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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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sagen konnte, verdrehte er die Augen und fiel auf meine Koje.
    Ich bekam einen höllischen Schrecken, denn erstens war er ein schwerer Klotz, und zweitens hatte er eben ausgesehen, als hätte sein letztes Stündlein geschlagen.
    »Was ist mit ihm?«
    »De is bannig besupen!«, lachte der Koch, packte den betrunkenen Heinrich unter den Achseln, befreite mich von der Last und schleppte ihn in seine Kajüte.
    Ich bekam kaum mehr Luft. So eingenebelt war ich von der Fahne meines Schwagers.
    »Mensch, da hat er aber ordentlich zugelangt in der kurzen Zeit. Alle Achtung!«, bemerkte ich, nachdem Ole in meine Kajüte zurückgekehrt war.
    Die Antwort des Kochs war wieder ein dröhnendes Lachen.
    »Kurze Zeit? Was meinst du wohl, wie lange du hier gelegen hast?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Das Unwetter war gestern. Ich hab dich in die Koje gepackt und bin denn an Deck zurückgerannt. Es wurde jede Hand gebraucht. Ein Segel ist gerissen, und wir hatten großes Glück. Bald hätte es das Ruder erwischt. Ja, ich sag doch, Weiber an Bord bringen nix als Unglück. Aber ist ja gut gegangen. Wir haben die ganze Nacht geschuftet, und als wir alles hinter uns hatten, hat der Alte erst mal eine Runde ausgegeben. Der war so fertig, dass er wohl eine Buddel allein intus hatte.«
    Ich erinnerte mich lebhaft an die Trinksitten an Bord. Mit diesem Seemannsbrauch hatte ich bereits beim Auslaufen Bekanntschaft gemacht und festgestellt, dass an Bord Rum getrunken wurde wie zu Hause Wasser. Anscheinend wurden die Seeleute zu jeder Gelegenheit mit einem anständigen Schluck belohnt. Kaum war das Kommando »Besanschot an« ertönt und das Manöver gefahren worden, hatte Heinrich seine Mannschaft zum Rumtrinken auf dem Achterdeck zusammengetrommelt. Unter dem Gejohle der Männer hat er auch mich genötigt, einen Schluck von dem Teufelszeug zu nippen. Wenn ich gewusst hätte, wie scheußlich das Gesöff schmeckt, mit dessen Import mein Pit reich geworden ist …
    In diesem Augenblick durchfuhr mich ein pochender Schmerz. Ich fasste dorthin, wo es am meisten wehtat und fühlte einen Verband um meine Stirn.
    »Bist du auch die Krankenschwester gewesen?«, fragte ich ungläubig.
    »Na ja, das hat geblutet wie Sau. Und ganz ehrlich, ich habe nicht so genau gewusst, ob du wieder wirst. Bin ab und zu nach dir gucken gekommen. Und als du so bannig lang ohnmächtig warst, habe ich befürchtet, na ja … Heinrich habe ich vorgeflunkert, dass der junge Herr Brodersen kotzend in der Koje hängt. Der Alte musste ja nicht unbedingt wissen, dass sein feiner Gast, beziehungsweise die feine junge Lady, einen auf den Dötz bekommen hat.«
    »Ach, Ole, du bist herrlich!«, entfuhr es mir, und ich drückte dem Koch überschwänglich einen Kuss auf die Wange.
    »Nu kann ich mich nie wieder waschen«, scherzte er.
    »Das tust du eh nicht«, erwiderte ich lachend.
    Ole drohte mir scherzhaft mit dem Finger.
    Ich aber wurde sofort wieder ernst, als mir einfiel, dass ich dem Koch um ein Haar meine wahre Identität verraten hätte.
    »Also, ich wollte noch mal erklären, wer ich … ich meine, warum ich das Schiff getauft habe. Ich bin jedenfalls nicht Asmussens Tochter.«
    »Auf keinen Fall!«, entgegnete er, und mir war so, als würde er das mit einem spöttischen Ton sagen, aber er fügte entschieden hinzu: »Ich habe die Dirns mal in der Stadt von Weitem gesehen, fällt mir gerade wieder ein. Da flanierten die beiden mit ihrem Vater über den Holm … Das waren feenhafte Geschöpfe, kein Wunder, unser Alter hat schon einen guten Geschmack. Eine ist ja seine Frau. Nein, wahrlich, du kannst nicht die Schwester dieses anmutigen Wesens sein.«
    Es war mir sonnenklar, dass der Koch mich auf den Arm nahm. Er hatte uns bestimmt gesehen. Und einen größeren Kontrast zwischen Lene und mir gab es kaum. Ich konnte ihm also nichts vormachen und spielte mit. Er wusste genau, wer ich war. Und ich konnte nur darauf vertrauen, dass er sein Wissen tief in seinem Herzen bewahrte. Jedenfalls würde ich noch einmal heftig dagegen protestieren, für Hanne Asmussen gehalten zu werden.
    »Ja, das stimmt, die beiden Asmussentöchter sind gleichermaßen liebreizend. Ich bin aber leider nur eine entfernte Cousine der beiden und habe Hanne bei der Schiffstaufe vertreten. Ihr Vater ist der Bruder von meinem …«
    Plötzlich musste ich mit aller Macht an meinen Vater denken. Er war tot. Und ich hatte nicht einmal die Gelegenheit bekommen, mich anständig von ihm zu verabschieden. Ehe ich

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