimnis daraus gemacht? Warum lässt du es zu, dass die sogenannte feine Gesellschaft ungeniert über meine Hautfarbe spekuliert? Weshalb hast du mir nicht das Rüstzeug mitgegeben, mich dieser Tatsache kämpferisch zu stellen?«
    Hanne senkte den Kopf. »Ich weiß, dass ich einen schweren Fehler begangen habe. Aber ich wollte verhindern, dass du annähernd dem ausgesetzt sein würdest, was ich habe durchleiden müssen.«
    »Oho, das diente also alles nur meinem Schutz«, höhnte Valerie. »Du hast dir also keine Gedanken darüber gemacht, dass dieses Geheimnis womöglich auf anderen Wegen ans Tageslicht gelangen würde.«
    Hanne zuckte die Achseln. »Ich vermutete, dass es diejenigen, die davon wussten, aus unterschiedlichen Gründen mit ins Grab nehmen oder sich in Schweigen hüllen würden.«
    »Und zu welcher Gruppe gehört Misses Fuller, der es ja offenbar größtes Vergnügen bereitet hat, mich vorzuführen?«, fragte Valerie in spitzem Ton, bevor sie sich an den alten Doc Brown wandte. »Sie zählen ja ganz offensichtlich zu Letzteren, Doktor Brown. Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, dass Sie Ihr Schweigen endlich gebrochen haben.«
    »Ich habe das nicht

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