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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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vom rauen Leben an Bord habe.
    Die Seeleute grinsten unverschämt, während Heinrich seine Rede hielt. Ich stand völlig verunsichert neben ihm.
    »Ach ja, noch etwas, Männer, der junge Herr Brodersen ist äußerst schüchtern. Er schnackt nicht viel!«, fügte Heinrich feixend hinzu.
    Ich betete, dass die Männer nicht bemerkten, wie ich errötete. Ich war noch nie zuvor mit einer Schar derart ungehobelter Kerle allein gewesen. Und wenn ich mir vorstellte, dass ich drei bis vier Monate mit ihnen verbringen würde …
    »Damit der Junge keinen Schock fürs Leben kriegt, wenn er Tag und Nacht euren Sprüchen lauschen muss, bekommt er die Gästekoje neben meiner.«
    Murren wurde laut.
    »Ja, ja, warum nicht gleich ein Himmelbett für den Herrn?«, schimpfte ein älterer Seemann. Ich hatte den Blick gesenkt, aber ich war zu neugierig, wer der Mann war, der den Kapitän so offensichtlich zu kritisieren wagte.
    Aus den Augenwinkeln betrachtete ich den vierschrötigen Kerl. Ein bulliger Riese mit düsterer Miene. Ich konnte nur hoffen, dass er mich in Ruhe lassen würde. Leider machte er nicht den Eindruck, denn der herausfordernde Blick, mit dem er mich musterte, sprach eine andere Sprache. So etwas wie: Dir werde ich schon beibringen, wie das raue Seemannsleben aussieht! Ich war auf das Schlimmste gefasst!
    »Das ist übrigens unser Smutt, also unser Koch, Ole. Er wirkt wie ein oller Griesgram, hat aber ein Herz aus Gold«, stellte Heinrich mir den Seemann vor.
    Ich mochte mir gar nicht vorstellen, dass dieser schmuddelige Kerl mein Essen zubereiten würde … Vielleicht sollte ich nur Zwieback zu mir nehmen.
    Dass ich den Kerl richtig eingeschätzt hatte, sollte sich bald bewahrheiten. Der Smutt hatte tatsächlich einen Pik auf mich. Er ließ keine Gelegenheit aus, mich lächerlich zu machen. Und der Fraß, den er zubereitete, war in der Regel ein Brechmittel. Wie oft habe ich mich in die Kombüse geschlichen, wenn der Koch mal wieder volltrunken in einer Ecke geschnarcht hat, und habe mir Zwieback vom Küchenmaat – dem jungen Burschen, der mich zu Hause abgeholt hatte – zustecken lassen.
    Aber eins nach dem anderen. Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, was für eine Katastrophe uns bald ereilen würde. Auch nicht an jenem Tag, auf den ich näher eingehen möchte. Ich hatte mein Zeitgefühl verloren, aber es muss in der Woche gewesen sein, in der wir nach unserem Umweg nach Altona aus der Elbe hinaus in die Nordsee geschippert waren. An diesem kalten Tag jedenfalls strahlte die Sonne vom Himmel, während sich vor uns eine Schlechtwetterfront zusammenbraute. Heinrich aber schien das nicht weiter zu beunruhigen.
    »Dass du eins auf die Mütze kriegst, gehört dazu«, erklärte er ungerührt, als ich ängstlich auf die dunklen Wolken am Horizont deutete.
    »Da kotzt sich der Bubi doch die Seele aus dem Leib«, mischte sich Ole ein, der jede Gelegenheit nutzte, mir vorzuführen, was ich für eine Memme war.
    »Das werden wir ja sehen«, erwiderte ich wütend. »Schlimmer als deinen Fraß zu mir zu nehmen, kann es auch nicht sein!« Heinrich hatte mir zwar verboten, den Mund aufzumachen, aber da meine Stimme ohnehin recht tief war, bestand nicht die Gefahr, dass ich mich dadurch verriet. Und ich fand, dass ich lange genug geschwiegen hatte. Als stummer Passagier würde ich mir wohl kaum Respekt bei diesem Kerl verschaffen. Es erfüllte mich mit Schadenfreude, dass er vor Wut schäumte.
    »Schlauscheißer«, schnaubte Ole. »Von mir kriegst du keinen Happen mehr, Bohnenstange.« Diesen Spitznamen hatte Ole mir gleich am zweiten Tag verpasst, und nun nannte mich jeder so. Heinrich fand das offenbar witzig, denn er grinste in sich hinein.
    Mir lag eine Erwiderung auf der Zunge, aber Heinrichs mahnender Stoß in die Rippen ließ mich verstummen.
    »Da kommt was runter. Alle Achtung!«, prophezeite Ole mit triumphierendem Blick auf mich. In diesem Moment verdüsterte eine Wolke die Sonne, und der Wind frischte auf.
    »Du gehst am besten in die Koje«, ordnete Heinrich an. Ich zögerte, denn unter Deck wurde mir schnell übel, während mich das Schaukeln an der frischen Luft nicht anfocht.
    »Kann ich nicht lieber hierbleiben?«, fragte ich, doch Heinrich hörte mir gar nicht mehr zu. Er rief dem Steuermann am Ruder Kommandos zu. Binnen weniger Augenblicke hatte sich der Himmel zugezogen, und über uns bildeten sich bizarre Wolkenformationen. Es wurde immer dunkler, als würde plötzlich die Nacht über uns

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