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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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mich versah, rollten mir dicke Tränen über die Wangen.
    »Carl Asmussen, mein Onkel, ist tot«, schluchzte ich. »Sein Herz, musst du wissen …«
    Ole holte ein schmuddeliges Schnupftuch aus der Hosentasche und wischte mir die Tränen vom Gesicht.
    »Tja, dann sind wir uns ja einig, Dirn. Von mir erfährt keine Menschenseele, dass du seine Nichte bist«, murmelte er, nachdem meine Tränen versiegt waren. Dann erhob er sich und reichte mir unvermittelt eine Flasche Rum. Ich verzog angewidert das Gesicht.
    »Nu nimm mal einen ordentlichen Schluck. Du musst dich gesund schlafen.«
    Zögernd setzte ich die Flasche an den Hals und trank. Und dann noch einmal. Das Getränk brannte wie Feuer in meinem Bauch, aber die ganze Aufregung fiel binnen weniger Augenblicke von mir ab. Der Koch grinste über beide Backen, als ich nach einem dritten Schluck verlangte. Wie er es mir prophezeit hatte, fiel ich kurz darauf in einen tiefen Schlaf.
    Auch in den folgenden Tagen musste ich in der Koje bleiben. Ole verwöhnte mich mit kräftigen Suppen und gesalzenem Fisch. Offenbar wunderte sich Heinrich sehr darüber, dass mir Ole höchstpersönlich das Essen brachte. Aber er sagte nichts, wenn er mich kurz besuchte. Er guckte nur immer so komisch, als würde er sich fragen, ob Ole blind war.
    Ole und ich waren uns sicher, dass sich Heinrich, so besoffen er gewesen war, nicht mehr erinnerte, wie er in meine Kajüte gekommen war, als ich mit entblößtem Kopf dagelegen hatte. Nun trug ich ja wieder meinen Hut. Sogar beim Schlafen.
    Dass wir uns geirrt hatten, erfuhren wir ein paar Tage später. Heinrich hatte sich angeschlichen, als wir gerade ganz vertraut einen »Schnack hielten«, wie der Koch unsere Unterhaltung nannte.
    »Was wird hier eigentlich gespielt?«, ertönte plötzlich seine Stimme aus dem Hintergrund.
    Wir fuhren gleichermaßen vor Schreck zusammen. Der Koch fand zuerst seine Sprache wieder. »Der arme Junge muss doch wieder zu Kräften kommen!«
    Heinrich musterte seinen Koch streng. »Das kannst du deiner Großmutter erzählen. Ich war zwar blau, aber nicht blind und blöd!«
    Ole versuchte, sich dumm zu stellen.
    »Keine Ahnung, was du meinst.«
    »Ach ja?« Heinrich hatte sich meiner Koje drohend genähert. Ich rutschte weiter unter meine Decke.
    »Du weiß also nicht, wer sich unter der Mütze verbirgt?«, fragte er und ließ den Blick nicht von Ole.
    Ich konnte nur beten, dass er nicht Falsches sagen würde. Wenn Heinrich erfuhr, dass ich dem der Koch meine wahre Identität verraten hatte …
    Ich zuckte zusammen, als der Koch mit fester Stimme verkündete: »Ich weiß, wer die junge Dame ist. Schließlich habe ich ihr den Verband gelegt und sie in die Koje verfrachtet …«
    Ole warf mir einen beschwörenden Blick zu, der soviel sagte wie: Lass mich nur machen!
    Heinrich pfiff durch die Zähne. »Also doch«, zischte er. »Mir war so, als hättest du ohne deinen Hut im Bett gelegen! Und dass er dich so gesehen hat.«
    »Keine Sorge, Hein, ich schwöre dir, das bleibt unter uns. Du weißt, wie die Kerle durchdrehen, wenn ein Weiberrock im Spiel ist. Und das wollen wir ja der Nichte vom alten Asmussen, ich meine der Cousine von deiner Frau … nicht antun …« Der Koch schlug sich mit gespieltem Entsetzen die Hand vor den Mund. »Ach, Hein, du solltest gar nicht erfahren, dass ich weiß, dass er die Dirn ist.«
    Niemals hätte ich dem Koch zugetraut, dass er so schwindeln konnte. Ich verspürte einen Lachreiz, aber ich schaffte es, mich zu beherrschen. Stattdessen blickte ich betreten drein.
    »Meine Cousine?«, gab Heinrich irritiert zurück.
    »Angeheiratete Cousine«, ergänzte Ole trocken.
    »Es tut mir so leid, Vetter Heinrich, dass ich verraten habe, wer ich bin, aber das ist mir so herausgerutscht.«
    Heinrich nickte beipflichtend. »Das bleibt aber unter uns, nicht wahr, Ole?«, fragte er hastig nach. »Dass sie Asmussens Nichte ist, nicht wahr?«, fügte er hinzu.
    »Hein, wo denkst du hin? Ja, ich geh denn mal!« Ole stand übereilt auf und verschwand aus meiner Kajüte.
    »Du bist mir ja eine«, sagte Heinrich nicht ohne Bewunderung. »Wie kamst du denn auf die Idee, dich als deine Cousine auszugeben?«
    »Sollte ich ihm vielleicht verraten, dass ich Hanne Asmussen bin?«
    »Auf keinen Fall! Sobald wir zurück in Flensburg sind, wird die Nachricht vom Tod der Asmussentochter auch die Runde unter den Matrosen machen.« Er tätschelte unbeholfen meine Wange. »Nein, das hast du ausgezeichnet gemacht,

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