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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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hereinbrechen. Außerdem war der Wind noch stärker geworden und zerrte wütend an den Segeln.
    Über Deck fegten nun heftige Böen, die mich umzureißen drohten. Ich drückte mich in eine Ecke, in der ich nicht störte, und beobachtete hilflos das geschäftige Treiben an Bord. Ein Segel wurde eingeholt, während der Sturm an dem anderen rüttelte. Aus dem Meer war ein Hexenkessel geworden. Schwarze Wolken hingen über dem Schiff, als wollten sie es verschlingen. Die Wellen türmten sich zu hohen Bergen auf, und das Schiff kam mir plötzlich wie eine Nussschale in der wütenden See vor.
    Schreie wurden laut, nachdem das Reißen eines Segels zu hören war und im Windgeheul unterging. Ich ahnte, dass es lebensbedrohlich war, wenn ich weiterhin an Deck blieb. Während ich noch darüber nachgrübelte, wie ich es schaffen sollte, unter Deck zu kommen und in der Koje meinem letzten Stündlein entgegenzusehen, erblickte ich direkt vor mir an der Bordwand Ole, wie er von einer Bö erfasst wurde. Der kräftige Mann kam ins Trudeln, und sein massiver Oberkörper neigte sich gefährlich nach draußen. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, aber ich hechtete nach seinen Beinen, packte sie und umfasste sie fest. Als sich Oles Oberkörper aufrichtete, schwanden mir die Sinne, aber nicht, weil ich mich überhoben hatte, sondern weil mir etwas gegen die Stirn prallte.
    Ich steige die Treppe zum Rumkeller hinunter, ich weiß, dass Christian dort unten auf mich lauert, um mir den Rest zu geben. Wenn ich einer Einladung zu diesem letzten Kampf nicht folge, tötet er Jannis. Ich muss mich ihm stellen. Er oder ich, hat er mir angedroht, einer geht drauf, und dem anderen gehört alles. Auch die Hanne von Flensburg! Ich setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Wo hat er sich bloß versteckt? Höhnisches Gelächter ertönt aus den Rumfässern. Ich rieche seinen fauligen Atem. Er muss ganz in der Nähe sein. Ich höre schwere Schritte, fahre herum und sehe in seine feixende Fratze. Er öffnet den Mund, aber es ist gar nicht sein Gesicht. Die vom Kautabak bräunlichen Stumpen im Mund gehören doch keinem Geringeren als …
    Schreiend setzte ich mich auf und öffnete die Augen. Und schrie noch einmal laut auf, denn es war kein Traum. Oles Zähne sahen wirklich zum Gotterbarmen aus.
    »Ruhig, Mädchen, ganz ruhig!« Oles Stimme klang weich und tröstend. So hatte ich ihn noch niemals reden hören. Aber hatte er nicht gerade »Mädchen« gesagt? Ich war doch der junge Brodersen oder »die Bohnenstange«.
    »Bitte kneif mich, ich möchte wissen, ob das alles nur ein Traum ist«, stieß ich verängstigt aus.
    »Alles gut gegangen, Dirn. Der Karren wird gerade wieder flott gemacht. So’n büschen Wind kann diese schnieke Bark nicht kleinkriegen.«
    Wind? Bark? Da fiel es mir wieder ein. Ich war auf der Hanne von Flensburg. Wir waren in einen Sturm geraten. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, waren die stacheligen Männerbeine in zu kurzen Hosen, auf die ich mich gestürzt hatte, um den Koch vor dem Überbordgehen zu retten. Zu wissen, dass ich mich nicht in Christians Gewalt befand, tröstete mich, aber das war nur von kurzer Dauer. Denn nun fragte ich mich bang, was es zu bedeuten hatte, dass ich offenbar in einer Koje lag, Ole auf der Kante saß und mich »Mädchen« nannte.
    »Woher weißt du das … ich meine Sie …?«, stammelte ich. Seine Antwort war ein breites Grinsen.
    »Ich hab ja Augen im Kopp.«
    »Was ist geschehen?«
    »Du hast mich festgehalten, als der Sturm mich über Bord katapultieren wollte. Und gerade, als ich sehe, dass ich mein Leben dem Milchbubi zu verdanken habe, kriegst du das Brett vom Ausguck auf den Dötz. Also anne Stirn. Du hast geblutet wie ein Schwein, und ich hab dich denn in die Koje runtergetragen. Na ja, und denn habe ich den Hut runtergenommen, um zu sehen, ob oben auf der Rübe alles heile geblieben ist. Da war mir denn eigentlich klar, dass du nicht Hans heißt. Ja, und denn habe ich mich davon überzeugt …«
    »Du hast mich nicht etwa ausgezogen?«, schrie ich entsetzt auf.
    »Nee, nee, nur die Jacke, und denn war alles klar. Ich meine, ich bin nicht blind. Wenn das Hemd so ne Beulen hat.« Ole machte eine ausladende Bewegung mit der Hand.
    »Nun übertreib man nicht«, widersprach ich scherzhaft, doch dann wurde ich gleich wieder ernst. »Es darf keiner wissen, hat Heinrich gesagt.«
    Ole betrachtete mich mit scheelem Blick. »Du bist nicht etwa mitgefahren, um unseren Kapitän zu

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